Kapitel 2: Willkommen in der neuen Welt Für einen Außenstehenden, egal ob Mensch oder Pony, mußte die Wandertruppe, die da durch einen feuchten, naßkalt-triefenden Wald lief, wohl ein seltsames Bild geboten haben: an der Spitze ein orangefarbenes Pony mit blonder Mähne, blondem Schweif, einem Hut auf dem Kopf und mit Satteltaschen beladen, die sie offenbar ohne besondere Anstrengung trug, als nächstes ein Mensch mit zerrissener und nasser Kleidung, der mehr humpelte als ging und vor Kälte mit den Zähnen schnatterte, und am Schluß ein hellblaues Pegasuspony, die Flügel zusammengefaltet und angelegt, mit regenbogenbunter Mähne, ebenso buntem Schweif und einem Gesichtsausdruck, in dem sich grimmige Entschlossenheit mit einer gewissen Neugier, aber auch einer Spur Unsicherheit traf. Ich hatte für mich beschlossen, die Frage, ob ich träumte, irgendwo im Delirium lag oder all das wirklich erlebte, zunächst nicht weiter zu verfolgen, da sie mich nirgendwo hin brachte. Ich hatte mich entschieden, alles einfach als Wirklichkeit anzuerkennen und mich entsprechend zu verhalten - niemandem war geholfen, wenn ich die beiden mir körperlich deutlich überlegenen Ponys gegen mich aufbrachte und sie mich im günstigsten Fall hier im Wald, den ich nicht kannte, allein ließen - ich wäre binnen einer Stunde erfroren. Nach wenigen hundert Schritten erreichten wir tatsächlich das Ende des Waldes, und ich blieb stehen, um zu verstehen, was ich da sah. War das Wetter im Wald grau und naßkalt gewesen, so hörten die Wolken an der Grenze des Waldes wie abgeschnitten auf, und auf die vor uns liegende Obstplantagenlandschaft mit ihren winterlich kahlen Bäumen fiel schönster Sonnenschein. Erst jetzt bemerkte ich ein Rauschen in der Luft und sah nach oben - und war nicht einmal wirklich überrascht, über uns eine ganze Armada fliegender Ponys zu sehen, die offenbar damit beschäftigt waren, mit ihren Schwingen die aus dem Wald hervorquellenden Wolken in Schach zu halten. Ich versuchte erst gar nicht, mir die physikalischen Hintergründe vorzustellen - in dieser Welt war offenbar einfach zu vieles anders als in der mir bekannten. Die über uns im Flug arbeitenden Pegasi hatten uns entdeckt, und eines von ihnen, hellgrau mit dunkelgrauer Mähne und dunkelgrauem Schweif, änderte sein Flugverhalten und kam herab zu uns, um mit einem eleganten Anflug und einer nicht minder eleganten Landung neben uns zum Stehen zu kommen und seine gewaltigen Schwingen in einer Bewegung, die ich nicht wirklich nachvollziehen konnte, zusammenzufalten, so daß sie kaum noch zu sehen waren. Er (ich vermutete, daß es sich um die männliche Ausführung der Pony-Spezies handeln mußte, weil seine Gesichtszüge deutlich markanter und eckiger waren als die der beiden weiblichen Exemplare, die ich bereits kannte) warf mir nur einen kurzen, irritierten Blick zu, besann sich dann aber darauf, weswegen er eigentlich gekommen war, und deutete eine Verbeugung des Kopfes in Richtung Rainbow Dash an. "Verehrte Leiterin?" "Ja? Wo klemmts schon wieder?" "Wir brauchen Ihre Hilfe, Miss Dash. Diese Tiefdruckwolkenwand vor uns ist zu stark, und der Wind oben frischt zu sehr auf." Rainbow gab ein ergebenes Schnaufen von sich. "Was würdet ihr nur ohne mich tun... ich hoffe, es dauert nicht zu lange. AJ, kommst mit diesem... Mensch... allein zurecht? Ich befürchte, meine Arbeit ruft." Die Angesprochene blickte sichtlich belustigt. "Sicher, Sugarcube. Ich denk', wir wer'n schon mit'nander auskomm'. Kommste dann rüber zur Farm?" Rainbow errötete für einen kurzen Moment leicht, während der Pegasus diskret zur Seite sah. "Wird wohl nicht lange dauern. Bis dann." Mit diesen Worten versuchte sie, ihre Schwingen, die sie vor unserem Abmarsch im Wald ebenfalls zusammengefaltet