Kapitel 23: Gegenbesuche Applejack funkelte unseren Besucher aus der Menschenwelt, den Stabsfeldwebel Donnic Erpensberger, unter ihrem tief ins Gesicht gezogenen Hut heraus mit gespielter Angriffslust aus blitzenden emeraldgrünen Augen an. "Vorsicht, Kleener - ich wart schon 'n ganzn Tag darauf, dein' Vorderhuf gepflegt auf'n Tisch zu legn, und Mac will unbedingt sehn, was deine Kiste hier so drauf hat." Donnic lachte. "Dann wollen wir mal! Steigt ein, ich fahr uns zur Farm." Während ich ohne Umschweife auf das geländegängige Militärfahrzeug, das etwa die Größe eines Kleintransporters hatte, zuging, beäugten die beiden Ponys den Wagen skeptisch. "Passn wir da überhaupt alle rein?" "Aber sicher doch - die Mühle ist ein Sechssitzer." "Tja, na dann... is' ma' was Neues. Ich kenn bloß Wagn, die gezogn wer'n... aber nich' welche, die sich einfach irg'ndwie, wie mit Magie, in Bewegung setzn." "Aber Apples. Michael hat doch von solchen Maschinen erzählt... wie war das? Feuerkraftmaschinen?" "Verbrennungskraftantriebe, richtig. Ihr werdet sicher gleich sehen, was solche Apparate leisten können." Damit stiegen wir ein. Dank ihrer eher geringen Körpergröße fanden auch die Ponys, für die die Sitze des Geländewagens offenkundig nicht gebaut worden waren, eine brauchbare Sitzposition auf der durchgehenden vorderen Sitzbank, dann startete Donnic mit der rechten Hand den Motor. Rainbow hatte ihm genau zugesehen. "Sehe ich das richtig, du brauchst die Hände, um so etwas zu fahren?" "Auf jeden Fall." "Dann solltest du vielleicht besser gewarnt sein wegen eurem Wettkampf im Hufdrücken... AJ ist hier bei uns ein Iron Pony, kein anderes Pony ist bisher gegen sie angekommen." Der Unteroffizier zog die Augenbrauen hoch. "Nanu? Bist nicht du das ungeschlagene Iron Pony, das immer wieder seine Freundin herausfordert?" Das orangene Erdpony und das himmelblaue Pegasuspony tauschten einen langen, innigen Blick. "Das war einmal... bevor wir... du weißt schon... fest zusammen waren. Ich wollte mir selber tatsächlich immer wieder beweisen, daß ich besser bin, bin aber in einigen Disziplinen nie gegen sie angekommen - und inzwischen muß ich nicht mehr ständig gegen Applejack gewinnen. Wir beide ergänzen uns... wir sind beide Iron Ponys. Nur zum Spaß treten wir manchmal noch gegeneinander an." Donnic legte den Vorwärtsgang des Halbautomatikgetriebes ein. "Diese Kiste hier hat übrigens über zweihundertvierzig Erdponystärken... wollt ihr sie mal in voller Aktion sehen? Aber nur dann, wenn diese Wiese hier nicht mehr gebraucht wird, die wird dabei nämlich umgepflügt." "Klar! Wahnsinn, das will ich sehen!" Rainbow war, wie kaum anders zu erwarten war, schnell für die leistungsfähige Technik zu begeistern. Ihre Freundin schenkte ihr einen nachsichtigen Blick. "Na meinetwegn, wenns denn so sein soll... dann mach ma'." Grinsend ließ der Soldat das Bremspedal los und trat das Gaspedal mit einem Ruck bis zum Anschlag durch. Der Motor brüllte auf, und mit durchdrehenden Reifen schoß der Wagen los. Das blaue Geschwindigkeitspony starrte sichtlich begeistert durch die Frontscheibe, während ihre Freundin nach hinten sah - dahin, wo zwei parallele Furchen und eine beachtliche Qualmwolke zurückblieben. "Naja, is' ja ganz nett... aber ich bleib dann doch bei altmod'scher Ponykraft." Donnic zuckte amüsiert mit den Schultern. "Mir macht es einfach Spaß, so ein Ding zu fahren... vielleicht liegt es auch daran, daß wir Menschen von Natur aus ohne Hilfsmittel fast gar nichts besonders gut können. - Das hält mich natürlich nicht vom Hufdrücken ab", fügte er eilig hinzu, und Applejack lächelte. "Kenn ich von irgend'nem Pony, diese Einstellung." "Das wollte ich euch sowieso fragen... wenn ich darf und ihr es mir verraten wollt, heißt das. Ihr seid also fest zusammen, so richtig als Paar?" Das Aneinanderschmiegen eines orangenen und eines hellblauen Gesichts war Antwort genug. "Verstehe... nun, das wird einige Bronies freuen, andere gehen fest davon aus, daß Rainbow Dash mit Fluttershy, Twilight oder Pinkie zusammen ist." Applejack gab ein Prusten von sich, während die Fliegerin ob der vorgeschlagenen Partnerschaften fassungslos bis entsetzt dreinblickte. "Und manche denken, Applejack kann nur mit Rarity zusammen sein", fuhr Donnic völlig ungerührt fort - mit dem Ergebnis, daß die Gesichtsausdrücke binnen eines Augenblickes wechselten und nun Rainbow mit einem Mal fast keine Luft mehr bekam, während die Farmerin mit riesigen Augen und offenstehendem Mund dasaß. "Versteh uns nich' falsch... wir wolln nichts gegn die andern Ponys gesagt hab'n, wir sin' alle Freundinn'n... aber das eine spezielle besondere Pony, das hab'n nur wir beide ineinander gefund'n." "Darf man fragen, wie es dazu kam, wie ihr euch kennengelernt habt?" "Darfste... wir war'n beide noch Fillys damals. Ich weiß es noch genau - ich durfte das erste Mal mit Big Mac raus zum Äppeltretn, un' gleich am erstn Baum fiel mir 'n anderes, himmelblaues Filly mit bunter Mähne aus der Baumkrone raus un' auf mich drauf." "Ja, ich hatte Ferien in der Flugschule in Cloudsdale, aber dort kaum Freunde, mit denen ich Zeit hätte verbringen wollen, also bin ich in der Gegend herumgeflogen und hab versucht, neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Hier bin ich dann müde geworden, habe mich, weil keine Wolken am Himmel waren, in den Baum auf einen Ast gelegt und bin eingeschlafen... und bin in Applejacks Baumhaus mit verstauchtem Flügel wieder aufgewacht." Sie zog eine Grimasse. "AJ hat sich dann die nächsten paar Tage, bis der Flügel wieder heil war, um mich gekümmert... und ich konnte sie nicht mehr vergessen. Den Rest der Ferien haben wir dann zusammen hier auf der Farm verbracht, auch wenn Granny darüber wohl nicht immer sehr glücklich war. Dann mußten wir wieder in unsere jeweiligen Schulen... aber ein paar Jahre später, als ich zum Wetterdienst nach Ponyville kam, haben wir uns wiedergesehen und sind richtig gute Freundinnen geworden. Und dann, vor vielleicht einem