Kapitel 3: Das Bad auf der Tenne Rainbow Dash flog mir voraus, die Treppe nach oben, ihre Schwingen waren nur minimal ausgebreitet, sonst hätte sie im Treppenhaus unmöglich genügend Platz gehabt. Offenbar verfügten diese flugfähigen Wesen über geradezu unglaubliche Fähigkeiten, um sich auf verschiedene Arten in der Luft fortzubewegen. Nach wenigen Schritten hatten wir das Bad erreicht, und ich trat ein. Das Wasser lief bereits mit verheißungsvollem Rauschen in die große Wanne, und ich freute mich schon darauf, meine durchgefrorenen Knochen in der Wärme eines Vollbades wieder aufwärmen zu können. Applejack stand am Wannenrand und sah angestrengt auf eine Batterie offener kleiner Flaschen. "Was kann ich dir reintun ins Wasser? Als Gast sollste dich bei uns ja möglichst wohl fühln... oh! Wie wärs damit? Apfelbadeschaum! Aus eigener Herstellung!", verkündete sie mit unüberhörbarem Stolz. Ich lächelte dankbar. "Klingt wunderbar." Sie schnappte sich die Flasche mit ihrer Schnauze und goß einiges von ihrem Inhalt in die Wanne. Ein überaus angenehmer Duft nach Äpfeln begann sich im Raum auszubreiten. "Vielleicht sollte ich noch was zurechtmachn für die andern... du kommst zurecht?" Ich nickte. "Vielen Dank, daß ich dein Bad benutzen darf." Sie errötete für einen kurzen Moment leicht und war kurz darauf verschwunden. Ich begann, mich auszuziehen, als mir wieder einfiel, daß ich nicht allein im Raum war, und ich sah zu Rainbow hinüber. Sie sah mich mit niedergeschlagenen Augen an. "Danke", flüsterte sie leise. Ich sah verwirrt zurück. "Wofür?" "Dafür, daß du vor der Prinzessin für mich gesprochen hast. Du hättest mir die Schuld geben können an deinem Zustand, und ich hätte es verdient gehabt", schniefte sie, scheinbar den Tränen nahe. Ich ging in die Hocke, damit ich ihr auf gleicher Höhe in die Augen sehen konnte. "Rainbow... es war nicht deine Schuld, daß ich in diesem Wald erschienen bin. Wie ich draußen schon gesagt hatte: ich wußte nicht, wo ich war. Du hast mich gefunden, kanntest mich nicht und wolltest Schaden von deinen Freunden abwenden - du konntest gar nicht anders reagieren. Ich mache dir daraus keinen Vorwurf." Dankbar sah sie mich an. "Ich möchte nicht den Zorn der Prinzessin auf mich ziehen... weißt du, ich versuche immer, mein Bestes zu geben, nur manchmal... ist das wohl des Guten zuviel. Und glaub mir, die Prinzessin zu verärgern ist keine gute Idee... ich hatte die schlimmsten Befürchtungen, nachdem sie sagte, du wärst unser Gast, und ich hatte dich attackiert..." Ihre Stimme verlor sich. Instinktiv streckte ich die Hand aus, um sie zu streicheln, hielt aber auf halbem Wege inne - ich hatte wohl kaum ein Recht, dieses Wesen nach der kurzen Zeit, die ich es nun kannte, so persönlich zu berühren. "Wie ich schon sagte: bitte mach dir darum keine Gedanken. Und nun, ein anderes Thema: ich müßte mich jetzt, wenn es dir nichts ausmacht, ausziehen. In vollen Klamotten baden hatte ich heute schon einmal", ich grinste schief, bedauerte den Kommentar aber sofort, als ich einen neuerlichen Anflug von Schuldgefühlen in ihren Augen lesen konnte; "deshalb, wie gesagt... wenn es dir nichts ausmacht..." Ihr Blick verwandelte sich in ehrliche Neugier. "Das heißt, du trägst Kleidung? Immer?" "Nun ja... fast immer. Wir Menschen brauchen sie einfach, sonst würden wir innerhalb kürzester Zeit erfrieren. Tragt ihr Ponys keine Kleidung?" "Selten... meistens sind wir so, wie wir sind, gut genug ausgestattet, ich selber trage Kleidung nur als Fellschutz bei meiner Arbeit in der Wetterfabrik, oder zu solchen festlichen... offiziellen... Anlässen, aber nur ungern, ich bin gut genug so, wie ich bin. Ihr Menschen friert also schnell? Habt ihr kein Fell? So wie wir?" Ich sah sie mir näher an und erkannte endlich, wie das Äußere eines Ponys beschaffen war: es war komplett mit einem sehr kurzhaarigen und sehr dichten Fell überzogen, und erneut streckte ich meine Hand aus. "Darf ich...?" Nun war es an ihr, mich verwirrt anzusehen. "Ich wüßte gern, wie sich euer Fell anfühlt... wir haben in unseren Fingern unzählig viele Tastsensoren, um die Beschaffenheit von Oberflächen zu fühlen, das verrät uns mehr, als wenn wir es nur sehen." Sie kicherte verlegen und nickte leicht. Leicht, ganz vorsichtig, strich ich mit meinen Fingern über das Fell an ihrem Hals, und sie ließ es geschehen. Das Oberflächengefühl eines Ponys war schwer zu beschreiben... am ehesten konnte man es vergleichen mit einer Mischung aus Samt und Fleece-Stoff. Es war weich, gleichzeitig dicht, und es war warm... und, so absurd es klang, es