Kapitel 14: Nächtliche Konversationen "Prinzessin Celestia? Eure Hoheit? Was ist mit euch?" Applejack sah besorgt zu Equestrias oberster Herrscherin. Besonders herrschaftlich sah diese im Moment allerdings nicht mehr aus: das Wehen ihrer Mähne und ihres Schweifes in einem weder sicht- noch fühlbaren magischen Wind hatte deutlich nachgelassen, ebenso das feine Funkeln der Haare. Im Moment waren sowohl Mähne als auch Schweif eher nur noch normale bunte Haare, deren Farben aussahen, als wären sie durch zu wenig Pflege vergraut - oder als gehörten sie zu einem sehr alten Pony, was vermutlich der Wahrheit näher kam... Ich verscheuchte den Gedanken, zumal mir die Erscheinung nicht völlig unbekannt war. Ich hatte etwas Ähnliches vor Monaten bereits einmal gesehen, als Celestia uns ebenfalls nachts zusammen mit ihrer Schwester auf einem Feldweg eine kleine Demonstration ihres magischen Könnens geliefert und die beiden Alicorns Geschehnisse aus der Vergangenheit sichtbar gemacht hatten. Auch nach dieser "Vorstellung" hatte sie ähnlich schwach ausgesehen - offenbar war, ähnlich wie bei einem Akku, der Vorrat an magischer Energie, den ein Alicorn (und demzufolge auch ein Unicorn, vermutete ich) auf einmal aufbringen konnte, begrenzt, und wenn er komplett verbraucht wurde, ging dies offenbar mit einer körperlichen Schwächung des gesamten Ponys einher. Celestia war einfach für den Moment am Ende ihrer Kräfte angekommen, das war die ganze Erklärung für ihr nicht mehr strahlendes Erscheinungsbild - das und die Tatsache, daß es Nacht geworden war und wir in der Dunkelheit vor dem Haupthaus von Sweet Apple Acres standen. "Bitte, Applejack... ich werde morgen früh alles erklären, was ich weiß, aber nicht jetzt", murmelte sie, und die Müdigkeit war ihrer Stimme anzuhören. "Wenn ich wieder ausgeruht bin, kann ich auch besser erläutern, was hier vor sich geht... ich muß erst einmal selbst meine Gedanken sortieren. Ach ja: es wird nicht mehr lange dauern, bis Rainbow Dash kommt, sie wird mit der gewünschten Wolkendecke sicher bald fertig sein." "Dann kommt lieber rein, Prinzessin", antwortete Applejack, um die Tür zum Haupthaus zu öffnen und eine einladende Geste mit dem Vorderhuf zu vollführen. Drinnen, im Wohnzimmer, erwartete uns bereits der Rest der hier lebenden Apple-Familie, die den Abend anscheinend bei einer Art Brettspiel verbracht hatte. Bei Celestias Eintreten sprangen sie auf (so gut es eben ging, was im Falle von Granny Smith definitiv nicht sehr gut war), um sich zu verneigen, aber Celestia schüttelte nur müde den Kopf. "Danke... nicht nötig, ich betrachte mich als offiziell begrüßt", murmelte sie, um, untypisch für sie, zum Tisch zu schlurfen und sich ohne weiteren Kommentar hinzusetzen. Verwundert sahen die Ponys Applejack und die Prinzessin an. "Prinzessin... Applejack... was'n los? Ihr seht ja schauderhaft aus, Hoheit! Is' was schiefgegangn bei Rainbows Party?", ließ sich eine besorgte Granny Smith vernehmen. Applebloom sauste zu ihrer Schwester. "Warum kommt ihr alleine, ohne Rainbow?" Applejack seufzte und sah mich einen Moment lang hilfesuchend an, dann berichtete sie ihrer Familie in Kurzform, wie der Abend verlaufen war und daß genau das eingetreten war, was Celestia vor Monaten bereits angekündigt hatte: daß es ein stabiles