Kapitel 15: Celestias Bericht Über Ponyville schien die Sonne, Insekten summten durch die Luft, und es war einfach nur ein schöner Tag. Fast alles schien perfekt zu sein - sah man einmal von dem interdimensionalen Tor ab, welches über der Stadt hing, aber die Sphäre aus zischelnden, im Sonnenlicht nicht mehr sichtbaren Blitzen störte die Idylle nicht wirklich. Vor Twilights Bibliothek hatten sich die Ponys, die die Vertreterinnen der Elemente der Harmonie waren, versammelt und gaben sich sorglos irgendwelchen belanglosen Konversationen hin - merkwürdigerweise verstand ich kein einziges Wort, aber das störte weder die Ponys noch mich. Die Gespräche verstummten, als die Tür der Bibliothek aufschwang und die beiden Prinzessinnen Equestrias heraustraten. Anstatt sie mit der traditionellen Verbeugung zu begrüßen, starrten die Ponys sie nur entgeistert an - was daran liegen mochte, daß Celestia und Luna anstelle von Augen nur augenförmige Löcher im Kopf hatten, hinter denen eine gestaltlose, abgrundtiefe Schwärze von solcher Intensität brodelte, daß sie das Licht, welches sich außerhalb befand, aufzusaugen schien. Tatsächlich wurde der Schein der Sonne fahler, die Farben rings um mich herum verblaßten zu verwaschenen Grautönen - mit Ausnahme von Luna, die als einzige all ihre Farben behielt. Sie wandte den Kopf erst zu mir, dann zum Himmel, und deutete mit dem Huf in die Richtung, in die sie sah. "SEHET, BOTSCHAFTER!" Verwundert wandte ich mich um. Aus dem Tor quollen dichte Wolken - scheinbar war das Wetter in der Menschenwelt in diesem Moment sehr schlecht. Verständnislos wollte ich mich umwenden, um Rainbow zu fragen, ob nicht die hiesigen Pegasi diese Wolken beseitigen könnten - aber die Wolken waren nicht leer. Riesige Flugzeuge ohne erkennbare Fenster oder Cockpits brachen durch die Wolken, und das Dröhnen der großen Kolbenmotoren (mir fiel nicht einmal auf, daß diese Bauform von Motoren schon vor Jahren veraltet gewesen war) erfüllte die Luft. Aus den Rümpfen der Maschinen kamen blaue und orangene Lichtblitze, und plötzlich standen überall um uns herum wahllos verteilt weiße, entfernt eiförmige Geräte mit drei Beinen, die auf ihrer Vorderseite ein einzelnes rotes Laserauge trugen. Es hätte ihrer Aktivierung nicht bedurft, damit ich sie erkannt hätte: es handelte sich um automatische Kampfandroiden. Ich hörte, wie sie sich aktivierten und dies, typisch für ihre Bauform, mit den ihnen eigenen synthetischen Stimmen kommentieren: "Fahre hoch!" "Da bist du!" "Wer da?" "Ziel erfaßt!" Zielsuch-Laserstrahlen zogen sich durch die Luft, und die Maschinen begannen zu feuern. Ich wurde von einigen Kugeln getroffen, aber ich spürte - nichts. Die Kugeln flogen einfach durch mich hindurch. "Wolln doch ma' sehn, wie euch Blecheimern ein guter Hufbuck schmeckt!" Ich verstand Applejack jetzt wieder, als sie, bereits von etlichen Kugeln getroffen (die Einschußlöcher bluteten sonderbarerweise nicht, sondern sahen nur aus wie Einschußlöcher in einer Betonwand), die Verteidigung aufnahm, einige der Kampfandroiden kurzerhand umrannte und andere mit gezielten Huftritten davonschleuderte. "Auuuaauauauauaaaaa...!" "Ich hasse dich nicht!" "Ich bin dir nicht böse!" "Wieso?" "Ich verzeihe dir!" "Kritischer Fehler!" "Fahre runter..." Rainbow, die genau wie die anderen Ponys auch getroffen worden war (ohne daß ein einziger Tropfen Blut zu sehen