pulsierte ganz sacht. Ich strich noch einmal sanft darüber und war mir nun sicher: völlig anders als bei allen Fellarten irdischer Tiere, die ich kannte, war bei Ponys das Fell selbst durchblutet und bildete offenbar nicht nur Hautanhängsel wie bei uns, sondern war Teil ihrer äußeren Hülle. Ich zog meine Hand zurück. Nun, zumindest erklärte das die Tatsache, daß Ponys erröten konnten. "Danke... das war sehr... aufschlußreich. - Die Wanne ist voll, wie ich sehe" - mit einem Satz sprang ich auf, um die Wasserhähne abzudrehen. Nur eine Sekunde später wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Durch die abrupte Bewegung, mit der ich aus der Hocke hochkam, wurde die Haut meiner Knie belastet - und ich hatte ganz vergessen, daß diese Haut leider ziemlich übel beschädigt war. Mit einem erstickten Schmerzenslaut kippte ich nach vorne, konnte mich aber immerhin noch rechtzeitig am Wannenrand abstützen. Nachdem der beißende und brennende Schmerz etwas nachgelassen hatte, konzentrierte ich mich wieder auf den Grund dieser Aktion und drehte die Wasserhähne zu. Erst jetzt bemerkte ich, daß ich keuchte und zitterte. Rainbow war neben mich getreten und sah mich mit einer Mischung aus Mitgefühl und neu erwachter Schuld an. "So schlimm...? Kein Pony wäre so... beschädigt... seid ihr Menschen wirklich so... schwach?" Ich spürte, daß ihre Frage ehrlich, nicht als Beleidigung gemeint war, und nickte. "Verglichen mit den meisten anderen großen Wesen meiner Welt, sind wir körperlich weit unterlegen. Unsere einzige natürliche Stärke ist unser Geist." Ich setzte mich vorsichtig auf den Wannenrand und zog mir Jacke, Pullover und Unterhemd aus, wobei mir Rainbow interessiert zusah. Ich blickte sie an. "Ich müßte jetzt, falls es dir nichts ausmacht, auch meine Hosen ausziehen." Offenbar verstand sie den versteckten Hinweis nicht. "Ich schätze deine Anwesenheit, aber... meist sind wir Menschen beim Baden allein. Außerdem möchte ich nicht, daß es nachher heißt, ich hätte dich... belästigt oder so etwas in der Art." Ihr Blick wurde fragend. "Wie könntest du mich belästigen? Celestia hat mich gebeten, deine persönliche Begleitung zu sein, deshalb möchte ich gern bei dir bleiben - bitte schick mich nicht weg." Ich zuckte nur mit den Achseln (auch diese Bewegung bereute ich nur eine Sekunde später, als sich meine verletzte Schulter mit einem stechenden Brennen für diese Bewegung bedankte) und stand auf. Ohne weiteren Kommentar zog ich meine Schuhe und Socken aus, öffnete Knöpfe und den Reißverschluß und entledigte mich meiner Sachen - Rainbow sah mir nur mit einer offenkundigen unschuldigen Neugier zu. Ich nannte mich selbst in Gedanken einen prüden Idioten - dieses Pony sah heute zum ersten Mal einen Menschen. Verständlich, daß sie über Dinge wie Intimsphäre oder Schamgefühl gar nichts wissen konnte. Zumindest letzteres blieb bei mir aus, wie ich selber erstaunt feststellte. Normalerweise war es mir wie vielen Menschen unangenehm, mich in Gegenwart anderer entkleiden zu sollen, aber hier, in ihrer Gegenwart, fühlte ich... nichts. Im Grunde war es nicht viel anders als damals, als ich noch eine Katze gehabt hatte und in ihrer Gegenwart nackt umhergelaufen war - es hatte die Katze nicht gestört und mich auch nicht. Vielleicht lag es einfach daran, daß wir unterschiedlichen Spezies angehörten. Zuerst einmal mußte ich meine Hose allerdings über meine Knie bekommen. Inzwischen war geschehen, was ich befürchtet hatte - Stoff, Wundflüssigkeit und Blut hatten eine klumpige Einheit gebildet. Es blieb mir nichts weiter übrig: ich biß die Zähne zusammen und riß mit einem Ruck die Hose herunter. Dafür wurde ich mit einer Welle siedend heißen Schmerzes belohnt, genau wie ich es erwartet hatte, und meine Grimasse war eindeutig genug. Und, wie ich es gleichfalls schon hatte kommen sehen, fühlte ich gleich darauf etwas warm an meinem Bein herunterlaufen - ich mußte nicht einmal hinsehen, um zu wissen, daß es Blut war. Mein Blut. Sicher, die Verletzung war nicht wirklich gefährlich, der optische Effekt aber durchaus ausreichend. Als ich die Augen öffnete, fiel mein Blick in Rainbows Gesicht, und ich las darin eine Mischung aus Schock und purem Entsetzen. "Ist das... Blut?", flüsterte sie, die großen, rosenfarbenen Augen schreckensstarr. "Ohne unhöflich zu sein... aber ja, das ist es. Was sollte es sonst sein?" "Das... das konnte ich nicht wissen... ich wußte nicht, daß ihr Menschen so zerbrechlich seid... weißt du, bevor ein Pony blutet, muß viel mehr passieren... wir sehen kaum Blut... es tut mir so leid", stammelte sie, und ihr Gesicht wurde bleich. Ich konnte bei diesem Anblick nicht länger distanziert bleiben. "Komm her", sagte ich freundlich. Zögernd trabte sie die zwei Schritte auf mich zu. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, streichelte vorsichtig ihre Wangen, und drückte sie danach fest an mich. "Hör zu, kleine Rainbow Dash. Ich möchte nicht, daß du dir meinetwegen Vorwürfe machst. Was geschehen ist, ist geschehen, und mit den Folgen muß ich leben. Es wird ein paar Tage elend weh tun, aber diese Wunden werden heilen, und in ein paar Wochen ist davon nichts mehr zu sehen. Wir Menschen haben ständig kleinere Verletzungen der Haut, nicht so groß wie diese hier, aber auslaufendes Blut ist bei uns nicht so selten wie bei euch Ponys. Bitte hör auf, dir Vorwürfe zu machen... ich will einfach nicht, daß du dich deswegen schlecht fühlst." Nachdem ich sie losgelassen hatte, sah sie mich mit einem herzerweichend dankbaren Blick an. Nach einer kleinen Weile gewann dann wieder ihre Neugier die Oberhand. "Ich habe noch nie einen Menschen wirklich gesehen... darf ich dich... ansehen?" Ich stand wortlos aus und breitete Arme und Beine aus - eine Position, die unter Menschen wohl eher provozierend und obszön gewirkt hatte, hier aber einfach nur Antwort auf die geradezu kindliche Neugier des Wesens vor mir war. Sie betrachtete mich interessiert. "So sehen Menschen also wirklich aus... bist du ein... Erdmensch?" Jetzt war ich derjenige, der nicht wußte, was gemeint war. "Erdmensch? Wir unterscheiden da nicht..." - dann fiel mir ein, daß es ja drei wesentliche Sorten von Ponys gab: Erdponies ohne Magie und Flügel; Pegasi, ebenfalls ohne Magie, dafür aber flugfähig, und Unicorns, diese konnten wohl nicht fliegen, besaßen dafür aber magische Fähigkeiten. "Nun, ich denke, nach eurem Verständnis gibt es nur Erdmenschen... es gibt keine Menschen, die fliegen können oder wirkliche Magie besitzen." "Keiner von euch kann fliegen? Oh, wie schade... wie bedauernswert... glaubt mir, ihr verpaßt da was wirklich... Cooles", ihre Augen leuchteten allein bei dem Gedanken ans Fliegen. "Nun, wir können zwar nicht aus eigener Kraft fliegen... aber wir haben Maschinen, Geräte, die fliegen können und in denen wir dann sitzen. Im weiteren Sinne fliegen wir also durchaus." "Erstaunlich, überaus erstaunlich... darüber mußt du mir irgendwann unbedingt mehr erzählen." Sie betrachtete mich weiter und kam zu meiner Genitalregion. "Was sind das für Teile... ach so..." - ihr Gesicht lief rot an, und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. "Darf ich vermuten, daß es ähnliche Teile auch bei Ponys gibt?", fragte ich feixend, und der Rotton in ihrem Gesicht wurde stärker. "Nun... natürlich weiß ich, wissen wir alle, wie unsere kleinen Fohlen entstehen...", stammelte sie. "Gibt es bei euch keine Abdeckaußenhaut? Und du hast doch Fell! Warum nur dort? Und warum nicht sonst?" "Das weiß niemand, liebe Rainbow. Es stimmt, geschlechtsreife Menschen haben an dieser Stelle natürlicherweise Fell, aber warum, wozu das gut ist... da streiten sich auch unsere Wissenschaftler. - Nichts für ungut... aber darf ich jetzt ins Wasser?" "Entschuldige bitte - ich habe mich mitreißen lassen. Dabei sind solche Sachen, solche... Betrachtungen doch eher was für Ponys wie Twilight!" Sie schien sich selbst ein wenig über ihre Neugier zu ärgern. Ich für meinen Teil stieg in die Wanne, die voll angenehm temperierten Wassers und mit duftendem Schaum bedeckt war, und ließ mich vorsichtig nieder. Als die beschädigten Stellen meiner Haut in Kontakt mit dem Wasser kamen, spürte ich erwartungsgemäß die entsprechenden Schmerzen, aber ich versuchte, sie mir nicht anmerken zu lassen. Dann sank ich komplett ein und konnte mir ein entspanntes Seufzen nicht verkneifen. "Aaaaah, das tut gut.... Wärme... Behaglichkeit... Energie", murmelte ich. Rainbow sah mich fragend an. "Schon gut - nichts. Ich weiß nur nicht, ob meine Sachen noch zu gebrauchen sind, so, wie sie jetzt sind... wenn ich nachher aus der Wanne komme, habe ich, ehrlich gesagt, keine Lust, wieder in dieses nasse, kalte und vor allem kaputte Zeug zu steigen." "Darum kümmere ich mich, wenn du gestattest! Das ist das Mindeste, was ich tun kann!" Mit diesen Worten schnappte sie sich meinen Kleiderstapel mit ihrem Maul und eilte zur Tür hinaus. Ich genoß derweil das Bad und das Gefühl, daß die Wärme des Wassers langsam meinen unterkühlten Körper durchdrang und endlich auch meine Knochen erreichte, und begann, mich langsam wieder angenehm temperiert zu fühlen. Nur kurz darauf