und angelegt hatte, auszubreiten, aber anscheinend gab es dabei ein kleineres Problem. Zwar entfalteten sich die Flügel, aber ihr Gesicht verzog sich zur Grimasse. "Jautsch! Verdammt! Der linke Flügel macht Probleme... das ist allein deine Schuld!", bellte sie vorwurfsvoll in meine Richtung. Nachdem ich realisiert hatte, daß der Vorwurf mir galt, konnte ich nur ein fassungsloses Gesicht machen. "Was bitte? Ich habe deine Flügel nicht angerührt!" "Wärst du mir nicht ausgewichen, wär ich nicht ins Trudeln gekommen und nicht gegen diesen blöden Baum gekracht! Jetzt hab ich mir wegen dir die Höhennebenstellfedern verstaucht! Schönen Dank auch, du... Mensch!", giftete sie. Ich konnte nicht anders, als leise zu lachen. "Und hättest du mich nicht angegriffen, wär das auch nicht passiert. Als ob ich dir geheißen hätte, mich zu attackieren... jetzt bin ich wohl wieder schuld. Aber was solls, das bin ich gewöhnt", grinste ich, wobei die letzten Worte weniger überzeugend klangen, als ich es gern gehabt hätte. Die Antwort bestand nur aus einem giftigen Blick. Dann schlug Rainbow ein paarmal mit ihren Flügeln, vermutlich, um zu testen, ob sie trotzdem fliegen konnte. Obwohl sie klar versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, konnte ich das kurze Aufzucken von Schmerz in ihren Augen sehen, als sich ihre verstauchten Federn bemerkbar machten, dann schlug sie aber stärker mit ihren Schwingen aus und hob vom Boden ab. "Wird schon gehen", kommentierte sie grimmig. "Ich sehe euch dann hoffentlich gleich in der Farm." Damit stieg sie steil nach oben. Der Pegasus, der ihre Hilfe angefragt hatte, blickte uns zum Abschied nur kurz und ausdruckslos an, bevor er ihr folgte, und nach wenigen Sekunden waren beide in der Menge der Pegasi am Himmel verschwunden. "Gehn wir weiter, bevor du endgültig erfrorn bist." Dem konnte ich nichts entgegensetzen, und so setzten wir unseren Weg fort. Gern hätte ich mich ein wenig mit meiner neuen Bekanntschaft unterhalten, aber zum einen fiel mir nichts Geeignetes ein, was ich hätte sagen können, zum anderen schnatterte ich vor Kälte mal wieder mit den Zähnen (ich konnte nur hoffen, daß das keine neue schlechte Angewohnheit werden würde), und zum Dritten war ich viel zu fasziniert von meiner neuen Umgebung. Eigentlich war sie nicht einmal besonders spektakulär. Wir liefen nun über typische Feldwege durch die Obstplantage, deren Bäume, wie bereits erwähnt, winterlich kahl waren. Was mir allerdings auffiel: im Wald war es allenfalls naßkalt gewesen. Hier lag Schnee. Die Grenze zwischen Schmuddelwetter und schönem Bilderbuchwinter war der Waldrand gewesen: würde man in den Wald zurückgehen, würde die Schneedecke an seiner Grenze wie abgeschnitten aufhören. Außerdem schien hier die Sonne - was allerdings nichts daran änderte, daß es kalt genug war, daß der Schnee nicht taute. Weder der am Boden noch der auf den Ästen der Bäume. Und noch mehr war merkwürdig: der Schnee auf den Wegen war weder tief noch glatt, sondern so ausgebildet, daß man gut darauf laufen konnte, wäre man aber zwischen die Bäume getreten, wäre man, so, wie ich es von meiner Welt kannte, eingesunken. Offenbar befand ich mich nun wirklich endgültig nicht mehr in meiner Welt, sondern in Equestria: die Ponys kontrollierten das Wetter in den Gegenden, in denen sie lebten, wie ich mich erinnerte. Eine bemerkenswerte Leistung. Nach einigen weiteren hundert Metern erreichten wir schließlich die Farm. Im Gegensatz zur Cartoonserie sah ich deutlich mehr Details - um es kurz zu machen: waren die Gebäude in der Serie eher stilisiert dargestellt, so erschienen sie jetzt realistisch, wie Gebäude, die ich kannte. Es gab keine einfarbigen Flächen, sondern Schattierungen, Holzmaserungen, Unebenheiten