Kapitel 8: Nachmittagsbetrachtungen Vielleicht eine Viertelstunde, nachdem wir nach unserem Erlebnis mit dem erschienenen und wieder verschwundenen Bahnübergang unseren Weg fortgesetzt hatten, erreichten wir die Farm. Bevor die Gebäude in Sichtweite kamen, blieben Applejack und Rainbow Dash, für mich überraschend, stehen, weshalb ich dichter zu ihnen aufschloß, als ich es eigentlich vorgehabt hatte. Allerdings ließen sich die beiden Stuten durch mich nicht, wie von mir befürchtet, stören - sie sahen sich stattdessen tief in die Augen, während sich ihre Schnauzen zu dem trafen, was offensichtlich das Ponyäquivalent eines innigen Kusses war. Nach einigen Sekunden, ich war derweilen in respektvoller Entfernung stehengeblieben, konnte meinen Blick jedoch nicht abwenden, trennten sich ihre Gesichter: Rainbow hob wieder vom Boden ab und schwebte in bekannter Manier ein kleines Stück über dem Boden, und Applejack blickte zu mir. "Danke... fürs Nichteinmischn." Verwirrt sah ich sie an. "Warum sollte ich mich in eure Angelegenheiten einmischen?" "Ich mein', du hätt'st ja mit dein'm Fahrrad schon lange zu uns aufschließn könn', aber ich hab gemerkt, daß du stattdessen lieber hinter uns gebliebn bist. Danke dafür." "Wie... du hast gemerkt, daß ich die ganze Zeit hinter euch war?!" Ich brauchte mein Entsetzen nicht einmal zu spielen, und sie lächelte. "Aber klar doch. Wir Ponys hab'n gute Ohrn, ich hab die Mechanik von der Kette un' den Zahnrädern gehört. Weißte... wir sin' uns nich' sicher, wie andre Ponys reagiern würdn, wenn'se wüßtn, daß wir beide - immerhin sin' wir beide Stutn - zusamm' sin'. Deshalb sin' wir nur dann nahe zusamm', wenn wir alleine sin', und das is' selten genug." Betreten sah ich zu Boden. "Ich wollte euch wirklich nicht euren privaten Moment kaputt machen... aber ich kann mir vorstellen, wie es euch geht. Ich persönlich jedenfalls freue mich einfach für euch beide." "Danke... aber is' schon recht, wir wußtn, daß du hinter uns bist, und wir vertraun dir beide. Rainbow hat mir von eurem Bad gestern erzählt, un' daß sie seither weiß, daß'se dir vertraun kann - un' ich weiß, daß du uns so akzeptierst, wie wir sin', ich habs gestern und auch vorhin wieder in dein' Augn gelesn." "Ich fühle mich geehrt... wenn das das richtige Wort ist. Aber was ist mit deiner Familie? Sind die nicht einverstanden damit, daß ihr beide ein Paar seid?" Sie lachte leise. "Na klar doch. Ich mein, gut, Granny Smith wärs wohl lieber, ich wär mit 'nem Hengst zusamm'n, aber noch mehr will'se, daß ich glücklich bin, also sagt'se nichts gegen Rainbow, und Big Mac isses einfach egal. Un' Applebloom denkt sowieso, wir wär'n nur gute Freundinnen, dabei belassen wir'se auch erstmal. Aber... wir wolln uns're Nähe nich' unbedingt so offn zeign, auch meiner Familie gegenüber nich'. Ich liebe meine Familie, aber ich bin auch 'n eigenes Pony für mich, un' ich muß'n nich' alles zeign und ihn'n damit auf die Nerven gehn." "Dann freue ich mich umso mehr über das Vertrauen, das ihr in mich setzt - und wie gesagt, ich freue mich für euch beide. Immerhin habt ihr zwei mir da einiges voraus", fügte ich leiser hinzu, begleitet von einem kurzen Stechen in meinem Inneren, welches über die vielen Jahre, welches mich dieses Gefühl nun zu meinem Leidwesen schon begleitete, nicht weniger schmerzte als am Anfang, auch wenn ich mich daran gewöhnt hatte. Applejack sah mich kurz mit undeutbarem Gesichtsausdruck an - ich weiß bis heute nicht, ob sie begriff, was in mir vorging - und setzte ihren Weg