kam von der Tür ein leichtes Klopfen. Ich fragte mich kurz, warum meine persönliche Begleiterin auf einmal klopfen sollte, verscheuchte den Gedanken aber wieder. "Herein!" Die Tür öffnete sich, allerdings erschien nicht, wie ich erwartet hatte, Rainbow, sondern Applejacks jüngere Schwester, Applebloom. Auf ihrem Kopf balancierte sie einen Stapel Textilien und etwas, was ich hier nicht wirklich zu finden erwartet hatte: einen Verbandskasten. Krampfhaft vermied sie jeden Blick in meine Richtung. "Rainbow hat mir aufgetragn, dir das hier zu bringn... und ich soll jaaaa nicht zu dir hinsehn, du wärst... nackt...", das junge Pony errötete sichtlich. Ich konnte mir das Feixen nicht verkneifen. "Kein Problem - ich bin in der Wanne und unter dem Badeschaum verschwunden, du kannst gar nichts sehen. Außerdem ist es vielleicht nicht die schlechteste Idee, zu gucken, wohin du läufst -" Zu spät. Polternd stolperte sie über den Hocker, auf dem sie die Sachen vermutlich hatte abladen wollen, und Handtücher, Bademantel (um nichts anderes handelte es sich bei den Textilien) und Verbandskasten landeten raschelnd und scheppernd auf dem Boden. Schüchtern wagte sie nun doch einen Blick zu mir. "Ich schätz mal, ein Cutie mark fürs Blindlaufen krieg ich auch nich'..." "Aber vielleicht eines für Freundlichkeit, wer weiß? Ich danke dir für die Sachen... ich komme zurecht", antwortete ich so liebenswürdig, wie ich nur konnte. "Oder vielleicht als Gastgeberin? Vielleicht is mein Cutie mark ja was mit Gastfreundlichkeit, also ne Teetasse oder so? Muß ich rausfindn!" Damit war sie auch schon wieder verschwunden, und ich lächelte - ich konnte mich gut an die Serie erinnern: die Cutie marks waren Symbole, die irgendwann, wenn das jeweilige Pony seine wahre Bestimmung oder sein spezielles Talent gefunden hatte, auf den hinteren Flanken erschienen und eben jene Begabung anzeigten. Applebloom und zwei ihrer gleichaltrigen Freundinnen hatten aber bisher weder ihr Spezialtalent entdeckt noch ihre entsprechenden Zeichnungen erhalten und taten nun alles nur Denkbare (und auch noch einiges Undenkbare), um diesen Zustand zu ändern. Als ich die Augen wieder öffnete, war Rainbow wieder im Bad erschienen und sah sich mit leicht konfusem Gesichtsausdruck um. "Was ist denn hier passiert... Applebloom... können die Kleinen denn nicht mal was ohne Schaden erledigen..." Seufzend wollte sie darangehen, die verstreuten Dinge aufzulesen, aber ich hielt sie zurück. "Laß nur, nicht nötig - das schaff ich nachher schon. Erstmal danke für die Sachen." "Deine Kleidung wollte ich Rarity übergeben - wenn jemand sich mit so etwas auskennt, dann sie. Allerdings... ich habe das noch nie gesehen... sie ist... wie versteinert? Und auch die Prinzessin... sie sind zwar alle unten, aber sie... reagieren nicht?" Selektive Zeitdilatation, dachte ich - offenbar war dieses Konzept durchaus nicht allen Ponys geläufig, vermutlich wußte bisher nur Celestia davon. Ich konnte mir zwar denken, worauf es hinauslief, aber für den Moment hätte das wohl zu weit geführt, selbst für ein offenbar recht intelligentes Pony wie Rainbow. "Wir kümmern uns nachher gemeinsam darum. Jetzt würde ich nur gern wissen: was ist mit deinem Flügel?" "Tur immer noch weh", erwiderte sie mit verkniffenem Gesichtsausdruck. "Laß mich mal sehen... vertrau mir bitte, ich will dir gerne helfen." Ihr Gesichtsausdruck wurde schmollend. "Warum sollte ich dir nicht vertrauen?" Jetzt war es wieder an mir, verständnislos zu gucken. "Draußen im Wald hättest du mich am liebsten per Huftritt davongeschossen... deshalb kann ich nicht erwarten, daß du mir jetzt traust. Oder sehe ich da etwas falsch?" "Die Prinzessin hat gesagt, du bist unser Gast und wir sollen dich als Freund ansehen - und sie hat uns nie hintergangen. Wenn sie dir traut, tun wir das alle." So einfach war das also... Sei der Freund der herrschenden Prinzessin, und alle ihre Ponys sind ebenfalls deine Freunde, dachte ich, so oder so ähnlich mußten die Gepflogenheiten in Equestria sein. Einfach und überschaubar - Mißtrauen gegen Anweisungen Celestias kannten die Ponys offenbar nicht. Rainbow war derweil an die Wanne herangetreten und sah mich, trotz ihrer Vertrauensbekundung, unsicher an. "Du hast aber doch selber keine Flügel... Woher weißt du dann, wo und wie so eine Verstauchung liegt, und wie willst du mir helfen?" Als Antwort hob ich meine Hände und bewegte demonstrativ meine Finger. "Wir Menschen haben diese Finger, von denen ich dir ja vorhin schon erzählt habe. Manchmal können wir damit recht nützliche Dinge zuwege