Tor zur Welt der Menschen gab. Auch die beiden mißlungenen Versuche, es zu schließen, ließ sie nicht aus - allerdings bemerkte sie noch rechtzeitig ein Stirnrunzeln Celestias und erwähnte nichts, was auf den Einsatz der offenbar den allermeisten Ponys verbotenen und unbekannten Magie schließen ließ. Als sie geendet hatte, kuschelte sich Applebloom schutzsuchend an ihre große Schwester. "Komm'n denn dann diese Nacht schon Menschn?" "Ich glaube nicht", antwortete ich an ihrer Stelle. "Die Menschen werden erst einmal herausfinden wollen, was genau da überhaupt am Himmel erschienen ist, und wenn sie etwas hindurch schicken, dann zuerst einmal ein ferngesteuertes Aufklärungsflugzeug - eine Drohne. Sie werden erst einmal nur durch die Kameraaugen dieser Drohne gucken wollen, was sich hier überhaupt befindet - falls das überhaupt schon in dieser Nacht passiert." "Trotzdem... kann ich heut nacht bei dir schlafn? Ich weiß, ich bin kein kleines Filly mehr, das nachts nich' alleine bleibn kann, aber... naja... ich... mir wärs lieber..." Appleblooms Stimme verlor sich, und ihr Gesicht bekam einen leichten roten Hauch - offenbar war es ihr peinlich, um nächtliches Schutzasyl bei ihrer älteren Schwester zu bitten. Applejack schien zu verstehen, senkte ihren Kopf und schmiegte ihre Wange an die ihrer jüngeren Schwester. "Klar, Kleine... kannst die Nacht bei mir bleibn. So wie früher - ich werd auf dich aufpassn bis morgn früh." "Zum Glück bin ich 'n altes Pony - mir kann nich' mehr viel passiern. Und Big Mac hier paßt sicher auf sich selber auf, stimmts, mein Junge?" Granny Smith hatte während Applejacks Erzählungen aufmerksam zugehört und nur hin und wieder den Kopf geschüttelt. "Eeeyup", kam die gleichmütige und gewohnt wortkarge Antwort. Der große rote Hengst nickte uns allen zu und trottete ungerührt zur Tür hinaus - anscheinend betrachtete er den Abend damit als beendet. "Den bringt so schnell nichts aus der Fassung", kommentierte seine Großmutter. "Allerdings werd ich mich dann auch mal ins Heu legn - Tor oder kein Tor, die Arbeit hier auf der Farm wird davon nich' weniger. Ich seh ja ein, daß Applejack morgn wohl mal wieder nich' hier arbeitn kann, weil ohne sicheres Equestria auch kein Sweet Apple Acres mehr drin is' - deswegn werd ich wieder einspringn, und damit ich fit bin, geh ich jetz', wenns recht is'." Genau wie Big Macintosh nickte sie uns zu und stakste davon. Gleich darauf hörte ich das typische Geräusch der Haustür, und richtig erschien Rainbow im Wohnzimmer. Als sie Celestia bemerkte, wollte sie sich verbeugen, aber das weiße Alicorn schüttelte nur erneut müde den Kopf. "Schon gut. Ist die Wolkendecke über Ponyville und der Umgebung fertig?" "Jawohl, Prinzessin! Fertig und blickdicht - und wird ständig mit Patrouillenflügen überwacht, die Luna persönlich leitet und begleitet, damit sie auch schön dicht bleibt. Und Eure Schwester achtet natürlich darauf, daß niemand diesem Tor zu nahe kommt. - Ihr übernachtet heute nacht hier?" "Applejack war so freundlich, mir ein Quartier anzubieten. Wenn es recht ist, bleibe ich gleich hier im Wohnzimmer." "Nicht doch! Wozu gibt es denn das Gästezimmer! Dort ruht Ihr sicher weitaus bequemer." Celestia lächelte dankbar. "Aber ich weiß doch, daß das inzwischen dein Zimmer ist, Rainbow