Jahr, hatten wir wieder einmal einen kleinen Wettkampf untereinander... und da gab es einen kleinen Unfall." "Da hab'n wir uns zum ersten Mal geküßt, wollteste sagn", ergänzte das orangene Farmpony mit ungewohnt sanfter und weicher Stimme. "Das war wirklich keine Absicht, un' wir hab'n beide paar Tage gebraucht, um damit klarzukomm', um uns jeweils selber geg'nüber einzugestehn, daß da mehr war als nur Freundschaft... dann hab'n wir uns verabredet für'n gemeinsam'n Abend, für unsere erste Verabredung..." "Der schönste Abend bisher in meinem Leben! Apples war sogar mit oben in meinem Wolkenhaus, ich habe mir extra von Twilight entsprechendes magisches Pulver besorgt, mit dem für eine kleine Weile auch andere Wesen außer Pegasi auf Wolken stehen und gehen können." "Ja, dein Haus... schön anzusehn isses ja... aber ich bleib dabei: da obn isses zwar imposant, monumental un' gewaltig, aber leider auch kalt un' einsam." Rainbow zog ihre Freundin an sich und verschloß ihre Lippen mit einem Kuß. "Du hast recht, so recht... all die Jahre hindurch hat mir da oben ein anderes Pony gefehlt, ohne daß ich das überhaupt bemerkt hätte, alle anderen haben mich immer nur als rücksichtslos und egoistisch gesehen, und ich wußte selber nicht, wieso... lag wohl einfach daran, daß ich kein anderes Pony in meinem Leben hatte... und dieses Pony habe ich hier unten auf der Erde gefunden. Dich, mein Farmpony. Und vielleicht besteht später keine Gelegenheit mehr, es dir zu sagen: ich liebe dich, Apples... Farmpony, laß mich bitte, bitte nie allein... ich will und brauche dich. Nur dich." Ihre Stimme brach, und ich konnte das feuchte Schimmern ihrer Augen sehen - selten zuvor hatte ich einen derart innigen Zuneigungsbeweis zwischen den beiden zu sehen bekommen. Donnic räusperte sich verlegen. "Das war... sehr aufschlußreich, und ich danke euch für das Vertrauen, das ihr mir entgegenbringt, indem ihr mir eure Geschichte erzählt habt... ich bin sicher, viele Bronies würde das wirklich interessieren, falls ich es weitererzählen darf." "Aber ja! Ja! Alle sollen wissen, wie glücklich mein Farmpony und ich zusammen sind!" Applejack, die, offensichtlich von Emotionen überwältigt, nun ihrerseits nicht mehr sprechen konnte, nickte bekräftigend. "Dann... werde ich das tun... aber jetzt sind wir am Ziel." Verwundert sahen die beiden Ponys, die sich noch immer eng umschlungen hielten, aus dem Fenster - tatsächlich standen wir vor der Torzufahrt, die zu den Hauptgebäuden der Farm führte. Der Spähwagen war zu breit, um hindurchzufahren, deshalb hatte Donnic davor angehalten, und wir waren wohl auch schon seit geraumer Zeit angekommen, denn er hatte bereits den Motor abgestellt, während zwischen den Bäumen ein großer weinroter Erdponyhengst aufgetaucht war und mit gewohnt gleichmütigem Gesichtsausdruck auf das große Fahrzeug aus einer anderen Welt zugetrabt kam. Applejack und Rainbow, die beide soeben aus einem langen, tiefen Traum zu erwachen schienen, schüttelten die Köpfe und ließen einander mehr oder minder widerstrebend los. Donnic stieg als erster aus und öffnete uns die Türen, während Applejacks Bruder uns erreichte. "Ich denk', ich muß erst noch ma' ins Haus... ich bring dann die notwendig'n Geschirre fürs Wagnziehn mit". Wortlos deutete Big Macintosh auf seinen Rücken - tatsächlich hatte er bereits selber an Seile und Zaumzeug gedacht. "Ah ja. Na dann... ich komm' gleich, fangt ja nich' ohne mich an! Ich muß doch bezeugn, wie's ausgegang is'. Könnt ja schon ma' alles vorbereitn." Der große Hengst zog eine Augenbraue hoch, dachte sich dann aber offensichtlich seinen Teil und konzentrierte sich wieder auf den bevorstehenden Wettkampf: Erdponyhengst gegen Menschentechnik. In seinen Augen erschien dasselbe Funkeln, das ich zuvor bereits bei seiner Schwester gesehen hatte, und einmal mehr fiel mir auf, wie ähnlich sich die Geschwister in manchen Dingen doch waren. "Ich... bin dann auch gleich wieder da", kommentierte das himmelblaue Pegasuspony, während sie sich mit einer verblüffend menschenähnlichen Geste durch die Mähne fuhr. "Ich muß... meine Flügel ausbiegen, ja, genau, das muß ich!" Ohne weiteren Übergang zischte sie davon, eine regenbogenfarbige Spur hinter sich herziehend. "Was'n mit den' beid'n los?", ließ sich Big Macintosh vernehmen. "Ich glaube, sie brauchen einfach jede ein paar Minuten für sich... du verstehst sicher, immerhin haben sie beide gerade einen überaus wichtigen Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit noch einmal in Gedanken durchlebt." "Aha... soll heißn, sie hab'n euch von ihr'm erstn Treffn un' dem Abend erzählt." Die Ausdrucksweise des Hengstes blieb unverändert trocken. "Dann machn wir uns bereit - ich bin soweit, wenn du's bist, Partner", wandte er sich an Donnic. "Zum Warmwerdn würd'ch vorschlagn, daß ich erstma' nur so das Dings hier ne Runde ziehe, un' dann zeigste uns mal, was die Maschine so kann, un' ich werd versuchn, dagegnzuhaltn." Nur wenig später (ich hatte die Zeit genutzt, um die von Donnic mitgebrachten Vorräte - tatsächlich hatte er an die fünfzig Sechserpacks Cola, diverse Medikamente und sonst noch jede Menge nützlichen Kleinkram mitgebracht - direkt vom Wageninneren aus in mein 'magisches Inventar' zu packen, vorerst zwar unsortiert, aber genauer einsortieren und in temporalen magischen Stasisfeldern unterbringen würde ich die Sachen später noch können) hatten der Soldat und Big Macintosh die notwendigen Seil- und Zaumzeugverbindungen hergestellt, und der große rote Hengst stand vor dem Geländefahrzeug bereit - es sah auf absurde Weise fast so aus, als wäre alles für eine bevorstehende Kutschausfahrt mit einem Einspänner zurechtgemacht worden, nur mit den beiden Unterschieden, daß sowohl Zugpferd als auch Fahrzeug nicht wirklich in das Bild paßten. Als hätten sie die Vorbereitungen aus der Ferne beobachtet (vielleicht hatten sie es), kamen Applejack und Rainbow auf ihre jeweilige Weise wieder herbei, und der Wettkampf konnte beginnen. Donnic war eingestiegen, hatte