fort. Als die Häuser der Farm in Sicht kamen, sah ich es: nur wenige Meter von diesen entfernt schwebte eine gewaltige Wolke. Ich sah näher hin und erkannte, daß der erste Eindruck täuschte: eigentlich war es wohl weniger eine Wolke als vielmehr ein turmähnliches Haus, was da in runden fünfzig Metern Höhe zu schweben schien, und ich hielt an, um die Erscheinung näher zu betrachten. Der Boden wurde von einer an eine Kumuluswolke erinnernden Formation gebildet, auf der sich das mehrstöckige Gebäude erhob. Auch dieses schien aus Wasserdampf zu bestehen, wenngleich mein Verstand mir sagte, daß das nicht sein konnte - aber durch irgendwelche mir unerklärlichen Kräfte blieb das Material in seiner Form. Ich sah kunstvoll gestaltete Säulen, die offenbar antiken Vorbildern nachempfunden waren, geschwungene Wände mit Fensteröffnungen ohne Glas darin, elegante Treppen und Absätze mit Geländern, deren Kunstfertigkeit jedem Schloß zur Ehre gereicht hätten, und zwei Gebilde, die an Wasserfälle innerhalb der Gesamterscheinung erinnerten, jedoch regenbogenfarben leuchteten. "Gefällt es dir?", fragte eine Stimme schräg über mir. Ich blickte auf und sah Rainbow, die mit unübersehbarem Besitzerstolz mit voll ausgebreiteten Schwingen in der Luft schwebte. "Es ist... einfach herrlich. Nun sage bloß, das ist dein Wolkenhaus?! Und wir Menschen dachten immer, das würde sich irgendwo weit weg, in Cloudsdale, befinden?" "Aber natürlich ist das mein Haus! Und in Cloudsdale, ja, da war es mal... als ich noch ein kleines Filly war und auch später noch, bis ich dauerhaft nach Ponyville gezogen bin, wir Pegasi nehmen unsere Häuser in so einem Fall mit und verankern sie an unserem neuen Wohnort, falls das dort technisch möglich ist - und hier ist es möglich, deshalb ist mein Palazzo fulminale jetzt hier, über der Farm, natürlich mit der freundlichen Erlaubnis der Besitzerin. Awesome, oder?" "Awesome...", wiederholte ich, in dem Versuch, am Klang des Wortes herauszufinden, ob es hierhin paßte, aber ich kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. "Wenn du es so nennst... ich schätze, dann kann man das so sagen. Aber wie kommt es, daß die Wolkenmasse so stabil ist und es nicht einfach auseinanderschwebt? Und, was wir uns in meiner Welt schon lange gefragt haben: ist das gekauft, oder hast du es tatsächlich allein gebaut?" Das himmelblaue Pegasuspony blickte kurz zu ihrer Freundin, und mir entging nicht das kurze, nur ganz schwach angedeutete Kopfschütteln: Nich' flunkern, Sugarcube. "Naja... um ehrlich zu sein... von mir selber sind nur die Regenbogenfälle, die habe ich allein eingebaut, als ich noch jünger und noch nicht mit Applejack zusammen war, über die Wetterfabrik komme ich ja an Regenbogengrundstoffe unbegrenzt heran. Ansonsten ist dieses Haus schon ewig alt, es gehört schon immer der Familie Dash - wie alt es genau ist, kann ich dir auch nicht sagen. Aber warum soll es instabil sein oder auseinanderschweben?" "Weil in meiner Welt Wolken sich nicht in eine stabile Form pressen lassen. Sie haben zufällige Formen, bilden sich oder lösen sich auch wieder auf, regnen oder schneien ab... aber so etwas wie Häuser aus Wolken gibt es bei uns einfach nicht." "Nein, wie rückständig... wir Pegasi haben seit jeher Häuser aus Wolken, wir können Wolken so verfestigen, daß sie in ihrer Form bleiben und man daraus eben auch etwas Vernünftiges machen kann. Wie das genau funktioniert, also so mit allen Einzelheiten, so, wie du uns vorhin diesen komischen Übergang aus deiner Welt in