gewesen wäre), sah mich verständnislos an, als würde sie von mir eine Erklärung erwarten. Sie breitete einen ihrer Flügel aus, der allerdings damit in die Laser-Zielsuchbahn eines noch aktiven Kampfroboters geriet. Prompt begann das Gerät zu feuern, und ihr Flügel zersplitterte, als wäre er aus Glas. Ich mußte die Scherben auffangen, das wußte ich einfach. Also hechtete ich zu Rainbow, übersah dabei aber einen in meinem Weg stehenden Kampfandroid, den ich prompt umrannte, aber dabei geriet ich aus dem Tritt, stolperte, versuchte mich abzufangen, spürte, wie ich stürzte - und mit einem Ruck aufrecht in meinem Bett saß. Verblüfft blickte ich mich um, darauf gefaßt, von einem weiteren Geschützturm der Firma Aperture Science angegriffen zu werden - aber um mich herum blieb alles ruhig. Von draußen fiel graues Licht durch das offene Fenster herein, und ich war allein. Nachdem ich endlich realisiert hatte, daß ich nur geträumt hatte und soeben durch den vermeintlichen Fall hochgeschreckt war, schüttelte ich den Kopf - einen derart wirren Traum hatte ich lange nicht gehabt. Natürlich kannte ich die Geschütztürme, die ich gesehen hatte: sie waren nur Bestandteil von zwei Computerspielen, nichts weiter. Es gab in der Realität weder diese Kampfandroiden noch die Firma Aperture Science, die sie hergestellt hatte - wenigstens, soweit ich wußte. Langsam lichteten sich die Schleier der Schlaf-Benommenheit, und ich stand auf und ging ans Fenster. Ich erinnerte mich an den gestrigen Abend und die Nacht und sah mich noch einmal in meinem Zimmer um - Rainbow Dash war aber offenbar vor mir aufgewacht und hatte den Raum bereits verlassen. Ich sah zum Fenster hinaus in Richtung Haupthaus von Sweet Apple Acres, konnte aber nichts Interessantes entdecken. Auch konnte ich unmöglich sagen, wie spät es eigentlich war - die Sonne war hinter einer dicken Wolkenschicht, die den Himmel vollständig bedeckte, verschwunden. Das war natürlich Absicht - eine eventuelle Spähdrohne der Menschen sollte ja, falls sie vorerst nur mit optischen Kameras versehen gewesen wäre, nicht direkt Ponyville oder gar die Ponys selbst auf die Monitore der Menschen übertragen. Aha, der Weckdienst meiner Schwester hat gewirkt, wie ich sehe, hörte ich eine telepathische Stimme in meinen Gedanken - niemand anderes als Celestia, die wie ich die Nacht auf Sweet Apple Acres verbracht hatte. Dann mach dich fertig und komm rüber, in einer Viertelstunde gibts Frühstück. Ich tat, wie mir die Stimme in meinen Gedanken geheißen hatte, und begab mich ins Haupthaus, wo auch richtig bereits die Ponys mit dem Frühstück auf mich warteten. Anders als am Abend zuvor hatte Celestia zu alter Kraft und Form zurückgefunden: ihre Mähne und ihr Schweif wehten wie eh und je in einem nicht real vorhandenen magischen Wind, und ihre Haare glitzerten und funkelten. Offenbar hatte sie sich von den Ereignissen der Nacht vollständig erholt. Während des Frühstücks machte sie allerdings keine Anstalten, die versprochenen Erklärungen zu liefern. Möglicherweise waren diese einfach nicht für die Ohren von Applejacks Familie gedacht - oder sie wollte sich schlicht die Mühe sparen, alles doppelt zu erzählen. Kaum waren wir jedoch mit Essen fertig, erhob sich das mächtige weiße Alicorn. "Ich darf davon ausgehen, daß ihr, werte Apple-Familie, uns entschuldigt und es Applejack nicht verübelt, daß sie sich heute