den Motor wieder gestartet und sein Fenster geöffnet. "Es bleibt dabei, zwei Durchgänge? Einmal ohne und einmal mit Motor?" "Eeyup!", kam die erwartungsgemäß knappe Antwort seines Kontrahenten. "Un' was macht'er nu' zuerst? Deine Maschine is' doch schon an!", protestierte Applejack. "Nur für die Lenkunterstützung, ohne Motor läßt sich der Kasten nicht wirklich lenken. Michael kann gerne nachgucken und bestätigen, daß ich den Leerlauf drin habe und damit außer der Richtung nichts beeinflussen kann." Ich tat, was Donnic vorgeschlagen hatte, und linste durch das offene Fenster auf den Fahrerplatz - tatsächlich stand das Tiptronic-Getriebe in der Stufe N. "Er hat recht - hier ist reine Muskelkraft gefragt, die Maschine hilft so, wie es jetzt ist, weder mit noch bremst sie Big Mac aus." "Na dann... wenn du's sagst, will ich's euch glaubn. Bereit? Dann zeig mal, was'n ord'ntliches Erdpony so drauf hat!", wandte sich die Farmerin an ihren Bruder. "Uuuund... los!" Mit unverändert gleichmütigem Gesichtsausdruck legte sich Big Macintosh ins Zeug und zog an - um dann so vollkommen unbeirrt, als würde der tonnenschwere Geländewagen hinter ihm gar nicht existieren, loszutraben. Er marschierte am Zaun der Farm entlang in Richtung der Scheunen und Nebengebäude, drehte (freilich unterstützt dadurch, daß Donnic mitlenkte, nachdem er erkannt hatte, welche Richtung der Hengst jeweils einschlug) eine Runde darum und kam alsbald wieder am Ausgangspunkt der seltsamen Fahrt an. Die beiden Pony-Freundinnen begleiteten das Gespann - Rainbow begeistert nebenher flatternd, Applejack mit einem zwischen Entschlossenheit und Erstaunen schwankenden Gesichtsausdruck auf ihren vier Hufen. "Eins zu null für die Ponys!", rief die himmelblaue Fliegerin begeistert, nachdem die Fuhre wieder am Ausgangspunkt angekommen war. "Oder siehst du das anders, Soldat?" Siegesgewiß grinste sie Donnic an. "Da kann und will ich nicht widersprechen. Aber ihr gestattet sicherlich, daß wir jetzt zur zweiten Runde kommen? Pony nicht nur gegen Gewicht, sondern gegen Maschine?" "Hab mich schon die ganze Zeit drauf gefreut", kam es in ungewohnt enthusiastischem Ton von Big Macintosh. "Also dann: bereitmachn zur zweitn Runde!", rief die Farmerin. Die roten Lichter am Heck des Wagens flammten auf, als Donnic auf die Bremse trat, während er den Rückwärtsgang einlegte. "Versuch einfach nur, mich daran zu hindern, dich rückwärts davonzuziehen. Einverstanden?" "Eeyup!" Mit einem Ausdruck unnachgiebiger Entschlossenheit sah Big Macintosh erhobenen Hauptes in die Luft. "Also dann... ich löse die Bremse, es beginnt... jetzt." Tatsächlich erloschen die Bremsleuchten, und wir konnten sehen, wie sich die Seile strafften - aber noch hielt der Hengst der Maschine stand. Donnic tippte das Gaspedal leicht an, und ich sah, wie sich der Gesichtsausdruck von Applejacks großem Bruder in ungläubiges Erstaunen verwandelte. Seine Muskeln spannten sich sichtbar an, die Seile begannen zu knirschen, aber noch immer hielt er das Fahrzeug fest. Der Soldat im Wagen gab etwas mehr Gas, Big Macintosh gab ein fassungsloses, ersticktes Keuchen von sich, während er von seinen Muskeln Schwerstarbeit abverlangte - und schließlich doch der Kraft des wuchtigen Verbrennungsmotors nicht länger standhalten konnte. Der große rote Hengst versuchte sichtlich noch einmal, sich mit aller Kraft gegen die Maschine zu stemmen, verlor diesen Kampf aber schließlich doch und machte einige unfreiwillige Schritte rückwärts, um dann ungeschickt auf seinen Hintern zu plumpsen - der Wettkampf war vorüber. Schwer atmend blieb Big Macintosh im Gras sitzen, während Donnic sofort wieder auf der Bremse stand und den Motor abschaltete. Mit einem Satz war er aus dem Wagen heraus und bei seinem Wettkampfgegner. "Bei dir alles in Ordnung?", fragte er, hörbar besorgt. Der Hengst schüttelte sich und erhob sich wieder - weniger elegant, als er noch vor Minuten gewirkt hatte. "Ich denk schon... brauch nur'n paar Minutn, nur'n bißchn Ruhe. Heilige Mutter Celestias... ihr könnt solche Maschin' baun, die so'ne enorme Kraft entwickeln?!" "Tatsächlich haben wir sogar noch deutlich stärkere Technik auf Lager... frag Michael, er war Lokführer in der Menschenwelt, gegen eine seiner Eisenbahnloks hätte ich mit dem Ding hier schon keine Chance mehr gehabt." "Ich hätt's nich' gedacht, daß eure... Technik, wie ihr's nennt... so stark is'. Respekt." "Oh, der Respekt ist ganz meinerseits, Großer... wenn ich das so sagen darf. Es gibt praktisch keinen Menschen - na gut, vielleicht einen von einer MIllion - der den Wagen überhaupt auch nur in der Leerlaufdrehzahl festgehalten hätte, von tatsächlichem Gasgeben ganz zu schweigen. Mit Menschen wär ich rückwärts hier quer durch Equestria gefahren, mit ihnen im Schlepp... es war auch für mich interessant zu sehen, wieviel Kraft so ein Erdponyhengst wirklich hat. Und den Wagen hier einfach so von der Stelle ziehen schafft auch kaum ein Mensch alleine - jedenfalls nicht über eine derartige Strecke." "Menschnwelt gegn Ponys: eins zu eins", kommentierte Applejack, ebenfalls hörbar erstaunt. "Dann gilts jetz', jetzt gibts 'ne gepflegte Runde gutes Hufdrückn: Mensch gegn Pony, nur Huf gegn Arm! Du wirst doch jetz' nich' kneifn?" Donnic grinste. "Ich glaube zwar selber nicht daran, daß ich gewinne, aber ich will einfach mal selber spüren, was du drauf hast. Ich bin und bleibe dabei." "Dann seilt mein' Bruder wieder ab un' kommt mit!" Während Donnic und Big Macintosh den Hengst von seinem Geschirr befreiten, ging ich mit den beiden Stuten voraus. Applejack hatte, offenbar bereits vor dem Frühstück, im Innenhof, zwischen unseren Haupthäusern, einen Tisch mit zwei Bänken aufgestellt. In der Zwischenzeit hatte irgendein Pony, vermutlich Granny Smith, einen Krug und mehrere Becher bereitgestellt, und das Erdpony nahm Platz. "Aaaah, die gute Seele", kommentierte sie die Getränke. "Hat sogar noch'n Krug von unserm gutn Cider abgefüllt un' rausgerückt... sieht aus, als wär Donnic