unsere und den Zug erklärt hast, kann ich selber nicht sagen... damit haben wir uns nie befaßt. Wir können es einfach... irgendwie." Erstaunt schüttelte ich den Kopf. "Wenn ihr wüßtet, um wieviel ihr damit uns Menschen voraus seid... wir träumen seit Jahrhunderten davon, das Wetter kontrollieren zu können, aber es ist viel zu komplex, wir kommen auf diesem Gebiet fast gar nicht voran, wir verstehen es ja nicht einmal wirklich. Stimmt es, daß man auf diesen Wolken laufen kann? Ich würde dein Haus zu gerne einmal besichtigen... wenn ich darf, heißt das." Rainbow legte in der Luft eine tiefe Verbeugung hin, die prompt zu einem Nosedive-Looping wurde. "Es wäre mir eine Ehre, dem Botschafter mein bescheidenes Wolkenheim zu zeigen. Allerdings können nur Pegasi auf diesen Wolken laufen oder sich aufhalten... du würdest einfach durchrutschen, genau wie ein Erdpony oder ein Unicorn. Obwohl... warte mal... da gibt es eine Möglichkeit, Twilight hat einen entsprechenden Zauber, mit dem vorübergehend auch Nicht-Pegasi sich auf Wolken aufhalten können, vielleicht würde der bei dir auch funktionieren. Müßte man ausprobieren." "Wohnst du eigentlich noch dauerhaft da oben?" Sie hob ihren linken Vorderhuf über den Kopf und wuschelte ein wenig in ihrer Mähne herum - eine Geste, die verblüffend menschlich aussah, so, wie wenn sich ein Mensch verlegen am Hinterkopf kratzen würde. "Naja... ich war seit bald einem halben Jahr nicht mehr in diesem Haus drin... weißt du, ohne andere Pegasi ist es zwar hübsch und bietet eine tolle Aussicht, aber es ist auch ziemlich einsam - wenn du verstehst, was ich meine." Sie warf Applejack einen bezeichnenden, tiefen Blick zu. "Deshalb lebe ich jetzt mit in der Farm... obwohl wir Pegasi zwar eigentlich Luftbewohner sind, können wir natürlich auch am Boden leben, und wenn es ein besonderes Pony gibt, welches das wert ist, dann tun wir das auch." Applejack schien bei diesen Worten ein kleines Stück zu wachsen und sah ihre Freundin mit einem Blick voller Dankbarkeit und Stolz an. "Darf ich fragen, warum du das Haus dann noch hast? Ich meine, du könntest es doch auch verkaufen an einen anderen Pegasus?" Rainbows Blick wandelte sich zu Entsetzen. "Nein! Das ist ein Familienerbstück! So etwas verkauft man nicht einfach, auch wenn man nicht mehr dauerhaft darin wohnt! Außerdem würde kaum ein anderer Pegasus darin wohnen wollen... jedes Wolkenhaus ist einmalig, und nur die Mitglieder der jeweiligen Familie wohnen darin. Häuser verkaufen... noch dazu Wolkenhäuser... Mensch, du hast seltsame Ideen, muß ich sagen." Ich grinste. "Entschuldigung! Ich kenne mich mit den Pony-Gepflogenheiten noch nicht wirklich gut aus - deshalb hat mich Celestia aber sicher auch zu euch geschickt, um mehr über die Pony-Gesellschaft zu lernen." Das Pegasus-Pony schüttelte übertrieben gespielt den Kopf, aber bevor sie antworten konnte, wurde sie von Applejack unterbrochen. "Zu den Gepflogenheitn uns'rer Gesellschaft gehört aber auch, daß ab un' zu was gegessn wird. Jetzt kommt endlich, ihr zwei Quasselponys, sonst is' vom Mittagessn gar nischt mehr übrig, und zumindest ich könnt'n Happn vertragn." Damit hatte sie sicherlich recht. Rainbow und ich warfen uns einen letzten belustigten Blick zu, dann begaben wir uns zum Haupthaus. Ich stellte mein Fahrrad ab und ging hinein, und sie folgte mir schwebend. Nach dem Essen gähnte Rainbow herzhaft und einigermaßen unverblümt. "Ich könnte eine Pause vertragen." "Schlafmütze!", konterte ihre Freundin scherzhaft und erntete einen