nicht um häusliche Pflichten kümmern wird?" Ihre Stimme klang freundlich, aber bestimmt, und es gehörte nicht viel Phantasie dazu, den unausgesprochenen Befehl hineinzuinterpretieren. "Jawoll, Eure Hoheit!", antwortete Granny Smith zackig. "Ich hab mich schon drauf vorbereitet, ich komm klar!" "Wie erfreulich zu hören", kommentierte Celestia mit einem wohlwollenden Blick. "Dann wollen wir uns direkt zu Twilights Bibliothek begeben, wo wir die anderen Ponys treffen werden, diese sollten bereits verständigt sein. - Nein, heute nicht mit deinem Fahrrad", fügte sie hinzu, als sie sah, daß ich Anstalten machte, das Haus zu verlassen, "wir nehmen den direkten Weg." Vor meinen Augen verschwanden in aufeinanderfolgenden Lichtblitzen erst Applejack und Rainbow, dann wurde es um mich herum für einen Moment sehr hell, und ich fand mich unversehens im Hauptraum der Bibliothek wieder. "Wow... royale Teleportation, das hat es doch schon ewig nicht mehr gegeben.. wir müssen ihr wirklich sehr wichtig sein", kommentierte Rainbow in meine Richtung, begleitet von einem weiteren Lichtblitz, in dem Celestia erschien. "Ganz recht, Rainbow Dash... ich sehe es üblicherweise nicht als meine Aufgabe an, Ponys zu teleportieren, aber wir wollen keine Zeit verlieren, deswegen mache ich heute eine Ausnahme. Wo sind die anderen Ponys?" "Wir sind hie-iiiier, Prinzessin! Guten Morgen!", ließ sich eine äußerst frohgemute und gut gelaunte Stimme vernehmen, die nur Pinkie Pie gehören konnte. Richtig hopste sie soeben aus dem oberen Raum der Bibliothek die Treppe hinunter, gefolgt von Rarity und Fluttershy, während in zwei synchronen Blitzen (einer lilafarben, der andere bläulich) neben uns Twilight und Luna erschienen. Die Prinzessin der Nacht blinzelte mir verschwörerisch zu, und ich brauchte genau einen Moment zu lange, um zu begreifen, daß sie auf ihren "Weckdienst" anspielte - offenbar war sie an meinem Traum, durch den ich aufgewacht war, beteiligt. Interessante Spiele habt ihr in der Menschenwelt, hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf, aber ich kam nicht zum Antworten, da Celestia erneut das Wort ergriff. "Damit sind alle da, die ich jetzt und hier zu sehen gedenke. Schwester - wie ist die Nacht verlaufen?" Celestias Stimme klang nicht direkt unfreundlich, aber kühl - ich verstand, daß ich jetzt die souveräne, unangefochtene Herrscherin Euqestrias, die Anführerin und Regentin, vor mir hatte. "Diese Unsere Nacht verlief ruhig, Schwester. Das Tor ist und bleibt nicht verschließbar und wurde durch Mitglieder Unserer nächtlichen Wachen bewacht. Auf der Seite der Menschenwelt war, soweit es ohne Passieren feststellbar war, hektische Aktivität zu verzeichnen. Es fanden viele Fahrzeugbewegungen statt, eine Art Stadt aus Blech wurde nahe des Tores errichtet, und das Tor wurde die ganze Nacht über mit Licht angestrahlt, aber es wurde nichts hineingesandt. Vielleicht kann der Botschafter hierzu etwas sagen?" Alle Augen richteten sich auf mich. Zum Glück hatte ich mich am Abend zuvor noch ein wenig vorbereitet gehabt... damit stand ich jetzt nicht völlig ahnungslos da. "Soweit ich es aus Euren Schilderungen heraushöre, wurde auf der Seite der Menschenwelt sämtliche Zivilbevölkerung evakuiert. Die Blechstadt ist nichts weiter als eine Containersiedlung - wie ich gestern abend ja selbst gesehen habe, ist die eigentliche Stadt einige Kilometer