Dash. Und ich habe keine Herrschafts-Allüren, daß ich meinen Ponys ihre Unterkünfte wegnehmen würde." "Papperlapapp! - Äh, mit Verlaub, war nicht böse gemeint - aber wenn Ihr es nicht gerade befehlt, lasse ich Euch nicht hier unten. Ehrlich gesagt, seht Ihr aus, als könntet Ihr eine gute Portion Schlaf gebrauchen, und ich weiß zwar nicht, wie Eure Privatgemächer in Canterlot aussehen, aber ich habe hier in meinem Zimmer - im Gästezimmer - nur bestes Wolkenbettzeug, darin schläft und entspannt es sich herrlich - und morgen früh seid Ihr wieder fit." "Vielen Dank - ich sehe, du trägst das Element der Loyalität nicht umsonst in dir. Aber wo wirst du übernachten?" "Oooch, ich komme schon irgendwie unter... stimmts, Applejack?" Die Angesprochene deutete mit vielsagendem Blick auf das jüngere Pony, das sich noch immer an sie schmiegte. "Oh. - Ähm, ja... kein Problem. Das Sofa hier unten ist durchaus bequem, für Euch, Prinzessin, wäre es wohl zu klein, aber für mich ist es genau richtig. Kommt jetzt, wenn ich Euch bitten darf, ich werde Euch Euer Lager bereiten." Celestia nickte mit einer freundlichen und dankbaren Geste, aber man sah ihr ihre Müdigkeit an. Für einen Moment sah es so aus, als wöllte sie Rainbow eine Flügel-Umarmung geben, wie sie unter Pegasi als Zeichen tiefer Verbundenheit üblich war, aber sie hielt sich offenbar im letzten Moment zurück - vermutlich war derart viel Nähe für die amtierende Regentin Equestrias einfach unangebracht, auch wenn ich mir fast sicher war, daß sie als Pony sich eben diese Nähe gerade jetzt wünschen würde. Scheinbar konnte es an der Spitze eines Staates gelegentlich recht einsam werden. Die beiden geflügelten Wesen verließen das Wohnzimmer und begaben sich nach oben. Applejack gähnte einigermaßen unverblümt, was ich als Signal an mich wertete, mich ebenfalls zu verabschieden und in mein Haus hinüberzugehen. Dort angekommen, verbrachte ich die nächste Stunde damit, meine Schränke und den magischen Raum der menschlichen Artefakte nach militärischer Fachliteratur zu durchsuchen - ich wollte herausfinden, was wir zu erwarten hatten, und hoffte, so etwas wie eine Handlungsanleitung für den Fall zu finden, daß sich ein Tor zu einer anderen Welt öffnete. Immerhin fand ich sogar ein wenig Material, was in die Richtung ging - wenngleich der konkrete Fall natürlich nirgends beschrieben stand. Nach dem zehnten Fachartikel merkte ich, daß ich soeben dieselbe Seite zum dritten Male las - offenbar verabschiedete sich auch meine Konzentration. Da wohl niemandem geholfen war, wenn ich die Nacht durchmachte, ohne dabei noch zu neuen Erkenntnissen zu kommen, weil ich einfach zu müde war, machte ich mich fertig und ging zu Bett. Das Fenster meines Schlafzimmers ließ ich, wie stets, wenn kein nächtlicher Regen oder gar ein Gewitter geplant war, offen. Ich hatte mich vielleicht eine halbe Stunde hin- und hergewälzt, weil ich ständig aus dem Halbschlaf wieder hochschreckte, im Glauben, das Brummen eines Flugzeugmotors zu hören. Jedesmal, wenn ich in die Dunkelheit horchte, war da allerdings nur Stille - meine Einbildung dagegen sah und hörte bereits ganze Armeen durch das Tor kommen. Irgendwann war ich aber scheinbar doch eingeschlafen - und fühlte, wie auf einmal etwas Großes, Warmes an meiner Seite war. Mit einem