bei ihr gut angesehn. He, Donnic", rief sie in Richtung des Soldaten, der zusammen mit Applejacks Bruder soeben herbeikam, "schön' Gruß offenbar von Granny - wenn ich mit dir hier fertich bin, kriegste zumindest noch'n gutn Becher Apple-Cider, den bekommt nich' gleich jeder." "Na, wenn das keine Motivation ist", grinste der Unteroffizier. "Aber ich denke trotzdem nicht, daß ich es dir unnötig einfach machen werde, meine Beste... ich gedenke nicht, mich schnell besiegen zu lassen, nur um schneller an den Cider zu kommen." Applejack lachte. "Hätt auch nichts and'res von dir erwartet. Dann setz dich un' laß uns anfangn!" Donnic nahm gegenüber der Farmerin Platz, sützte seinen rechten Arm auf dem Tisch auf und sah seine neue Kontrahentin erwartungsvoll an. "Bereit?" "So bereit, wie'n Pony nur sein kann!" Sie schob ihren Hut ein wenig nach vorn in die Stirn, was ihr ein einigermaßen verwegenes Aussehen verlieh. "Big Mac, Dashie - ihr guckt, daß keener von uns hier schummelt?" "Eeyup!" - "Klar doch!", kamen die Antworten. "Dann wolln wir mal... so...", sie stützte ihr Vorderbein in derselben Weise auf wie Donnic seinen Arm und legte ihren Huf in seine Hand. "Dann zeig mal, ob'de was drauf hast!" Damit begannen die beiden äußerlich so ungleichen Wesen, ihre jeweiligen Vordergliedmaßen gegeneinander zu drücken. Applejack, die erst einen demonstrativ gelangweilten Gesichtsausdruck zur Schau stellte, gab ein überrascht klingendes Geräusch von sich, als Donnic sich mit aller Kraft ins Zeug legte. "Holla, nich' gleich so stürmisch... du willstes aber wissn... na gut, kannste habn." Ihre Mimik wurde ernst, dann verbissen, und schließlich schaffte sie es, den Arm des Soldaten in Richtung Tischplatte zu drücken - allerdings gab der sich noch nicht geschlagen, sondern schien jetzt erst richtig anzufangen: langsam, Millimeter für Millimeter, drückte er den organen Vorderhuf zurück, erst in die Senkrechte, um ihn dann seinerseits langsam, aber unerbittlich nach unten zu pressen. Applejack keuchte verblüfft. "Na, da sag noch einer, ihr Menschn hättet keene Kraft in'n Armen... du machst es mir nich' gerade leicht, Sugarcube, weeßte das? Aber wenns denn so sein soll..." Angefeuert von den begeisterten Kommentaren ihrer Zuschauer, gab das Farmpony jetzt offenbar alles, was sie aufzubieten hatte - und, wie kaum anders zu erwarten gewesen war, kehrte sich die Bewegungsrichtung abermals um, und obwohl Donnic mit aller Kraft dagegen hielt, wie mir das Zittern seines Arms verriet, hatte er letztendlich gegen das durch jahrelange harte Arbeit äußerst trainierte Erdpony keine Chance. Sein Handrücken näherte sich immer weiter dem Holz des Tisches, um ihn schließlich zu berühren. "Uff, es reicht... jetzt weiß ich, wie viel Kraft du in den Vorderhufen hast... es war mir ja klar, daß ich nicht gewinnen würde, aber jetzt kann ich deine Kraft erst richtig einschätzen. Ich würde sagen, ihr Ponys habt zwei zu eins gewonnen." "Yee-haw!", jubelte die Angesprochene, um dann mit dem Huf, den sie nicht zum Drücken benutzt hatte, ihren Hut vom Kopf zu nehmen. "Aber vor dir zieh ich sogar mein' Hut - so viel hat mir bisher kaum mal'n Pony entgegngesetzt, abgesehn von Mac natürlich. Nich' mal Dashie kommt gegn mich an... na gut, dafür kann'se fliegn un' is in der Luft schneller als ich am Boden, is' eben'n Pegasuspony." "Ich gratuliere jedenfalls zum verdienten Sieg. Es war mir eine Freude und eine Ehre, gegen euch beide antreten zu dürfen." "Kannst ja noch gegen mich ein Wettrennen machen!", bot Rainbow an, aber Donnic schüttelte lachend den Kopf. "Nein danke, schnellste Fliegerin von Equestria. Ich weiß von vornherein, daß ich als Mensch gegen Pony-Geschwindigkeit überhaupt keine Chance habe - wir sind einfach zu langsam, am Boden gegen dich als Sportlerin auf jeden Fall, und in der Luft sowieso, denn fliegen können wir nicht. Und mit irgendeinem Fluggerät gegen ein flugfähiges Wesen anzutreten ist auch irgendwo witzlos, würde ich sagen." "Japp - da ist wohl was dran", erwiderte das Pegasuspony mit einer Geste, die ich als die Pony-Entsprechung zum menschlichen Achselzucken erkannte. "Hat hier nicht vorhin ein gewisses Pony was von Cider erzählt, den sie ausgeben wollte, nachdem sie mit ihrem Menschen-Gegner fertig ist?" "Dir troppt wohl schon wieder der Zahn nach was Besonder'm, Flugpony? Dann wolln wir mal zum gemütlichn Teil komm'n!" Sie machte Anstalten, den Krug zu nehmen und die bereitstehenden Becher zu füllen, aber sie führte weder die Bewegung noch ihr Vorhaben je zu Ende. Zwei kleinere, lautstarke Geräusche von sich gebende Wesen erschienen am Eingang zum Innenhof und rannten offenbar in unsere Richtung - und es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, daß es sich um Scootaloo und Applebloom handelte und die Geräusche nichts anderes als eine Art Unterhaltung zwischen den beiden waren. "... ist der Wagen, ich sags dir doch!" "Kann'er gar nich' sein, der hier gehört unserm' Besucher, un' der war bestimmt nich' erst bei dir draußn, du Dodo!" "Du sollst mich nicht ständig Sachen nennen, von denen ich nicht weiß, was es sein soll! Und wohl ist es das Ding, was mein Haus zerstört hat!" "Fragn wir sie doch selber! Hey Schwesterherz! Scoots hier meint..." Der Rest von Appleblooms Erklärungen ging in einem wilden, völlig unverständlichen Durcheinander aus Worten unter, als beide Fillys gleichzeitig redeten, dabei versuchten, einander gegenseitig zu überbrüllen, und ihre jeweiligen Darstellungen nach Kräften mit Gesten und Mähnenschütteln unterstützten. Nachdem sie einige Sekunden verständnislos von einer zur anderen geblickt hatte, hob Applejack den Vorderhuf, und tatsächlich sank die Lautstärke der beiden jungen Ponys um einige hundert Dezibel (wenigstens kam es mir so vor). "Whoaaaaah, jetz' ma' langsam, ihr beidn, un' nich' alle gleichzeitig, sonst verstehn wir nämlich gar nischt mehr. Was genau is' jetz' eigentlich los?" "Der Kampfwagen da draußen... er hat... mein Haus kaputtgefahren!", schrie