bringen... vielleicht finde ich ja das Problem mit deinen Federn und kann es beheben." Sie senkte den Kopf und hielt mir ihre Seite hin. "Bitte tu mir nicht weh", flüsterte sie leise. Ich konnte nicht anders, als ihr kurz beruhigend über ihre Mähne zu streichen, dann nahm ich den äußeren Ansatz ihres Flügels. So vorsichtig, wie ich konnte, versuchte ich ihn zu entfalten. Rainbow erkannte meine Absicht und unterstützte meine Auffalt-Künste mit ihren natürlichen Muskeln, und erst jetzt, in sehr langsamer Bewegung, erkannte ich, daß ein Pegasus-Flügel im Ruhezustand mehrfach sowohl der Höhe als auch der Länge nach gefaltet war - die Konstruktion aus Knochen, Muskeln und Gelenken entsprach nichts, was ich aus meiner Welt kannte, schien aber offenbar hocheffektiv zu sein. Nach kurzer Zeit war ihr Flügel voll ausgefaltet und maß jetzt sicher zwei Meter in der Länge und deutlich über einen Meter in der Höhe. Ich besah ihn mir genau und stellte fest, daß die Haut hier nicht mit Fell, sondern tatsächlich mit unzähligen Federn in verschiedenen Größen und Formen, allesamt jedoch in derselben Farbe wie ihr Fell, bedeckt war. Vorsichtig strich ich mit den Fingerspitzen darüber und wurde mit einem leichten Zittern belohnt - offenbar befanden sich in der Haut jede Menge Nerven und Tastzellen, die wohl im Normalfall dazu dienen mochten, Dinge wie Luftwiderstand, Windgeschwindigkeiten und Strömungsverhältnisse zu messen. Nach einer kleinen Weile fand ich eine Stelle, an der einige Federn von der sonstigen Anordnung sichtlich abwichen --möglicherweise hatte ich die beschädigte Stelle gefunden. "Sind das die verstauchten Federn?" Ich tipste die Stelle so sacht, wie ich nur konnte, an, und richtig zuckte Rainbow mit ihrem Flügel zurück. "Ja." Das Wort war kaum zu hören, scheinbar hatte sie noch immer Angst vor mir. "Glaub ich gern, daß das wehtut... du kannst es vermutlich selber nicht sehen, aber die Federn hier haben sich ineinander verkantet. Es sieht bald aus wie die Typenhebel einer mechanischen Schreibmaschine, wenn man zu schnell damit schreibt oder auf zu viele Tasten gleichzeitig haut... und die Federkiele in deiner Haut sind natürlich entsprechend verbogen." "Was ist eine Schreibmaschine?" "Ich vergaß... sowas kennt ihr hier wohl nicht. Macht nichts. Ich würde gern versuchen, es wieder zu richten - es sieht ganz einfach aus, solche Probleme hatte ich mit meiner Schreibmaschine - auch wenn du nicht weißt, was das ist - schon oft. Auch wenns kurz wehtut... bitte vertrau mir. Und wenn es zu schlimm wird, kannst du mich immer noch angreifen - du weißt, ich bin keine Herausforderung für dich." Sie nickte, eine Bewegung, die so schwach war, daß ich sie kaum sehen konnte, und in ihren Augen stand nun eindeutig Angst. Vorsichtig machte ich mich ans Werk und entwirrte die ineinander verkeilten Federn, und genau wie bei der von mir erwähnten Schreibmaschine war ich nach wenigen Sekunden mit dieser Tätigkeit fertig: die Federn hingen nun wieder unauffällig im Flügel. Zwar konnte man, wenn man genau hinsah, im Bereich der Haut noch eine leichte Schwellung entdecken, aber ansonsten unterschied sich das Erscheinungsbild der betroffenen Stelle nicht mehr vom Rest der Schwinge. "Erledigt, das wars auch schon. Funktioniert wieder alles?" Sie sah mich ungläubig an und faltete einige Male ihren Flügel auf und zu, dann trat sie einige Schritte zurück und entfaltete beide Flügel zu voller Größe, um ein paarmal damit zu schlagen (mit dem Ergebnis, daß sie mit dem dadurch entstehenden Wind den Badeschaum von der Wasseroberfläche davon- und gegen die Wand blies). Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich zu fassungsloser Freude. "Die Schmerzen... sie sind fast weg! So gut behandelt mich sonst nur App -" Sie unterbrach sich und biß sich auf die Lippen, als sie beinahe unabsichtlich einen Namen ausgesprochen hätte. Ich grinste kurz (sie sah es, das merke ich deutlich) und machte dann wieder ein neutrales Gesicht (oder versuchte es wenigstens). "Freut mich, daß ich helfen konnte." Das Flügelschlagen wurde stärker. "Ich muß es gleich ausprobieren..." Sie hob vom Boden ab und schwebte auf den Wannenrand. Ich ging vor den schlagenden Schwingen vorsichtshalber in Deckung, indem ich tiefer ins Wasser eintauchte, aber Rainbow strahlte mich nur freudig an. "Mein Flügel funktioniert wieder perfekt!", rief sie freudig, während sie das Flattern einstellte und ihre Schwingen zusammenfaltete. "Ich kann wieder - wah - aaah!" Ohne die Unterstützung ihrer Flügel wurde es offenbar sofort um einiges schwieriger, auf