in den Oberflächen --alles war so, wie man es gemeinhin von seiner Umgebung erwarten würde. Bis auf die Bewohner, versteht sich. Wir waren nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt, als diese aufflog und ein gelbes Pony mit dunkelroten Haaren herausgeschossen kam: Applebloom, wie ich vermutete. Im Grunde ähnelte sie in ihrer allgemeinen Erscheinung den Ponys, die ich bisher gesehen hatte, war aber um einiges kleiner und offensichtlich jünger. "Hallo Schwester, da biste ja endlich! Die andern sin' schon drin! Und wen hastn da mit, is das unser Gast?", sprudelte es aus dem jungen Pony heraus. Die Angesprochene blickte überrascht. "Welche andern? Und Gast... ich denk, ja, kann'mer so sagn... aber woher -" "Na, die andern vier! Rarity, Twilight Sparkle, Tante Pinkie und Fluttershy!" Applejack schüttelte verwundert den Kopf, und wir traten ein. Applebloom schoß an uns vorbei und verschwand unter einigem Poltern und Scheppern im hinteren Bereich des Gebäudes, und ich sah mich um. Innen wirkte das Haus heimelig-gemütlich, aber ich kam nicht dazu, meine neue Umgebung länger zu betrachten, da Applejack mich direkt in einen großen Raum, offenbar eine Art Wohnstube, führte. Innen erwarteten uns, wie versprochen, die vier anderen Ponys, die, wie ich mich erinnerte, die Elemente der Harmonie verkörperten, und ich hörte einige überraschte Laute. Zuerst einmal aber ging ich instinktiv in Richtung Ofen, ohne den anderen Ponys allzuviel Beachtung zu schenken, und streckte meine Hände aus, um erstmals seit gefühlten Stunden wieder ein wenig Wärme genießen zu können. Dafür, daß ich im Moment in keiner besonders gesprächigen Verfassung war, wurde Applejack mit Fragen überfallen. "Wer ist das? Unser Gast?" Aha, dachte ich, das hatte ich doch eben schon einmal gehört. "Was ist das eigentlich? Ich habe so etwas noch nie gesehen!" "Ist es lustig? Soll ich eine Party für heute abend ansetzen?" "Oh Darling, seht euch nur diese Kleidung an! Völlig ruiniert!" "Warum ist es hier? Was bedeutet das alles?" "Moooooment, langsam", schaltete sich Applejack ein. "Woher wißt ihr alle, daß wir Besuch hier ham'?" "Party-Einladung!", kam eine enthusiastische Antwort, die ich instinktiv Pinkie zurechnete. Das fragende "Hö?" als Antwort von Applejack brauchte ich nicht wirklich hören - es ging mir selber ähnlich. Ich blickte mich um, und jede der vier Stadtbewohnerinnen präsentierte eine Pergamentrolle, die am Ende ein Siegelband trug. "Donnerwetter! Das Siegel der Prinzessin!", schnaufte Applejack erstaunt. "Es steht bei uns allen dasselbe drin, wir haben schon verglichen. Liebe Twilight Sparkle! Bitte begib dich umgehend zu Applejacks Farm. Dort wird heute ein Gast eintreffen, den ich dir und deinen Freundinnen vorstellen möchte und der für uns alle von größter Wichtigkeit ist. Freundliche Grüße, Prinzessin Celestia", las das lilafarbene Unicorn vor. Wie aufs Stichwort wurde es plötzlich sehr hell im Raum. Hatte irgend jemand das Licht eingeschaltet? Eine absurde Idee, da draußen die Sonne schien. Als ich mich umdrehte, erkannte ich in der Mitte des Raumes noch einen Ball aus gleißend heller Energie. Die Helligkeit nahm rasch ab und kondensierte zu der Form eines sehr großen Wesens, das die mir nun schon bekannten Ponys deutlich überragte. Diese senkten in einer respektvollen Geste ihre Köpfe und Vorderhufe. "Prinzessin Celestia, willkommen in meinem bescheidenen Heim", begrüßte Applejack die Erscheinung, die sich da mitten in ihrer Wohnstube materialisiert hatte, und die anderen wiederholten respektvoll ihren Namen, bevor sie sich wieder aufrichteten. Ich stand an meinem Ofen und konnte nicht anders, als nur erstaunt zu gucken. Die Herrscherin von Equestria, denn um niemand anderen handelte es sich bei