Scootaloo und deutete mit einer anklagenden Geste in die Richtung, in der der Spähwagen stand. Nachdem sie die Worte einmal gesagt hatte, schien sie selbst erst die volle Tragweite dieses Vorfalls zu begreifen: sie begann zu schniefen, verlor den Kampf gegen die Tränen aber schon nach wenigen Sekunden und warf sich an Rainbows Seite. Das blaue Pony breitete den Flügel aus und drückte ihre jüngere Quasi-Adoptivschwester an sich. "Un' ich sag', das kann gar nich' sein, daß'es der Wagn von hier war, denn Scoots' Haus is' zu weit weg, un' so schnell kann der nich' hier sein! Un' außerdem... warum... sollteste sowas tun, einfach das Haus von 'nem Pony kaputtmachn?" Aus großen Augen, in denen sich Unsicherheit und erschüttertes Vertrauen miteinander vermischten, sah sie Donnic an. "Jetzt nochmal langsam zum Mitmeißeln, bitte. Ihr sagt, ein Wagen wie meiner da draußen hat ein ganzes Haus zerstört?" "Ja!" - "Genau!" "Wann und wo soll das gewesen sein? Soweit ich weiß, bin ich der einzige, der mit einem Spähwagen unterwegs nach Equestria ist, aber ich weiß nicht einmal, wo Scootaloos Haus steht, geschweige denn, daß ich es zerstören würde, außerdem waren Applejack, Rainbow und Michael die ganze Zeit bei mir. Abgesehen davon ist dieses Fahrzeug nicht groß und stark genug, um so etwas zu tun, dazu bräuchte man schon einen Panzer." "Aber... das Ding sah genauso aus!", schluchzte Scootaloo unter Rainbows Flügel hervor. "Un'... naja... Haus... nimms mir nich' übel, Sugarcube, aber so massig wie'n normales Haus war's ja auch nich'." "Aber es war mein Zuhause! Warum macht ihr mir das einfach kaputt?!" "Moment... hier scheint ein zweiter Spähwagen unterwegs zu sein. Wo genau war das, und wie konnte er ein Haus zerstören?" "Scoots hat sich aus Stein' un' Brettern ihr Haus selber gebaut, un' kaum'n Pony weiß, wo das is', stimmt doch, Rainbow Dash?" Die Angesprochene nickte bestätigend. "Richtig... noch nicht einmal ich weiß, wo genau die Kleine hier überhaupt wohnt." "Ich komm alleine klar, ich brauch weder irgendwelche Aufpasser noch ein Pony, welches mich ständig verhätschelt, ich kann für mich selber sorgen... zumindest... konnte ich es..." Erneut ging der Rest in einem Schniefen unter. "Das bestreitet doch auch niemand, und bisher habe ich dich ja auch nicht gefragt, wo du übernachtest... du hast mir ja schon mehrmals klargemacht, daß das allein deine Anlegenheit ist. Aber ich befürchte, in so einer Situation brauchst du Hilfe... und es ist in Ordnung, Hilfe anzunehmen, Kleines. Kein Pony kann immer nur alles allein regeln." "Ach! Würdest du dir denn... helfen lassen?" Das Filly sprach die beiden letzten Worte aus, als wären sie etwas besonders Verachtenswertes. "Aber sicher doch. Ich kann mich ganz gut in dich hineinversetzen, Scoots, ich kann verstehen, wie es dir geht... auch mir war meine Unabhängigkeit immer sehr wichtig, zumindest solange, bis ich mich für Apples entschieden habe und sie sich für mich. Aber manchmal kommt man einfach nicht drum herum, kein Pony kann immer nur alles alleine regeln." "Wenn du das so sagst... dann ist da wohl was dran... also gut. Mein Haus, was ich mir selber gebaut habe, als ich nach Ponyville gekommen bin, steht etwas außerhalb... in einer kleinen Seitenstraße, da, wo die Hauptstraße Richtung Fillydelphia führt, also praktisch am Ortsrand. Dort habe ich mir meine Unterkunft gebaut... und dort ist jetzt irgend etwas Seltsames passiert... und dann kam dieser Wagen, ist in mein Haus reingefahren, auf der anderen Seite wieder raus und hat alles zerstört. Wenn ich selber drin gewesen wär..." Sie führte den Satz nicht zu Ende. "Das bringt mich aber auf eine Frage... hättet ihr nicht in der Schule sein sollen statt bei dir zuhause?" "Wir hattn 'ne Freistunde zwischndrin, un' Miss Cheerilee hatte nichts dagegn, daß wir uns erstma' dünne gemacht habn. Sweetie Belle is' zu ihrer Schwester, un' wir wolltn die Zeit bei Scoots verbringn. Sie is' schon ma' vorgegangn, während ich noch 'ne kleine Aus'nandersetzung mit Diamond Tiara hatte, un' als ich bei ihr angekomm' bin, war schon alles vorbei, ich hab nur noch den Wagn davonfahrn sehn." "Danke, ich habe genug gehört - hier ist offensichtlich noch ein Trupp unterwegs, und der richtet Schaden an. Das werde ich nicht dulden - ich schlage vor, wir fahren erst einmal zum Ereignisort und sehen dort weiter." "Seh' ich auch so - tut mir leid, Dashie, aber für'n Moment wirds nischt mit'm Cider, ich schätz mal, wir wer'n gebraucht." Das Pegasuspony nickte mit ernster Miene, kam aber offenbar nicht umhin, dem Krug mit ihrem Lieblingsgetränk noch einen bedauernden langen Blick zuzuwerfen, ehe sie abrupt herumfuhr. "Ihr habts gehört. Los, everypony, wir müssen herausfinden, was da Sache ist. Ich schätze, unsere beiden Fillys hier und Apples sollten im Wagen mitfahren, zusammen mit Donnic und Michael, ich fliege über euch her und sehe mir von oben an, was da los ist - aus der Luft sieht man einfach mehr und manchmal auch Dinge, die vom Boden aus nicht zu sehen sind." "Absolut", bestätigte Donnic. "Los gehts - Applebloom, Scootaloo, ihr beiden steigt vorne bei mir ein und sagt mir, wo ich langfahren soll. Michael, Applejack - ich muß euch auf die hinteren Plätze verbannen." Als wir auf das große Fahrzeug zuliefen, konnte ich nicht umhin, die skeptischen Blicke zu bemerken, mit denen die beiden Fillys den Wagen aus einer anderen Welt musterten, und kurz bevor wir ihn erreichten, blieben sie noch einmal stehen und sahen uns Erwachsene (Menschen wie Ponys) abwechselnd an. "Und ihr seid sicher, daß das hier nicht das Ding war, was mein Haus kaputtgemacht hat?" "Scoots, Kleines", meldete sich Rainbow mit ungewohnt sanfter Stimme zu Wort, während sie landete und vor dem Filly in die Knie ging. "Ich würde dich nie belügen - und das trifft erst recht auf Applejack zu, du weißt, sie kann gar nicht lügen, sie verkörpert das Element der Ehrlichkeit. Wir beide geben dir unser Wort, daß es weder dieser Wagen noch Donnic war, die da bei dir