dem glatten Wannenrand das Gleichgewicht zu halten. Bevor sie erneut hätte ihre Schwingen zu Hilfe nehmen können, verlor sie den Kampf um ihr Gleichgewicht, kippte ab - und direkt zu mir in die Wanne herunter. Geistesgegenwärtig hatte ich die Arme ausgebreitet und mich auf den Aufprall vorbereitet. Platschend landete sie auf mir und drückte mich in die Wanne, aber wenigstens gelang es mir, mein Gesicht über Wasser zu halten. Nachdem sie gemerkt hatte, daß ihr Gesicht ebenfalls noch über Wasser war, öffnete sie ihre zusammengekniffenen Augen - und sah direkt in meine. Ihr Gesicht verfärbte sich feuerrot, als sie erkannte, in welcher Lage wir beide in der Wanne lagen. "Ich... das... denke nicht... das ist nicht...", stammelte sie verlegen, unfähig, einen klaren Satz hervorzubringen. "Sssshhhh", machte ich nur. "Ist doch nichts passiert... ich hoffe, du hast nicht gleich die nächste Verstauchung?" "Nein... alles in Ordnung... aber... ich bin sonst in der Wanne immer allein... außer manchmal mit Applejack... wack!" Erschreckt sah sie mich an, bereit zur Flucht. Ich schlang meine Arme um ihren Rücken. "Du und Applejack, ihr seid zusammen, richtig?" "Ähm... nun ja... ja. Du hast meine Federn gerichtet, ohne mir wehzutun, und mich vor der Wut der Prinzessin beschützt. scheinbar kann ich dir wirklich vertrauen... ja. Es stimmt, ich und Applejack, wir sind zusammen... seit vorigem Sommer... es weiß aber keiner außer uns beiden. Ich meine, wir sind beide Stuten, das kann... Probleme... geben... und ich wollte es dir auch nicht erzählen... jetzt weißt du es... aber behalt es für dich, sonst wirst du merken, was passiert, wenn ich richtig mit Kämpfen anfange!", schoß sie hervor, aber die Drohung klang vermutlich nicht einmal in ihren eigenen Ohren überzeugend. Ich lächelte sie offen an und empfand etwas, von dem ich noch vor wenigen Stunden nicht gedacht hätte, es noch jemals wieder empfinden zu können: ehrliche Freude. Ehrliche Freude für diese beiden Ponys, die sich - was Fans in meiner Welt schon lange vermutet hatten - wirklich von Herzen liebten und die nun hier offenbar tatsächlich endlich zusammen waren. "Von mir wird niemand etwas erfahren", versprach ich feierlich. Rainbow sank erschöpft über mir zusammen. "Danke... nicht jedes Pony würde das verstehen. Viele vermuten oder tuscheln herum, aber ja, das ist der Grund, weshalb ich hier auf der Farm bin." Ich streichelte sie beruhigend. "Ich freue mich einfach für euch beide." Dankbar sah sie mich an, dann schielte sie auf meine Hände. "Wäre es zuviel verlangt... ich meine, wo ich schon einmal in der Wanne bin... du hast Hände, das haben wir nicht... darf ich dich darum bitten, mein Fell damit einmal einzuseifen? Ich wüßte zu gern, wie sich das anfühlt... nur, wenn es dir nichts ausmacht..." Nanu, dachte ich, dieser Tonfall paßt doch eher zu Fluttershy als zur sonst so vorlauten Rainbow Dash. Aber offenbar erlebte ich hier nicht nur die äußere Fassade dieses Wesens, die in der Serie gezeigt wurde, sondern den gesamten Charakter, der wohl um einiges komplexer und vielschichtiger war, als es für eine Cartoonserie zweckmäßig sein mochte. "Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen. Nur denke bitte daran: ich kenne euch Ponys noch nicht wirklich. Sobald dir eine Berührung unangenehm ist oder gar weh tut, sage mir das bitte sofort - bevor du mich in die Umlaufbahn kickst." Was die letzten Worte genau bedeuteten, wußte sie vermutlich nicht, aber sie nickte. Ich besah mir die Flaschen auf dem Teil des Wannenrandes, der an die Wand grenzte und gleichzeitig als Regal diente. "Wollen mal sehen... hm... was ist hier eigentlich was...?" Ratlos blickte ich auf das Sammelsurium. Einige der Fläschchen waren zwar beschriftet, leider waren die Zeichen für mich jedoch völlig unleserlich. Rainbow folgte meinen Blicken und deutete mit einem Huf auf eine davon. "Könntest du diese hier nehmen?" "Gern." Ich nahm die entsprechende Flasche und schnüffelte daran - offenbar handelte es sich um eine Art Shampoo. Ich verteilte einiges davon in meinen Händen und begann, ihr Fell damit einzuseifen. Bei dieser Gelegenheit, als ich an ihren Beinen angelangt war und sie mir ihre Hufe einzeln entgegenhielt, hatte ich auch endlich Gelegenheit, deren Äußeres näher zu betrachten: anders als bei irdischen Pferden und ihren Verwandten handelte es sich hier offenbar nicht um verdickte äußere Hautschichten, sondern an der Unterseite, da, wo beim Menschen die Füße wären, lediglich um stärkeres, widerstandsfähigeres Fell auf robuster Haut. Diese Unterseite