entfernt. Ich gehe davon aus, daß das Militär die Sache an sich gezogen hat, die haben die notwendige Ausrüstung. Die Container dienen als Stützpunkt, als Basis sozusagen, und sicher sind darin auch Forschungseinrichtungen untergebracht. Daß nichts ins Tor geschickt wurde, dürfte daran liegen, daß erst einmal noch niemand weiß, was das Tor eigentlich ist - dieses Wissen haben wir den Menschen voraus. Solange keiner wirklich weiß oder zumindest eine Ahnung hat, was da am Himmel erschienen ist, wird auch noch nichts hineingeschickt - zuerst einmal wird die Erscheinung mit passiven Sensoren untersucht, es wird gemessen, ob irgend etwas herauskommt... Radioaktivität, Strahlung, vielleicht gar Signale in Form von Radiowellen, gefährliche Bakterien oder Viren... eben alles, was sich messen läßt. Das Entsenden einer Drohne ist erst der nächste Schritt. Und die Beleuchtung ist auch klar: es war Nacht und damit auch bei den Menschen dunkel, da werden unbekannte Erscheinungen ständig angeleuchtet, damit man sehen kann, ob irgend etwas herauskommt." "Danke für diesen Bericht und die Einschätzung, Herrscherin der Nacht und Botschafter der zwei Welten", antwortete Celestia förmlich. "Prinzessin der Nacht, Ihr seid hiermit gemäß den Regeln Unserer Welt für den Tag abgelöst - bleib bitte aber trotzdem noch hier, denn jetzt kommt wohl mein Teil." Sie sah uns der Reihe nach mit einem nachdenklichen Blick an, bevor sie - nun weit weniger förmlich und offiziell, sondern eher im Tonfall einer Forscherin - fortfuhr. "Nun denn. Wie Applejack und Michael bereits wissen, wollte ich noch gestern abend mit einem Freiwilligen die Stabilität des Tores untersuchen. Dazu habe ich mich in einer Zeitdilatation vom normalen Zeitfluß abgespalten, wie sowohl ich als auch Luna das seit Jahrhunderten können und bei Bedarf tun - ihr alle habt ja bereits daran teilgenommen. Ich bin also nach Canterlot zurückgekehrt und habe dort bei der Palastgarde einen Freiwilligen gesucht - das war kein Problem, in der Tat haben sich gleich mehrere Offiziere sofort gemeldet. Ich bin wirklich stolz darauf, solche tapferen Hengste als Palastgarde zu haben. Ich habe einen Oberst ausgewählt. Wir sind - jetzt beide in der Zeitdilatation - zum Tor geflogen. Bei meinen bisherigen Besuchen in der Menschenwelt konnte ich diese Dilatation beim Übergang zwischen den Welten aufrecht erhalten, und gleichzeitig hat die 'Zeitblase', wenn wir sie so nennen wollen, mich und meine Zellstruktur geschützt. In der Menschenwelt konnte ich sie dann auflösen und bei Bedarf neu erschaffen - alles ganz so, wie du, Luna, es ja vermutlich auch kennst und mit deinen Garden ebenfalls praktiziert hast. Zuerst einmal sind wir beide in Dilatation in die Menschenwelt geflogen und von da direkt wieder zurück - alles war wie immer. Daraufhin kam der nächste Test: ich habe die 'Blase' aufgelöst und den Oberst ohne jeden magischen Schutz hinübergeschickt. Auch das funktionierte ohne Probleme, er kam ohne Schäden zurück. Nun sind wir beide erneut ohne Dilatationsblase durch das Tor geflogen - alles bestens, wie auch schon vorher. Wir sind ein Stück durch die Menschenwelt geflogen, in Richtung der Stadt zu, als wir gesehen haben, daß etwas anders war als sonst - der normale Fahrzeugverkehr, der sonst auf Straßen und Schienen herrscht, verschwand auf einmal völlig, dafür tauchten Flugobjekte am Himmel