Ruck fuhr ich hoch und schaltete in der gleichen Bewegung das Licht ein - nur um erleichtert aufzulachen und mich wieder auf das Bett sinken zu lassen, als ich erkannte, was - oder besser: wer - da auf einmal in meinem Bett war. Rainbow war durch meine plötzliche Bewegung völlig überrascht worden und sah mich erschrocken an. Nachdem ich mich wieder hingelegt hatte, stützte sie sich auf einen ihrer Flügel. "Bitte schick mich nicht weg", sagte sie leise. "Ich kann im Moment einfach nicht alleine sein... bitte wirf mich nicht raus." Verwundert sah ich sie an - und sah etwas, das bisher wohl nur sehr wenige Ponys und erst recht keine Menschen je gesehen hatten: einen unsicheren, fast schon verängstigten Gesichtsausdruck und das Flehen und Suchen nach Nähe und Beistand in großen Augen mit roséfarbenen Pupillen. Ich legte meinen Arm um ihren Hals und zog sie an mich. "Keine Angst, Rainbow, ich werde dich nicht wegschicken... du kannst zu mir kommen, wann immer du willst. Ich war nur erschrocken, weil ich nicht damit gerechnet hatte, Gesellschaft zu bekommen, aber natürlich kannst du bleiben. Was ist los?" "Ich kann einfach nicht alleine sein", wiederholte sie mit zitternder Stimme. Dann, in einer impulsiven Bewegung, schlang sie ihren freien Flügel um mich, eine Geste, die verblüffend menschenähnlich ausfiel und haargenau einer Umarmung entsprach. Sie holte dreimal tief Luft, dann sprudelte alles, was sich den Tag über in ihr angestaut hatte, aus ihr heraus. "Ich hab solche Angst, daß man mir die Schuld geben wird an dem, was passiert ist... ich bin diejenige, die es hätte besser wissen sollen, als auf Arados Herausforderung einzugehen. Dann liegt jetzt der Captain der Wonderbolts im Krankenhaus, inzwischen haben sie ihn in die Spezialklinik nach Cloudsdale gebracht, das habe ich von den anderen Pegasi vorhin noch mitbekommen... und das nur wegen meiner Eitelkeit... ich habe das alles schon einmal durch, damals, vor drei Jahren, bevor du hierhergekommen bist, da war ich auch zu selbstsicher und wurde von Twilight, Applejack, Rarity, sogar auch von Pinkie und Fluttershy ziemlich heftig vorgeführt... die haben einfach eine maskierte Kunstfigur erschaffen, Mare-Do-Well hat die Bürgermeisterin das genannt. Aber was rede ich denn, du kennst ja die Geschichte, ausgerechnet die haben sie in deiner Welt wirklich fast eins zu eins in eurer Serie dargestellt... ich wollte so etwas nie wieder erleben und habe mich seither so gut wie möglich zurückgehalten, aber heute, da konnte ich nicht anders, als Arados Herausforderung anzunehmen... und jetzt liegt er im Krankenhaus. Sicher, man könnte argumentieren, daß er selber dran schuld ist, eben einfach nicht an mein fliegerisches Können herankommt, das aber nicht wahrhaben wollte und deshalb abgestürzt ist - Fakt ist aber, ich war an der ganzen Sache beteiligt. Dann dieses unheimliche Tor, das wir nicht verschließen können... und was ohne diese dämliche Stuntshow wohl gar nicht da wäre. Ich will einfach nicht wegen sowas aus der Ponygesellschaft ausgeschlossen werden... ich... ich habe niemanden, ich habe kein Pony, zu dem ich gehen und mit dem ich reden kann. Fluttershy vielleicht, immerhin kennen wir uns seit der Flugschule damals in Cloudsdale, hat sie ja heute wieder gesagt, aber wirklich mit