war ansonsten fast kreisrund und vom Gefühl her sehr stabil - gut möglich, daß sich im Inneren eine runde Knochenplatte befand, die die Gesamtkonstruktion stabil hielt. Nun, das würde erklären, wieso sie mich im Wald dermaßen hatte am Boden festnageln können, ohne mir gleichzeitig das innere Rippenfell zu zerreißen oder zu zerstechen. Auch ihre Mähne und ihren Schweif ließ ich mit meiner Waschbehandlung nicht aus und fand nun auch ausreichend Gelegenheit, beides zu bewundern. Es handelte sich um glatte, gerade, lange, leuchtend glänzende Haare, die offenbar von Natur aus in ihrer jeweiligen Farbe wuchsen und dadurch, daß sie allem Anschein nach nicht künstlich gefärbt waren, wesentlich intensiver leuchteten als die Haarfärbeversuche, die ich von den Menschen her kannte. Die Mähne trug sie über ihrer Stirn als hübsche Strähnen-Fransen-Frisur, und ich fragte mich, ob die Länge ihrer Haare das natürliche Maximum war oder ob es in Equestria Friseure gab, die den Ponys die Haare schnitten und sie frisierten. Am Ende ihrer Haare schien stets ein klein wenig Farbe auszutreten - zwar verstand ich nicht, wie das funktionieren konnte, aber ich verstand von dieser Welt, ihren Naturgesetzen und den hier lebenden Wesen sowieso noch herzlich wenig. Eines wurde mir jetzt jedenfalls klar. "Sonic Rainboom... kein Wunder, daß den nur eine kann...", murmelte ich. Rainbow, die ihre Augen geschlossen und ein genießerisches Geräusch, was dem Schnurren einer Katze nicht unähnlich war, von sich gegeben hatte, blickte auf. "Du kennst meinen Sonic Rainboom?" "Längere Geschichte... ja, er ist sogar unter uns Menschen bekannt. Ich habe das dringende Gefühl, daß Celestia uns nachher gleich erklären kann, wieso ich einiges über euch weiß, aber eben lange nicht alles. Aber dafür sehe ich jetzt, warum nur du allein dazu in der Lage bist." "Tatsächlich? Warum?" "Liegt das nicht auf der Hand - oder auf dem Huf, in deinem Falle? Es ist nicht nur die Geschwindigkeit - ich weiß, du durchbrichst dabei die Schallmauer, das allein ist schon unfaßbar genug, ich kenne kein anderes Lebewesen, was ohne technische Hilfsmittel eine derart hohe Geschwindigkeit erreichen kann. Nun weiß ich nicht, ob nicht... andere Ponys", ich vermied die namentliche Erwähnung von Equestrias Star-Kunstflugtruppe, der Wonderbolts, ganz bewußt, um sie nicht noch mehr mit Wissen zu verwirren, was ich als Außenstehender in ihren Augen unmöglich haben konnte, "ähnlich hohe Geschwindigkeiten erreichen können - aber einen Sonic Rainboom werden sie nie schaffen. Können sie gar nicht - dazu braucht es etwas, was offenbar nur du hast: eine Regenbogenmähne und einen Regenbogenschweif, und das nicht künstlich eingefärbt, sondern von Natur aus. Sieh selbst", ich hielt ihr einige ihrer Haare so hin, daß sie die Enden sehen konnte, "diese leuchtenden Farben scheinen am Ende irgendwie... ich weiß nicht... auszulaufen, ohne daß aber jemals deine Haare leer werden würden, und erst das färbt dann die Luft, durch die du hindurchrast, bunt. Und erst dadurch wird der Sonic Rainboom überhaupt erst möglich - bei jedem anderen Pony würde es wohl einfach nur knallen, also einen normalen, farblosen Überschallknall geben." Sie sah mich mit freudigem Stolz an. "Du findest also, ich bin etwas ganz Besonderes, Außergewöhnliches?" "Auf jeden Fall!" Ich hatte das Gefühl, daß sie mir vor Freude am liebsten aus der Wanne gehüpft wäre, also seifte ich stattdessen schnell weiter. Richtig kam ich alsbald an ihre hinteren Flanken und die Region unter ihrem Schweif, als sie plötzlich zusammenzuckte. Sofort nahm ich meine Hände zurück. "Was ist? Hab ich dir wehgetan?" "Nein... das nicht... aber du hast... meine Abdeckaußenhaut berührt..." Ihre Stimme verlor sich. Offenbar war jetzt ich derjenige, der etwas über die Anatomie der anderen Spezies lernen sollte. "Diese Haut hast du vorhin schon einmal erwähnt, aber ich konnte nicht nachfragen. Wenn es dir nichts ausmacht - könntest du mir erklären, was das ist?" "Jedes Pony hat diese Haut, wir sprechen normalerweise nicht darüber... ihr Menschen habt sie, soweit ich gesehen habe, nicht... oder doch?" Ich erinnerte mich, daß sie meine äußeren Geschlechtsmerkmale im ersten Moment nicht als solche erkannt hatte, und beschloß, ihr zu helfen, zumal ich langsam einen Verdacht entwickelte, was es mit der Abdeckaußenhaut auf sich haben konnte. "Klartext, liebe Rainbow - wir sind beide erwachsene Vertreter unserer jeweiligen Spezies und können vernünftig darüber sprechen. Ich darf einmal vermuten: die Abdeckaußenhaut ist eine Haut, die die