dem großen Wesen, war ein weißes Alicorn, wie ich aus der Serie wußte - was ich darin nicht wirklich gesehen hatte, war ihre Größe. Sie überragte die anderen Ponys ein beachtliches Stück, sowohl an Länge als auch an Höhe, und war sogar noch etwas größer als ich selbst, so daß ich mich mit ihr mindestens auf Augenhöhe befand. Ihre Mähne, die an der Stirn von einer goldfarbenen Stirnkrone gehalten und geordnet wurde, und ihr Schweif leuchteten in verschiedenen Pastelltönen und schienen sich in ständiger fließender Bewegung zu befinden, etwa so, als ob sie in der Luft schweben würden wie normale Haare im Wasser. Alles an ihr strahlte Würde aus, und ich konnte es fühlen: obwohl sie für meine Begriffe eher jung aussah, war dieses Wesen alt. Unvorstellbar alt, jedenfalls für menschliche Begriffe - und wohl erst recht für die eines Ponys. In ihren Augen lag eine Weisheit, die tiefer ging als alles mir Bekannte, und ein Wissen, welches nur ein Wesen hatte erwerben können, welches die Jahrhunderte kommen und gehen gesehen hatte. Ich hatte die Behauptung in der Cartoonserie, daß Celestia Equestria seit eintausend Jahren regierte, stets für übertrieben gehalten, aber plötzlich wußte ich einfach, daß es der Wahrheit entsprach oder eher noch untertrieben war. Dieses Alicorn vor mir verfügte über eine Lebenserfahrung, für die 1000 Jahre wohl noch zu wenig waren, und war höchstwahrscheinlich noch deutlich älter - die Aura aus Weisheit, Erfahrung, aber auch Macht, die es umgab, war fast mit Händen greifbar. Sie lächelte mich an. Ihr Lächeln galt nicht ihren respektvoll schweigenden Untertanen, sondern mir. "Nun, gefällt dir, was du siehst? Entspreche ich deinen Vorstellungen?" Mir wurde bewußt, daß ich sie seit einer geraumen Weile angestarrt hatte, und ich schnappte mit einem fast fühlbaren Ruck in die mich umgebende Wirklichkeit zurück. "Ich... wollte nich unhöflich sein.... ich bitte um Verzeihung... ich bin neu in dieser Welt hier. Habe ich die Ehre mit der Herrscherin persönlich?", stammelte ich unbeholfen, und ihr Lächeln wurde breiter. "Ganz recht, mein Lieber. Ich weiß, daß du neu hier bist, und du sollst auch erfahren, warum du zu uns... nun... gekommen bist. Deshalb habe ich euch, meine Lieben", sie wandte sich an die Ponys, "gebeten, hierherzukommen. Ist eigentlich Rainbow -" Ein machtvolles Rauschen von draußen unterbrach die Prinzessin, und das Licht, das durch eines der Fenster fiel, färbte sich hellblau. "Ich glaube, da kommt sie, Majestät", meldete sich Twilight zu Wort. Ihr Horn leuchtete kurz lilafarbig auf, und das Fenster öffnete sich von selbst, wobei der Griff kurz von einer farbigen Wolke umgeben war - offenbar wurde ich soeben Zeuge dessen, was in der Serie schlicht als "Magie" dargestellt wurde. Rainbow, die in der Luft flatternd vor dem Fenster gewartet hatte, flog herein und erkannte, wer da vor sich war. In einer einzigen fließenden, eleganten und vor allem unglaublich schnellen Bewegung, die zu schnell war, um die Einzelheiten erkennen zu können, landete sie, faltete ihre Flügel zusammen und wiederholte die respektvolle Begrüßungsgeste, die ich zuvor schon bei den anderen Ponys beobachtet hatte, bevor sie sich erhob. "Ich freue mich, meine Elemente der Harmonie versammelt zu sehen", sagte Celestia, bevor sie wieder in meine Richtung sah - alle anderen Ponys folgtem ihrem Blick, und ich fand mich unversehens wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. "Wir haben einen Gast bei uns, der, wie ich in euch geschrieben habe, für uns von größter Wichtigkeit sein könnte. Er ist ein Mensch, und er ist hier auf meine Veranlassung. Bitte behandelt ihn als Freund. Ihr sollt erfahren, warum er hier ist - " Sie unterbrach sich, und ein