zuhause... reingeschaut haben." "Wenn ihr das sagt..." Ganz schien das orangene Filly noch immer nicht überzeugt zu sein, aber offenbar vertraute sie Rainbows Aussage genug, um in den Wagen zu steigen und neben ihrer Freundin Platz zu nehmen. Applejack und ich nahmen hinten Platz, dann startete Donnic den Motor. "Erst mal Richtung Stadt, dann können wir vorher abbiegen - wenn das Ding hier nicht unbedingt auf feste Straßen angewiesen ist, sonst müßten wir quer durch Ponyville hindurch." "Zum Glück ist es ein Geländewagen, der mit der equestrianischen Landschaft ohne weiteres zurechtkommen sollte", kommentierte unser Fahrer grimmig. Wir fuhren nach Scootaloos Angaben bis zu dem Punkt, an dem ihre Behausung gestanden hatte. Auch ohne daß ich selbst den Weg gewußt hätte, merkte ich, daß wir unserem Ziel näher kamen und dort wirklich etwas Seltsames, wie das junge Pegasuspony sich ausgedrückt hatte, vorgefallen sein mußte: unsere Umgebung veränderte sich. Nicht in dem Sinne, daß die Landschaft anders ausgesehen hätte - jedenfalls nicht so, daß wir auf einmal statt durch grünes Hügelland durch eine steinige Wüste oder einen undurchdringlichen Wald gefahren wären. Die Veränderungen waren vielmehr allmählich und schwer faßbar, so, als würde ich zwar bemerken, daß etwas nicht stimmte, konnte aber gleichzeitig nicht wirklich den Finger darauf legen, was genau nun anders war. Es war fast wie am gestrigen Abend: hier eine Farbe, die zu fahl wirkte, dort eine Linie, die nicht stimmte, da eine Krümmung, die es gar nicht hätte geben dürfen - und die Veränderungen wurden stärker, je näher wir Scootaloos Wohnung kamen. Nach wenigen Minuten Fahrt hatten wir die kleine Seitenstraße erreicht, nachdem wir den größten Teil des Ortes außerhalb über Wiesengelände umfahren hatten. Natürlich hatte es sich nicht vermeiden lassen, daß uns andere Ponys gesehen hatten, aber Donnic hatte sicherheitshalber die Fenster geöffnet, so daß sie von außen sehen konnten, wer in dem seltsamen Fahrzeug saß, und außerdem nur ein moderates Tempo an den Tag gelegt, so daß es zumindestens nicht gleich zu einer Pony-Massenpanik gekommen war - wenngleich die uns verfolgenden Blicke naturgemäß dennoch sehr skeptisch und wenig angenehm gewesen waren. "Wir sind da", kommentierte Scootaloo mit fast undeutbarem Klang in der Stimme - allerdings hätte es dieser Ansage kaum noch bedurft. Auf der linken Seite, vielleicht noch zwanzig Meter entfernt, ließ ein Trümmerhaufen vermuten, daß hier ein Pony seine Behausung gehabt hatte. Zuvor lag ein anderes, anscheinend seit längerem aufgegebenes Grundstück - und dahinter lagen zwei Welten gleichzeitig. Auf einer schwer zu schätzenden Distanz, die an die hundert Meter betragen mochte, überlagerten sich Menschen- und Ponywelt. Es sah fast aus, als würde man ein doppelt belichtetes Foto betrachten, und ähnelte der Erscheinung, die wir gestern abend zu sehen bekommen hatten - nur daß dieses Mal in der Menschenwelt eine alleengesäumte Landstraße aus dem Nichts erschien und in die Ferne führte, während auf ihr einige equestrianische Bäume standen. Links und rechts der Straße befanden sich Felder mit blühendem Raps - gleichzeitig aber auch hier einige Bäume und auf einem Teil davon ein weiteres aufgegebenes Grundstück der Seitenstraße Ponyvilles, auf der wir standen. In vielleicht einem Kilometer Entfernung konnte ich ein Dorf sehen, das nun eindeutig komplett in der Menschenwelt lag (und mit blaulichtblitzenden Sondereinsatzfahrzeugen soeben abgesperrt und möglicherweise evakuiert wurde). Immerhin beantwortete das die Frage, wo der zweite Spähwagen hergekommen war. Allerdings war dieser Übergang, der hier erschienen war, noch lange nicht das Ungewöhnlichste an der ganzen Sache, und ein Blick in die Runde sagte mir, daß nicht nur ich die Veränderungen wahrnahm. Ich öffnete die Tür und stieg aus, und die anderen taten es mir gleich. Rainbow schwebte noch am Himmel - bis zu dem Moment, als ein Helikopter aus dem Nichts erschien, noch durchscheinend und unwirklich, aber doch mehr als ein Schatten oder eine Einbildung, und sie nur knapp verfehlte. Der Wind, den die Rotoren verursachten, schien aber durchaus bereits real zu sein - mit einem überraschten Schrei geriet das fliegende Pony ins Taumeln, fing sich im letzten Moment und schwebte zu uns herab, während der Hubschrauber im selben Maße, in dem er sich der Ortschaft in der Ferne näherte, stofflicher und realer wurde. Rainbow, deren himmelblaue Farbe einem ungesund aussehenden Blaugrau gewichen war, landete neben uns. "Liegt das nur an mir, oder seht ihr das auch?" Keiner fragte, was sie meinte - das war auch nicht erforderlich. Im Grunde waren die Veränderungen überall um uns herum, und es war wie bei der Fahrt hierher, nur war die Anzahl der bizarren Erscheinungen hier, am Übergang zweier Universen, deutlich höher: sie waren überall zu sehen, aber stets nur aus den Augenwinkeln, und sie verschwanden, sobald man genauer hinsah, nur um an einer anderen Stelle neu zu erscheinen. Allerdings waren sie dennoch deutlich zu spüren: ich bemerkte Parallelen, die sich auf unmögliche Art und Weise schnitten, Winkel, die auf unfaßbare Art mehr als dreihundertsechzig Grad maßen, rechte Winkel, die größer oder kleiner als neunzig Grad waren, Geraden, die Bögen beschrieben und in sich gekrümmt und verdreht waren, und noch andere Absurditäten, die der euklidischen Geometrie Hohn sprachen - und noch während ich versuchte, die Veränderungen in der Wirklichkeit zu erfassen und einzuordnen, bemerkte ich, daß sich ihre Anzahl immer mehr zu erhöhen schien. Sehr bald erfaßte mich ein dumpfes Schwindelgefühl, und dem Gesichtsausdruck der anderen nach zu urteilen, erging es ihnen ähnlich - die Wirklichkeit um uns herum veränderte sich, mehr und stärker, als wir mit unseren Sinnen zu erfassen und zu verarbeiten imstande waren. Auch die Farben blieben davon nicht verschont: während einige von ihnen stark in Richtung Grau wanderten, wurden andere schärfer und greller, als sie