Ausscheidungsöffnung und die äußeren Geschlechtsorgane eines Ponys verdeckt - richtig?" Sie blickte mir fest in die Augen, anscheinend froh darum, daß ich die Fakten nüchtern und sachlich aussprach. "So ist es. Wir Ponys haben diese Haut von Geburt an und benutzen sie automatisch, sie öffnet sich nur, wenn wir die entsprechenden Teile benutzen. Allerdings sehen wir alles, was unter dieser Haut liegt, als absolut persönliche Privatsache an, was wir vielleicht bei medizinischen Untersuchungen offenlegen müssen, ansonsten sieht es aber nur unser jeweiliger Partner." "Siehst du, dachte ich es mir... ich möchte mich entschuldigen, dich an dieser Hautregion begrapscht zu haben, ich kannte sie einfach nicht. Bei uns ist es so: wir haben keine derartige Haut, dafür aber Kleidung, um genau zu sein, unsere Unterhosen. Du verstehst?" "Deshalb vorhin deine Bemerkung, daß du deine Hosen ausziehen mußt zum Baden... jetzt wird mir vieles klar", kicherte sie. Nach einem kurzen Moment stimmte ich ein. Wollt ihr beide nicht langsam wieder aus der Wanne kommen? Ich möchte ja nicht stören, aber auch meine Zeitdilatationsfähigkeiten sind begrenzt. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Hatte ich eben Celestias Stimme gehört? Ich sah mich um, aber Rainbow und ich waren unverändert allein. Dann blickte ich in ihr Gesicht und las darin ebenfalls eine leichte Verwirrung - konnte es sein, daß auch sie die Stimme aus dem Nichts gehört hatte? "Vielleicht sollten wir das Bad allmählich beenden", murmelte ich, und sie nickte nur zustimmend. Sie breitete ihre Flügel aus (und überschüttete mich dabei mit einem kleineren Regenschauer, denn natürlich war ihr Gefieder naß geworden, und das Wasser perlte nun von den Federn ab) und schwebte aus der Wanne, um sich ein Handtuch zu schnappen und mir hinzuhalten, aber dann überlegte sie es sich anders und legte es auf dem Hocker ab. "Nun, da ich weiß, daß diese Körperteile privat sind... soll ich mich... umdrehen?" Ich mußte lächeln - die Freundlichkeit dieses Wesens, das anderen gegenüber so gern laut und angeberisch war, erwärmte einfach mein Herz. "Nicht nötig. Es gibt nichts mehr, was du nicht schon gesehen hättest." Damit stieg ich aus der Wanne, zog den Stöpsel und begann, mich abzutrocknen. Rainbow stand neben mir und tropfte vor sich hin, und ich bedachte sie mit einem fragenden Blick. "Was ist mit dir? Wie trocknet ihr Ponys euch?" "Normalerweise schütteln wir uns trocken - oder trocknen einfach irgendwann an der Luft." Ich schüttelte den Kopf. "Wenn ich schon einmal da bin..." Ich nahm mir ein weiteres Handtuch und begann, Rainbow abzufrottieren, wobei ich ihre private Stelle natürlich ausließ, jetzt, da ich wußte, wo diese lag und was es damit auf sich hatte. Anschließend öffnete ich den Verbandskasten, dessen Inhalt durch den Aufprall auf dem Boden ein wenig durcheinandergewürfelt war, und fand darin zu meinem Erstaunen nichts anderes vor als das, was ich in einem menschlichen Verbandskasten erwartet hätte. Ich verband meine Verletzungen, so gut ich konnte, wobei mir der mitfühlende Blick Rainbows nicht entging - aber offenbar hatte sie verstanden, daß ich ihr hierfür keine Schuld gab. Dann sah ich zur Wanne. "Normalerweise würde ich nach der Benutzung des Bades saubermachen oder wenigstens die Wanne ausspülen, aber ich glaube, Celestia wartet auf uns..." Rainbows Gesicht hellte sich auf. "Kein Problem! Ich weiß, wer das für uns sicher gerne erledigt - unsere kleine Gastgeberin! Ich sehe dich dann unten!" Damit galoppierte sie zur Tür hinaus, wohl, um Applebloom als 'Zimmerservice' zu benachrichtigen. Ich nahm mir den weichen Frottee-Bademantel, der dem Schnitt nach vermutlich für Ponys ausgelegt war, aber auch für mich durchaus paßte, wickelte mich darin ein und tapste nach unten, in die Wohnstube, in der ich die Prinzessin und die anderen Ponys zurückgelassen hatte. Obwohl ich den Anblick erwartet hatte, der sich mir bot, schnappte ich nach Luft. Unser Bad hatte sicherlich eine gute Stunde gedauert. Dennoch hatte sich im Raum nichts, aber auch gar nichts verändert: Pinkie hing noch immer, im Sprung erstarrt, regungslos in der Luft, genau wie Twilights Huf und Raritys Mähne. Selbst die Staubkörnchen im Sonnenlicht schienen noch dieselben Teilchen an derselben Stelle zu sein - und da wir gerade beim Sonnenlicht waren: nicht einmal die Sonne war in der gesamten Zeit sichtbar weitergerückt. Langsam verstand ich, was diese Zeitdilatation sein mußte - auch Celestia stand noch so da, wie ich sie verlassen hatte, und sah mit leerem Blick ins Nichts.