auf, die Menschen nennen sie Helikopter, ich glaube, Michael hat sie in seinen Vorträgen bereits beschrieben. Ein wenig kenne ich diese Welt ja, ich verwende einfach die Bezeichnungen der Menschen - solltet ihr Fragen haben, merkt sie euch bitte und fragt nachher Michael, er sollte sie beantworten können. Weiter im Text: es erschienen also Helikopter, die offenbar die Containersiedlung aufbauen sollten, oder besser: die Container herbringen sollten. Es entstand auch wieder Fahrzeugverkehr, dieses Mal eindeutig militärisch, ich kenne einen Teil des Militärs aus eigener Erfahrung. Wir versuchten auszuweichen, wurden aber dennoch eindeutig von Suchscheinwerferstrahlen entdeckt, daher versetzte ich uns sofort in eine neue Zeitdilatation, bevor die Menschen Fotos von uns hätten machen können - wir waren vielleicht eine halbe Sekunde im Scheinwerferstrahl, länger nicht, ich halte es für unwahrscheinlich, daß wir wirklich klar gesehen wurden. In Zeitdilatation sind wir weitergeflogen bis zur Stadt, alles war wie sonst auch, als ich solcherart in der Menschenwelt unterwegs war. Probeweise habe ich die Blase erneut aufgelöst, was ohne Probleme gelang, wir hielten uns für etwa eine Minute ohne Schutz in niedriger Höhe über der Stadt auf. Dann machten wir uns auf den Rückweg. Erneut versetzte ich uns in Dilatation, spürend, daß meine Kräfte schwächer wurden, aber aus meiner Erfahrung heraus hätte die Rückkehr nach Equestria noch ohne weiteres möglich sein müssen. In Dilatation begaben wir uns also zurück zum Tor, wobei wir die Militäreinheiten natürlich überholten - die Suchscheinwerfer waren nach wie vor aktiv, konnten uns in der Dilatationsblase aber natürlich nicht orten. Wir flogen in das Tor hinein, und normalerweise hätten wir ohne Verzögerung in Equestria ankommen müssen - aber genau das ist nicht geschehen. Stattdessen hingen wir für etwa drei Stunden unserer internen Zeit bewegungsunfähig im Tor fest - und ich konnte nichts machen, ich konnte weder die Dilatation auflösen noch sonst etwas tun. - Genaugenommen hingen wir auch nicht im Tor fest, sondern bewegten uns, aber unendlich langsam - in der Geschwindigkeit, in der ich die Bewegungen der normalen Welt außerhalb einer Dilatationsblase sehe, wenn ich mich selbst in einer befinde. Erst mit Erreichen der direkten Dimensionsgrenze zu Equestria fielen wir wieder aus der Dilatation heraus... daher meine Schwäche gestern abend. Der Oberst flog allein nach Canterlot zurück, versehen mit Ordern von mir, sämtliche Garden in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen und beginnend mit dem heutigen Tag die möglichst unauffällige Bewachung des Tores sicherzustellen. Ich selber habe die Erkenntnis gewonnen, daß die Raumzeit beider Welten... anders verlaufen muß. Ich kann es noch nicht genau erklären, aber bisher konnte ich Dilatationen nach Belieben erschaffen und auflösen und dennoch instant reisen - daß ich an einer Übergangsstelle zwischen den Welten quasi festgehangen habe, ist neu." Celestia setzte mit ihrem Bericht ab und sah die Ponys an. Ich tat es ihr gleich: Lunas Gesichtsausdruck war eindeutig besorgt, wohl, weil sie selbst bereits derartige Reisen unternommen hatte und deshalb den Erfahrungsbericht ihrer Schwester am besten nachvollziehen konnte. In Twilights Gesicht konnte man gespanntes wissenschaftliches Interesse lesen, Rainbow und Applejack sahen