sein sollten. "Wir sollten -", begann ich, führte den Satz aber nie zu Ende - denn das Schwindelgefühl wurde stärker, und dann stand Scootaloos zerstörtes Haus nicht länger in Ponyville! Übrigens erging es dem Rest der Straße mitsamt der verbliebenen equestrianischen Grundstücke nicht anders. Dafür standen wir auf einer asphaltierten, allenartigen Landstraße, auf der einige durchsichtige equestrianische Bäume, die jedoch schnell ihre Substanz zurückgewannen, standen; und die Grundstücke waren natürlich nicht verschwunden, sondern wurden von einigen großen Pappeln durchwachsen. Offenbar waren die beiden Welten seoeben wieder ein Stück weit ineinander übergegangen. Ich drehte mich um - Ponyville (oder das, was im Moment Ponyville darstellte - die Linienführungen machten es einem mittlerweile fast unmöglich, länger als einige Augenblicke lang hinzusehen, ohne hämmernde Kopfschmerzen zu bekommen, und wären vermutlich geeignet gewesen, selbst Discord in den Wahnsinn zu treiben) lag gute hundert Meter hinter uns. In der anderen Richtung, wo das Dorf der Menschenwelt lag, wurden die nicht begreifbaren Veränderungen in der Wirklichkeit zwar schwächer, je weiter der Standort vom aktuellen Übergang entfernt lag, hörten aber nicht völlig auf - ich konnte den Kirchturm des Ortes sehen, der, wie ich mich erinnerte (immerhin kannte ich das Dorf noch recht gut, lag es doch in der Nähe der Großstadt, in der ich bisher gelebt hatte), einen quadratischen Grundriß hätte haben sollen. Selbst auf die Entfernung hin bemerkte ich, daß er anders aussah... fast wirkte es, als hätte ihn eine unfaßbare Macht genommen und mehrmals verdreht, aber ich konnte nie lange genug hinsehen, um die Veränderung wirklich genau bestimmen zu können, jedesmal, wenn ich es versuchte, schienen die unmöglichen Linien zu verschwinden und an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Möglicherweise war ich mit meinen menschlichen Sinnen auch schlicht nicht in der Lage, zu erfassen, was hier mit der Realität passierte. Ich wandte mich den anderen zu, die ebenso fassungslos um sich schauten - die beiden Fillys hatten sich verängstigt an ihre älteren Schwestern geklammert, und Donnic, dem die veränderte Realität offenbar ebenfalls Probleme machte, hielt sich am Wagen fest. Dieser hatte, wie mir erst jetzt auffiel, übrigens seit neuestem vier unterschiedlich große Räder, von denen mindestens eines außerdem ellipsenförmig und ein weiteres rund und viereckig zugleich zu sein schien - was das Fahrzeug aber nicht im mindesten daran hinderte, so gerade dazustehen wie bisher auch. "Was... passiert hier nur?", fragte Applejack mit hohl klingender Stimme und völlig akzentfrei. "Ich weiß es nicht... aber ich fürchte, das ist etwas, wogegen wir nicht mehr ankämpfen können", kam die Antwort ihrer Freundin, und vielleicht zum ersten Mal überhaupt hörte ich tiefe Unsicherheit in ihrer Stimme - nicht wie vor einigen Tagen, als sie von Arado Flash abgewiesen worden war und vor allem Wut, Frust und Enttäuschung ihre Emotionen bestimmt hatten, sondern echte Unsicherheit: dieses Pony sah sich mit einer Situation konfrontiert, die sie hoffnungslos überforderte und die sie nicht in den Griff bekommen konnte. "Machen wir ein Experiment", ließ sich Donnic vernehmen. Er schüttelte den Kopf, wohl, um die Benommenheit loszuwerden, und öffnete die Fahrertür, um sich aufatmend auf seinen Sitz fallen zu lassen. Dort nestelte er nach dem Funkgerät, schaltete es ein und lauschte einige Sekunden - und tatsächlich vernahm auch ich zum ersten Mal seit Monaten wieder entsprechende Transmissionen, auch wenn der Inhalt offenbar militärischer Natur war, mit entsprechenden Codierungen versehen und damit für mich eher nichtssagend. Auch die Akustik litt unter der verbogenen Realität, und der Empfang war überlagert von untypischem Krachen, Rauschen und schwer definierbarem Pfeifen, aber es waren eindeutig menschliche Stimmen, die wir da hörten. Damit war klar, daß wir uns entweder in der Menschenwelt befanden - oder die Menschenwelt sich in Equestria. Donnic schaltete das Funkgerät ab. "Ich schätze, unsere Probleme werden langsam größer... und ich habe keine wirkliche Ahnung, wie sie zu lösen sind. Nur damit ich erst einmal einen Überblick über die Lage bekomme: wie sah es eigentlich von oben aus, Rainbow?" "Von oben... ach ja, richtig." Die Fliegerin hatte offenbar vollkommen vergessen, weshalb sie sich überhaupt auf ihre natürliche Fortbewegungsart hierher begeben hatte, und schüttelte nun ihrerseits ihre grell leuchtende Mähne, während der Rest des Ponys nun eindeutig grau war. "Unsere Bäume und die Straße nach Fillydelphia sind überall in eurer Welt, so weit ich sehen konnte... und es sah fast so aus, als würden einige unserer Bäume und Sträucher durch die Häuser da hinten", sie deutete in Richtung des Dorfes, "hindurchwachsen. Viel konnte ich allerdings nicht sehen, bevor dieses komische... Flugdings aufgetaucht ist und mich vom Himmel geblasen hat." "Traust du es dir zu, noch einmal aufzusteigen und zu diesem Ort da zu fliegen, um nachzusehen?" "Ich... bin mir nicht sicher... können wir nicht ein Stück mit deinem Wagen heranfahren? Hier stimmt nämlich was nicht... es scheint kein Oben und kein Unten mehr zu geben, oder die sind vertauscht... vielleicht wird es ja weiter weg von diesem... Übergang besser?" "Versuchen wir es." Damit nahmen wir erneut in dem Fahrzeug aus der Menschenwelt Platz - dieses Mal alle zusammen. Die Alleenstraße, auf der wir uns befanden, war offenbar für den Verkehr gesperrt worden, so daß wir unbehelligt losfahren konnten, und ich merkte nun, warum Rainbow nicht hatte aus eigener Kraft losfliegen wollen: obwohl meine Augen mir sagten, daß die Straße vor uns eben und ohne Höhenunterschiede war, versuchte mein Gleichgewichtssinn mir einzureden, daß wir steil nach oben fuhren, nur um gleich darauf zu versuchen, mich davon zu überzeugen, daß wir mit hoher Geschwindigkeit eine abschüssige Piste hinunterrasen würden. Davon abgesehen