ihr reden... würde wohl nicht so gut funktionieren, wir sind einfach nicht auf derselben Wellenlänge, wie ihr Menschen es so ausdrückt. Ich habe im Grunde nur ein einziges Pony, mit dem ich über wirklich alles reden kann: meine liebe Applejack, sie versteht mich und akzeptiert mich so, wie ich bin. Allerdings ist Applebloom diese Nacht bei ihr, das soll kein Vorwurf sein, AJ ist ihre ältere Schwester und hat die Kleine schon beschützt und war für sie da, seitdem sie es selber konnte, nur kann ich mich da nicht dazwischendrängeln... und das gerade heute nacht, wo ich einfach mit jemandem reden muß... oh Ponymist, das klingt jetzt so, als würde ich dich nur als billigen Ersatz betrachten, weil meine Geliebte gerade nicht verfügbar ist. Nein, nein, bitte nicht... du bist kein billiger Ersatz für Applejack für mich... du bist..." Sie brach ab und begann zu schniefen. Da ich die Lampe eingeschaltet gelassen hatte, konnte ich sehen, wie ihre Augen feucht wurden. Ich zog ihren Kopf noch näher an meinen heran und streichelte ihr beruhigend durch die Mähne. "Aber, aber... nicht weinen, Rainbow, wenn ich vieles aushalte und vieles sehen kann, aber ein trauriges Pony, das gibt mir den Rest... ich bin ja hier, ich bin doch da. Und daß du zuerst zu Applejack gehen würdest, ist doch nur normal, ihr beide kennt euch, soweit ich weiß, seit vielen Jahren, wart zwar vielleicht nicht von Anfang an die besten Freundinnen, aber ihr seid beides Ponys, während ich... naja... vermutlich für euch eher sowas wie ein Außerirdischer bin, ein Vertreter einer Spezies, die es so in Equestria nicht gibt. Also bleib bei mir, solange du willst... für dich bin ich immer da." Das himmelblaue Pegasuspony gab ein dankbares Schniefen von sich. "Du bist so lieb zu mir... seit wir uns kennen. Und das, obwohl ich dich ganz am Anfang ja recht ruppig begrüßt habe... schön, daß du mir das nicht nachträgst. Ich finde es wirklich schade, daß wir zwei verschiedenen Arten angehören... denn ähnlich wie Applejack hast du mein Leben viel reicher gemacht, und es bedeutet mir wirklich viel, daß du für mich da sein willst. Du weißt ja, wie mein Leben bisher war: na gut, Freundschaft mit den anderen Ponys, ja, schön und gut, aber irgendwas hat eben immer gefehlt... das habe ich erst bei Applejack gefunden, und dann eben auch bei dir. Danke, daß du es mir nicht übel nimmst, daß ich zu dir gekommen bin... dankenswerterweise hast du ja dein Fenster offen gelassen, was es für mich als Pegasus natürlich einfacher macht." Sie grinste schief. "Auch gestern... oder war es vorgestern... da wart ihr beide da, du und Applejack... naja. Das war bisher mein Leben: paar Freundschaften, schön und gut, wie gesagt, ansonsten Wetterdienst und Training für die Wonderbolts... aber das hat sich ja jetzt erledigt, das Thema ist durch... ich werde kein Wonderbolt. Hat wehgetan, diese Erkenntnis, sehr weh sogar... wenn du auf einmal merkst, daß du jahrelang umsonst trainiert hast... aber dafür habe ich meine liebe Applejack. Simmt schon: man kann einfach nicht alles haben... wurde wohl Zeit, daß ich das einsehe. Naja, und ansonsten Element der Loyalität... vielleicht bedeutet ja wenigstens das noch irgendwas." "Aber sicher tut es das... wie oft hast du schon mitgeholfen, Equestria und damit alle hier lebenden