Blick, der einem, hätte man den Zusammenhang nicht gewußt, zumindest reichlich giftig vorgekommen wäre. Ich fischte den Sportteil der Zeitung, den ich nach unserem Erlebnis mit der S-Bahn aufgesammelt hatte, aus der Tasche und schob in ihr hin, während Applejack das Geschirr auf ein Tablett lud, sich mit einem knappen Kopfnicken verabschiedete und, das Tablett im Maul, aus dem Raum trottete. "Hier, das wolltest du doch lesen. Aber eine kleine Pause ist wirklich eine gute Idee... wo darf ich mich hinlegen?" "Da, wo du auch schon die letzte Nacht verbracht hast, wo sonst?" "Nun ja... ich dachte, das wäre eigentlich dein Zimmer. Soll ich nicht lieber hier unten bleiben und mich auf dem Sofa langmachen?" "Kommt gar nicht in Frage! Außerdem lese ich erst noch diesen Zeitungsteil hier, dazu brauche ich den Tisch. Und damit fange ich auch sofort an... zeig mal her... oh. Hm." Ihr Blick wandelte sich von Verwunderung hin zu Enttäuschung. "Stimmt ja, diese Zeitung ist in eurer Schrift geschrieben... zu schade, das kann ich nicht lesen, ich könnte mir nur die Bilder ansehen. Liest du mir etwas daraus vor?" Das blaue Pony blickte mich mit ihren roséfarbenen, großen runden Augen und aufgestellten Ohren erwartungsvoll an, und obwohl ich derweilen schon wieder recht müde war, konnte ich nicht anders, als mich zurechtzusetzen, die Zeitung zu mir heranzuziehen und mit dem Finger auf die erste Überschrift zu zeigen. "Wie könnte ich einer von euch je etwas abschlagen. Also gut... da, wo mein Finger ist, bin ich gerade beim Lesen. Wollen mal sehen... Kracher des Tages: Juventus Turin gegen Inter Mailand", las ich. "Was ist ein Juventus und ein Intermaienland?" "Das sind beides recht bedeutende Fußballclubs. Ich weiß nicht, ob ihr ein ähnliches Spiel habt... wird mit den Füßen gespielt, zwei Mannschaften, und man versucht, den Ball ins gegnerische Tor zu bekommen." "Klingt cool! Kannst du mir bei Gelegenheit mehr darüber erzählen?" "Ich kann es versuchen... aber viel weiß ich darüber selber nicht, Fußball hat mich nie interessiert." Ich blätterte weiter und fand einen Artikel über die Vorstellung eines neuen Formel-1-Rennwagens. "Hier, nehmen wir eben das hier", kommentierte ich und las ihr den Artikel vor. "Was schreiben die, wie schnell war der bei Testfahrten? 350 km/h? Wow... das ist ja noch viel cooler als Fußball! Darüber würde ich auch gerne mehr wissen!" "Gerne! Das läßt sich einrichten! Motorsport, Formel 1 allgemein... darüber weiß ich einiges mehr als über Fußball. Aber nicht jetzt... sonst rede ich heute abend immer noch." Ich las ihr in den nächsten 20 Minuten alles vor, was in dem Zeitungsteil stand. Zwar verstand sie davon mit Sicherheit das Wenigste, was ihrer Begeisterung allerdings keinen Abbruch tat. Nachdem ich mit Lesen fertig war, lehnte ich mich zurück und schloß die Augen - nur um zu spüren, wie sich etwas Großes an mich lehnte. Ich blinzelte und sah Rainbow, die sich an meine Seite gekuschelt hatte. "Danke fürs Vorlesen, das war richtig schön. Ich weiß nicht mehr, wann mir das letzte Mal ein Pony etwas vorgelesen hat." Sie sah mich an, und ich konnte nicht anders, als mit der Hand durch ihre Mähne zu streichen. "Gern geschehen... für dich tue ich alles, und da bin ich auch nicht der einzige Mensch. Weißt du eigentlich, wieviele Menschen mich jetzt beneiden würden? Es gibt wahrscheinlich einige hundert Leute, die in meiner Welt von dir wissen, die dich toll finden, dich mögen oder gar lieben. So wie für jedes Pony übrigens." "Das ist doch mal richtig