einigermaßen fassungslos aus, über Pinkies Kopf konnte ich das Fragezeichen direkt leuchten sehen, bei Fluttershy konnte ich überhaupt keine Regung ausmachen, und Rarity schien sich zu fragen, was sie mit all den Informationen anfangen sollte. "Wahrscheinlich wundert ihr euch, warum ich euch mit all diesen Details behellige. Nun... ihr sollt wissen, womit wir es zu tun haben, auch wenn ihr vielleicht nicht jedes Wort versteht. Auf jeden Fall erscheint dieses Tor stabil zu sein, Reisen sowohl für Ponys als auch für Menschen sind in beiden Richtungen möglich, ohne rein vom Tor-Durchgang her irgendwelche Schäden zu riskieren. - Soviel dazu... und nun muß ich noch einen großen Fehler einräumen." Mit dieser Ankündigung hatte sie schlagartig wieder die gesamte Aufmerksamkeit aller Ponys. "Ich hatte doch, als ich Michael offiziell begrüßt und euch vorgestellt habe, gesagt, daß Equestria in die Erde der Menschen fallen würde - daß ein Teil der irdischen Ozeane durch equestrianische Landmassen ersetzt würde. Ich habe mich geirrt - das war falsch." Die Ponys sogen hörbar die Luft ein - offenbar war es nicht unbedingt an der Tagesordnung, daß eine Prinzessin Fehler eingestand. Twilight blickte erschüttert bis fassungslos, was Celestia natürlich nicht entging. "Ja, meine treue Studentin, auch ich bin nicht unfehlbar. Ich mag zwar Herrscherin über Equestria und viele hundert Jahre alt sein und mehr Wissen haben als vielleicht irgend ein anderes Pony - aber auch ich bin selbst noch Studentin und auch Forscherin, und als solche auch anfällig für Fehler. Ich habe gestern gesehen, daß sich unsere beiden Welten überlappen - sie liegen auf denselben räumlichen Koordinaten übereinander, getrennt nur durch die Barriere, dieselbe Barriere, durch die das Tor ein Durchgang ist. In einem Bericht hattest du, Twilight, mir mitgeteilt, daß Michael auf der Landkarte Übereinstimmungen beider Welten gefunden hat, und ich hätte es spätestens erkennen müssen, als Auto und Zug hier durch instabile Tore oder besser Dimensionstunnel kurzzeitig equestrianisches Gelände passiert haben. Equestrianische Landmassen werden nicht in irdischen Ozeanen erscheinen - weil sowohl Landmassen als auch Ozeane von Erde und Equestria identisch sind." Sie machte eine kleine Pause, aber kein Pony traute sich, etwas zu sagen. "Das heißt: sollten die Barrieren fallen, steht Ponyville auf einmal in der Menschenwelt, dort auf einem Feld neben der Autobahn, die menschliche Großstadt erscheint dafür auf halbem Weg nach Manehattan, Eisenbahnen, Autobahnen und Stromleitungen verlaufen plötzlich mitten durch die Häuser ahnungsloser Ponys - so etwas in dieser Art würde passieren. Es gilt also tatsächlich, was Michael von Anfang an gewünscht hat: die Barrieren müssen stabilisiert werden, egal wie. Und: jede noch so kleine Information, die wir erhalten können, ist wichtig." Die Ponys sahen sich an und begannen, durcheinanderzumurmeln. Dann meldete sich Twilight zu Wort. "Eure Majestät... ich war heute schon sehr früh wach und habe sofort angefangen, die Erscheinung zu studieren. Stabile Tore werden bei Starswirl erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Ich habe inzwischen auch einiges an Wissenschaftsliteratur der Menschen hier, die Michael mir freundlicherweise aus dem Raum der Artefakte gebracht hat; auch die Menschen betreiben interessante Forschungen. Nimmt man alles