Ponys vor schlimmen Entwicklungen zu bewahren. Nightmare Moon, wobei ich mir da immer noch nicht sicher bin, wie ich - ganz ehrlich - Celestias Verhalten dabei bewerten soll, Discord, Sombra... apropos Discord... das bringt mich auf eine Idee, das muß ich morgen vielleicht mal mit Twilight besprechen. Aber zumindest ein Pony gibt es doch, dem du wichtig bist... jedenfalls nach allem, was ich bisher weiß. Scootaloo - oder nicht?" Sie sah mich erstaunt an, scheinbar hatte sie an das orangefarbene Pegasus-Filly im Moment absolut nicht gedacht. Dann überlegte sie. "Naja, Scootaloo... stimmt schon... die Kleine hätte mich ja gerne als ihre große Schwester, ich bin für sie, sagt sie selber, ein Riesenvorbild, sie mag mich wirklich. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, weiß ich ja nicht mal, wo sie überhaupt wohnt... also, wo sie übernachtet. Eigentlich weiß ich fast gar nichts über sie... nur, daß sie aus mir unbekannten Gründen bisher nur sehr kurze Strecken fliegen kann. Ich wollte sie schon mal von einem Pegasus-Arzt untersuchen lassen, das hat sie aber rigoros abgelehnt, und zumindest vom Charakter her ist sie mir als Filly sehr ähnlich, deshalb hab ich gar keinen weiteren Versuch gemacht. Ich weiß aber nicht, wer ihre Eltern sind oder waren, das verrät sie nicht mal mir, ich weiß wie gesagt nicht, wo und wie sie wohnt... und sie läßt sich auch keine Vorschriften machen, eben wirklich fast so wie ich damals in ihrem Alter. Aber hast natürlich recht, ihr bedeute ich wohl wirklich was. Trotzdem, wenn ich nicht weiter weiß oder Probleme habe, kann ich damit wohl kaum zu ihr gehen... eben weil sie ja sowas wie meine jüngere Schwester ist. Applejack, bei der ist es was anderes... sie steht zu Applebloom so ähnlich wie ich zu Scoots, aber sie hat eben auch noch ihren großen Bruder und ihre Großmutter, zu denen sie gehen kann, wenn bei ihr nicht alles läuft." Ich streichelte über ihre Wange. "Wie gesagt: du kannst jederzeit gerne zu mir kommen... und ich finde es zwar auch manchmal schade, daß wir zu unterschiedlichen Spezies gehören, andererseits ist das aber auch wieder gut: ich würde nicht wollen, daß du dich zwischen mir und Applejack entscheiden müßtest, und ich will auch ihr nicht wehtun." "Stimmt auch wieder..." Sie gähnte herzhaft und sah mich schläfrig an, offenbar fühlte sie sich nun, da sie sich hatte aussprechen können, deutlich besser. "Danke, Michael, daß du mir so ein guter Freund bist... und danke, daß du mich nicht rausgeworfen hast, ihr Menschen haßt es doch sonst, wenn eure Privatsphäre gestört wird. Ich würd aber trotzdem gerne die Nacht über hier bei dir bleiben... wenn du nichts dagegen hast." "Wie gesagt: du bist mir immer willkommen und kannst gerne bleiben, so lange du willst." Das hellblaue Pegasuspony, das mich noch immer in einer innigen Flügelumarmung festhielt, kuschelte sich an mich und war Sekunden später eingeschlafen. Eine kleine Weile betrachtete ich das Wesen, das nach außen hin fast immer laut, stark und selbstsicher auftrat, im Inneren aber offenbar doch sehr verwundbar und genauso schwach war wie andere Ponys oder Menschen auch, dann angelte ich nach dem Lichtschalter, knipste die Lampe aus und schlief ebenfalls endlich ein - diesmal, ohne aus unruhigen Träumen hochzuschrecken.