awesome - zu wissen, daß man Bewunderer in einer anderen Welt hat!" "Naja... aber vielleicht ist es ganz gut, daß dich alle für einen fiktiven Charakter halten und nur ich alleine jetzt hier bei dir bin. Wären die anderen auch hier, gäbe es nur wieder das typisch menschliche Konkurrenzdenken, das gäbe nur Streit, Ärger, und womöglich noch eine Schlägerei, alles darum, wer dich am meisten mag oder wer auch nur hier zusammen mit dir auf dem Sofa sitzen darf." Sie schauderte. "Seid ihr Menschen wirklich so gemein zueinander?" "Teilweise schon... vor allem, wenn zuviele dasselbe wollen. Oder auch, wenn von zu vielen jeder etwas anderes will." "Klingt kompliziert." "Ist es auch... manchmal verstehe ich meine eigene Art selber nicht." Mein Blick fiel noch einmal auf die Zeitung, und erst jetzt fiel mir etwas auf. "Warte mal... diese Blätter kommen aus meiner Welt, kein Wunder also, daß ich die Schrift darauf lesen kann. Aber was ist mit der Equestria Daily oder dem Brief von Prinzessin Luna? In welcher Schrift sind die?" Ich stand auf, um beides herzuholen, und sah verwundert darauf: ich konnte auch diese Schriftstücke ohne Probleme lesen. Ich hielt sie Rainbow hin. "Kannst du lesen, was hier steht?" "Klar kann ich das! Ich bin doch nicht doof! Das ist unsere Schrift!" "Seltsam... noch gestern konnte ich nicht entziffern, was auf der Shampoo-Flasche im Bad stand, und heute kann ich eure Zeitung lesen? Wie ist das möglich?" "Magie!" Sie strahlte mich an, und ich machte ein ungläubiges Gesicht. "Wie bitte?" "Ganz einfach: Magie! - Siehst du, Michael... ich verstehe schon, daß ihr Menschen alles analysieren und erklären wollt... aber wir Ponys sind da anders. Solche Sachen nehmen wir einfach hin... in unserer Welt sagen wir einfach Magie dazu, das vereinfacht die Sache enorm. Na gut, na gut, wenn du unbedingt willst", fügte sie hinzu, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte, "dann sage ich eben, daß eine unserer Prinzessinnen dir die Kenntnisse über unsere Schrift und Sprache direkt gegeben hat... kann kaum anders sein. Wie sie das gemacht haben, weiß ich aber wirklich nicht, ich bin ein Pegasus, kein magisches Unicorn und erst recht kein Alicorn." Ich beschloß, mit dieser Eklärung vorliebzunehmen. "Ich glaube, ich muß mich erst an den Gedanken an Magie gewöhnen... so etwas gibt es in meiner Welt einfach nicht." "Du schaffst das schon... ich glaube, Menschen können alles schaffen, wenn sie nur wollen." Dankbar strich ich ihr erneut über ihre Mähne. "Ihr seid so liebe und nette Wesen... die Menschen verdienen euch im Grunde gar nicht." Ein leichter Anflug von Trauer erschien auf Rainbows Gesicht. "Glaubst du das wirklich?" "Ich fürchte, ja... ich habe immerhin mein gesamtes Leben unter Menschen verbracht. Aber das soll uns für den Moment nicht weiter stören. - Lohnt es sich jetzt noch, sich nochmal hinzulegen, damit wir für die Party heute abend fit sind?" "Aber immer doch!" Mit einer eleganten schwebenden Bewegung, zu der nur ein flugfähiges Lebewesen in der Lage sein konnte, glitt sie in eine bequeme liegende Position auf das Sofa und blinzelte mich an. "Ich hoffe, du kannst mit meinem Wolkenbett noch einmal vorlieb nehmen?" "Gern. Ich bin mir nur nicht sicher, wie lange ich noch dein Zimmer und dein Bett in Anspruch nehmen darf, ich will dir ja schließlich nicht zur Last fallen." "Ooooch, das ist das geringste Problem... das Sofa hier ist fast so gemütlich wie eine bequeme Wolke am Himmel, das tut es auf jeden Fall. Und was weiterhin wird, werden