besorgter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. "Aber wie siehst du denn aus? Was ist passiert?" Offenbar hatte sie meinen desolaten Zustand bemerkt. Ich überlegte kurz. Die Wahrheit war, daß Rainbow Dash mich angegriffen hatte (siegreich, versteht sich, was nun wenig überraschend war), allerdings hielt ich es für nicht erforderlich, ihr die Verantwortung dafür zuzuschieben - sie hatte nur getan, was sie für richtig hielt. "Oh, ich verstehe... Rainbow Dash... wie konntest du nur? So behandelt man keine Gäste!", sagte Celestia mit leicht tadelndem Unterton in ihrer Stimme, und die stolze Fliegerin schien in sich zusammenzukriechen. Ich beschloß, einzuschreiten. "Verzeihung, Prinzessin... ich möchte nicht unhöflich sein, aber in meiner Welt sind wir es gewohnt, offen zu sprechen, deshalb bin ich so frei, mich einzuschalten. Es ist wahr, Rainbow hat mich angegriffen - aber ich denke nicht, daß Ihr sie dafür verurteilen solltet. Sie kannte mich nicht, wußte nicht, wer ich bin, und hielt mich für einen Spion oder einen Angreifer - sie hat selbst gesagt, daß sie es als ihre Pflicht sieht, ihre Freunde und Equestria vor feindlichen Eindringlingen zu beschützen. Deshalb bitte ich Euch, gebt Ihr keine Schuld - ihren Angriff auf mich würde ich als Mißverständnis bezeichnen." Celestia sah mich erstaunt und auch ein wenig belustigt an, und der Ausdruck in Rainbows Gesicht wechselte von Ungläubigkeit zu leiser Dankbarkeit, wie ich aus den Augenwinkeln feststellte. "Oh... nun denn... dann darf ich also davon ausgehen, daß zwischen euch keine Animositäten bestehen?" Ich blickte der Prinzessin fest in die Augen. "Davon dürft Ihr ausgehen." "Ich freue mich, solches zu hören, lieber Gast. Ich erkenne aber auch, daß dieses... Mißverständnis... für dich ein wenig unangenehme Folgen hatte, richtig? Ein warmes Bad wird sicher gut tun - Applejack, meine Liebe, könntest du dich vielleicht darum kümmern?" Die Angesprochene, die inzwischen ihre Satteltaschen abgeladen und meine Einkaufstasche wieder zutage gefördert hatte, sauste wie ein Blitz zur Tür hinaus. "Wunderbar. Rainbow - würdest du unserem Gast bitte den Weg zeigen und ihm als persönliche Begleitung zur Verfügung stehen?" Das hellblaue Pony verbeugte sich tief und sah mich dann auffordernd an, aber ich zögerte noch kurz. "Ich danke Euch für Eure Besorgnis um mein Wohlergehen, ich nehme aber auch an, daß Eure Zeit als Herrscherin knapp bemessen ist. Falls Ihr lieber die Besprechung vorziehen wollt..." Das große Alicorn blickte mich, nun eindeutig belustigt, an. "Du hast Manieren, das gefällt mir. Aber keine Sorge, ich habe Zeit... wenn man etwas in Jahrhunderten lernt, dann das, daß Zeit relativ ist. Und die anderen Ponys werden kaum bemerken, daß du für eine kleine Weile nicht im Raum bist... sieh selbst..." Sie deutete auf die Gruppe der verbliebenen vier Ponys, und ich keuchte erstaunt. Pinkie Pie hing regungslos mitten in der leeren Luft, erstarrt in einem ihrer typischen Hüpfer; und die anderen starrten mit leerem Blick. Twilights rechter Vorderhuf hing unbeweglich in der Luft - genauso übrigens wie die Haare von Raritys perfekt frisierter Mähne, die, nachdem sie den Kopf gedreht hatte, ebenfalls nicht wieder nach unten gefallen waren. Ein paar Staubkörnchen standen ebenfalls unbeweglich in den Sonnenstrahlen, die durch die Fenster einfielen, und ich sah fassungslos zu Celestia und Rainbow, die momentan ebenfalls eingefroren schien. "Selektive Zeitdilatation", lächelte die Prinzessin knapp. "Ich erkläre alles, aber später. Und nun", damit schnappte Rainbow zurück in die Wirklichkeit, "ab mit euch beiden ins Bad. Bis gleich!" Das hellblaue Pegasuspony setzte sich gehorsam in Bewegung, und ich folgte ihr nach oben, dahin, wo offenbar das Badezimmer lag.