zusammen, so ergibt sich, daß man das Tor zwar vielleicht nicht verschließen, aber doch zumindest verlagern kann, wenn man eine identische Energie, wie sie zum Erschaffen nötig war, an der gewünschten Stelle freisetzt. Es ist wie mit einem zu kurz geratenen Tischtuch: es wird nie den ganzen Tisch bedecken, aber man kann die freie Stelle verlagern, indem man das Tuch hin- und herschiebt." Sie sah sich um, aber scheinbar konnte kein Pony außer Celestia ihre Analogie so recht nachvollziehen. Sie schüttelte kurz den Kopf und sprach weiter. "Wenn wir also davon ausgehen, daß das Tor durch das doppelte Durchbrechen der Schallmauer an derselben Stelle entstanden ist, müßten also zwei Ponys die Schallmauer an anderer Stelle durchbrechen, und wir würden das Tor damit verlagern." "Dann hängt uns das Ding also nich' mehr über Ponyville?", vergewisserte sich Applejack. "Käm mir sehr gelegn, denn ewig hier unter Wolkn sitzn is' nu' nich' das Wahre un' außerdem nich' gut für die Pflanzn." "Ganz recht, meine Liebe, außerdem drücken die Wolken auf Dauer scheußlich aufs Gemüt", pflichtete ihr Rarity bei. "Außerdem ist es heftige Arbeit für die Wetterkontrolle, diese Wolken stabil zu halten, da wäre eine Verlagerung des Tores wirklich gut - vielleicht irgendwo hin, wo nicht gerade bewohntes Gebiet darunter liegt", kam es von Rainbow. "Vergeßt bitte nicht den Sicherheitsaspekt. Ein Tor abseits der Stadt wäre leichter zu bewachen, würde nicht so viele Ponys beunruhigen, und egal, was aus der Menschenwelt hindurch käme, wir hätten mehr Zeit zum Reagieren", meldete sich Luna zu Wort. "So sei es also, meine Ponys", sagte Celestia mit leicht erhobener Stimme. "Wir werden versuchen, das Tor zu verlagern. Bleibt die Frage nach der von Twilight erwähnten identischen Energiemenge... ich weiß, daß zumindest ein Pony hier die Schallmauer durchbrechen kann. Könntest du das auch zweimal schaffen, Rainbow Dash?" "Wird nicht ganz einfach, kriege ich aber hin!" "Verzeihung, Prinzessin? Ich sagte: identische Energiemengen sind nötig. Rainbow ist eine Pegasusstute, Arado ist ein Pegasushengst - er hat ein anderes Körpergewicht als Rainbow, auch wenn die Differenz klein sein mag. Außerdem wissen wir nicht, ob die beim Sonic Rainboom freigesetzte Energie nicht durch die Licht- und Farbeffekte vielleicht sogar größer ist als die eines normalen Pegasushengstes - und ich weiß nicht, was bei größerer Energiemenge, eben bei einem doppelten Sonic Rainboom, geschehen würde." "Wir benötigen für die Verlagerung also noch einen Pegasushengst mit entsprechenden Fähigkeiten?", vergewisserte sich Celestia. Twilight nickte. "Da weiß ich ein Pony!", platzte Rainbow heraus, aber bevor sie den Namen sagen konnte, wurde sie von Celestia unterbrochen. "Ich wußte, daß ich mich auf euch verlassen kann. Rainbow Dash - du wirst also den entsprechenden Hengst holen. In der Zwischenzeit begebe ich mich nach Canterlot und lasse die Garden einen geeigneten Platz für das verlagerte Tor suchen - vielleicht nicht zu weit entfernt von Ponyville, aber auch nicht zu nahe dran. Ihr wißt, was zu tun ist." Ohne weitere Verabschiedung verschwand Celestia in einem Lichtblitz. Luna entschuldigte sich mit der Begründung, sich ihrer Tagesruhe widmen zu müssen, und verschwand ebenfalls, und damit waren wir wieder allein. "Also, Rainbow? Welchem Pegasushengst traust du zu, uns helfen zu können?"