wir sehen." Damit schloß sie die Augen, und ich wertete das als Zeichen, sie alleinzulassen. Ich ging nach oben, in ihr/mein Zimmer, legte mich ins Bett und schlief, wie am Abend zuvor, fast sofort ein. Eine schwer zu schätzende Zeitspanne später wurde ich auf die mir schon bekannte Weise geweckt: etwas stupste mich sanft an. Ich blinzelte und erkannte dieses Mal Applejack, die neben dem Bett stand. "Hey, Sugarcube, aufwachn! Wir solltn langsam ma' losgehn, sonst kommste noch zu spät zu deiner eig'nen Party!" "Hmmmm? Wie spät ist es eigentlich?" Das Farmpony zog eine Grimasse. "Spät genug, draußn isses derweilen finster gewordn. Un' sogar Dashie is' schon wieder auferstandn, also war's jetz wirklich lange genug seit'm Mittagessen." Daß sie Rainbows Spitznamen benutzt hatte, fiel mir erst nach ein paar Sekunden auf, nachdem ich zum Fenster geschielt und festgestellt hatte, daß das Tageslicht tatsächlich inzwischen der Nacht gewichen war - was nun allerdings weder ein Wunder darstellte noch hieß, daß es später Abend sein mußte, immerhin befanden wir uns im Dezember auf der Nordhalbkugel, in einer Zeit also, in der naturgemäß die kürzesten Tage und die längsten Nächte herrschen. Mich hätte interessiert, wie die Ponys diese naturgegebenen Tatsachen im Hinblick auf ihren Glauben von der Prinzessin des Tages, der Prinzessin der Nacht und der Steuerung des Tag-Nacht-Zyklus durch die beiden Alicorns interpretierten, aber ich vermutete, daß ich das schon noch erfahren würde. Dann, während ich mich aufrappelte, kam mir zu Bewußtsein, wie Applejack ihre Freundin genannt hatte. "Dashie?", fragte ich betont, und Applejack zuckte leicht zusammen. "Naja... erzähls nich' unbedingt weiter. Eigentlich hat Pinkie den Spitznam'n mal rausgehaun, das hat uns'rem Hochgeschwindigkeitspony natürlich nich' gefalln. Dann bin ich mal damit gekomm'n, da kannt'n wir uns aber schon besser, da hat'se zwar erst auch komisch geguckt - hats dann aber akzeptiert, ich bin die einzige, die'se so nenn' darf. Ich versuch bloß, dran zu denk'n, daß ich'se nich' andern gegenüber so nenn', brauch' ja nich' jedes Pony wissn." "Kein Problem... wie ich schon einmal gesagt habe, ich mische mich nicht in eure Angelegenheiten ein, und ich tratsche auch nicht herum. - Wie war das, wir sollten losgehen zur Party?", wechselte ich recht abrupt das Thema. "Hab ich so gedacht." "Dann warte kurz, ich habe da etwas... das paßt vielleicht besser zu dieser Party als zu mir alleine." Ich stand auf und ging zu meiner Einkaufstasche, um den Sechserpack Anderthalb-Liter-Flaschen Cola, den ich gestern (Gestern? War das alles erst wirklich am Tag vorher gewesen? Ich fühlte mich hier inzwischen so heimisch und vertraut, als ob ich schon Wochen oder gar Monate hier gelebt hätte!) gekauft hatte, herauszuziehen - die Tasche mit allem, was darin war, hatten die Ponys irgendwann in der Zwischenzeit hier in diesem Zimmer deponiert. Applejack sah mich fragend an. "Was'n das für'n Zeugs?" "Ein weiteres Getränk aus meiner Welt... und kein gar so harter Stoff wie der Applejack-Daniels, den wir heute vormittag gefunden haben. Hier drin ist kein Alkohol, aber für eine Party ist es vielleicht ganz gut zu gebrauchen. Eigentlich war die Cola nur für mich gedacht... aber ich würde sie gerne mit euch teilen. Und zum Transport habe ich ja jetzt dankenswerterweise ein Fahrrad - und bis wir in Ponyville sind, sind die Flaschen auch gut genug gekühlt, warm schmeckt das Zeug nämlich nicht wirklich." Kurz danach verließen wir das Haus.