funktionierte allerdings alles normal, so daß wir bis in die unmittelbare Nähe des Dorfes fahren konnten. Im selben Maße, in dem wir uns von der direkten Überlagerungszone entfernten, nahmen die Verzerrungen in der Wirklichkeit ab, ohne freilich ganz zu verschwinden - noch immer gab es Linien, die völlig unmögliche Verläufe zu beschreiben schienen, und Farben, die zumindest ein Stückweit falsch und verschoben wirkten, aber es war lange nicht mehr so schlimm wie an der direkten Grenze zwischen den Welten. Rainbows Fell hatte seine normale blaue Farbe zurückgewonnen, und ihre Mähne erschien nun fast so, wie sie sein sollte. Donnic hatte das Funkgerät wieder eingeschaltet - die unnatürlichen Störungen waren verschwunden, und auch dem Gefühl nach befanden wir uns wieder auf einer ebenen Strecke. Während er im Slalom Bäume, die übergangslos direkt aus dem Asphalt zu wachsen schienen, umkurvte, tippte er konzentriert auf den Tasten des Gerätes herum und scannte offenbar verschiedene Frequenzbereiche. Als Ergebnis erfuhren wir, daß der Ort vor uns offenbar tatsächlich evakuiert wurde, allerdings nicht in Richtung Ponyville, sondern in die andere Richtung. Bei den Menschen hatte die plötzliche Überlagerung offenbar auch Opfer gefordert: aus den Ankündigungen, die wir über Funk auffingen, hörte ich heraus, daß bei einigen Leuten Äste und Zweige der plötzlich erschienenen Vegetation im Körper steckten - offenbar hatten sie das Pech gehabt, daß genau an der räumlichen Stelle, an der sie sich zum entsprechenden Zeitpunkt befunden hatten, in Equestria Sträucher und Bäume gestanden hatten. Vielleicht hundert Meter vor dem Ortseingang hielten wir an und stiegen aus. Bis in das Dorf hinein hätten wir ohnehin nicht fahren können - die Straße vor uns war durch quergestellte Streifenwagen der Polizei gesperrt, allerdings nicht, um das Hineinfahren, sondern vielmehr, um ein Herausfahren von Fahrzeugen in Richtung der direkten Übergangszone zu verhindern. Naturgemäß schenkte keiner dem in Tarnfarben gehaltenen Militärwagen besondere Aufmerksamkeit, und wir stiegen aus. Fast entgegen meinen Erwartungen erregten auch die Ponys kein nennenswertes Aufsehen - die Einsatzkräfte vor uns hatten offenbar Wichtigeres zu tun, als nach pastellfarbenen Vierbeinern Ausschau zu halten. Dafür sah ich jetzt den Kirchturm genauer und fand meine Beobachtungen von vorhin bestätigt: wenn man nicht genau hinsah, wirkte er, als wäre er von einer Riesenfaust genommen und korkenzieherartig verdreht worden, aber auch hier verschwand das Bild, sobald man versuchte, sich darauf zu konzentrieren - nicht ohne ein unangenehmes, dumpf pochendes Gefühl hinter den Schläfen zu hinterlassen. "Ich denke, ich kann hier wieder fliegen." Rainbow wollte bereits abheben, aber ich hielt sie noch einmal zurück. "Warte... sei bitte vorsichtig. Es ist schwer zu sagen, wie die Menschen reagieren, wenn auf einmal ein den allermeisten unbekanntes Wesen am Himmel erscheint und umherfliegt... im Extremfall kann das bis dahin reichen, daß mit Waffen auf dich gefeuert wird, irgendein Idiot hat immer eine Knarre zuhause rumliegen. Flieg nicht zu hoch, damit du nicht wieder irgendwelchen menschlichen Fluggeräten in die Quere kommst, aber auch nicht zu tief, damit du möglichst wenig vom Boden aus zu sehen bist, und vermeide natürlich jede Landung... anders gesagt: paß auf dich auf." Mit großen Augen sah das Pegasuspony erst mich, dann Donnic an. "Ist das wirklich so gefährlich?" Der Soldat nickte mit ernster Miene. "Du darfst nicht vergessen: die meisten Menschen kennen dich nicht, die haben von den Ponys noch nie was gehört - auch in den letzten Tagen nicht, wir haben schließlich getan, was wir konnten, damit keine Informationen aus unserem Camp in die Zivilbevölkerung gelangt sind. Und Menschen reagieren gerne sehr irrational - und sie sind nicht an fliegende Vierbeiner gewöhnt." "Dann werde ich am besten möglichst schnell fliegen... nur gut, daß ich dazu nicht wie die meisten anderen Ponys eine Schutzbrille brauche, sondern trotzdem alles sehe. Bis gleich." Mit einem Luftzug zischte das Hochgeschwindigkeitspony nach oben, dabei durch ihre natürlichen körperlichen Gegebenheiten einen regenbogenbunten Streifen hinterlassend, der dummerweise alles andere als unauffällig war - aber mit dieser Erscheinung würden wir leben müssen. Immerhin sahen wir solcherart ständig, wo sie sich gerade befand: sie drehte eine komplette Runde über den Ort und landete nach vielleicht einer Minute wieder bei uns, dabei unentwegt den Kopf schüttelnd. "Unfaßbar... unglaublich... das gibt es doch gar nicht!" "Rückzug!", unterbrach sie Donnic, bevor sie ausführlich hätte berichten können, was genau sie derartig aus der Fassung gebracht hatte - der bunte Streifen in der Luft war natürlich nicht unbemerkt geblieben und zeigte, wiewohl er langsam verblaßte, treffsicher auf unseren Standort. Prompt wurden bereits die beiden Streifenwagen in Bewegung gesetzt, um entweder selbst loszufahren oder den Weg für andere Einsatzfahrzeuge freizumachen, und niemand von uns verspürte besondere Lust, irgendwelchen Menschen unsere Anwesenheit und besonders die der Ponys in einem gesperrten Bereich zu erklären. Schnell stiegen wir ein, und Donnic startete, um dann die ersten vielleicht zweihundert Meter in zügigem Slalom um die Bäume, die aus Equestria auf die Landstraße versetzt worden waren, zurückzulegen, ehe er vom Gas ging und wieder langsamer wurde. "Das sollte reichen, die werden Wichtigeres zu tun haben als eine Verfolgungsjagd, zumal sie ja nicht mal wissen, was genau sie da verfolgen sollen. Wir fahren jetzt am besten normal weiter, so gut es geht - was denkt ihr, kommen wir auf diese Art zurück nach Ponyville?" Tatsächlich hatte ich mir auch bereits entsprechende Gedanken gemacht - wenn es jemanden gab, der über die momentane Situation etwas wissen mochte oder zumindest eine Ahnung haben konnte, wie damit umzugehen war, dann waren das zweifellos der Forschungsleiter der Menschen und Twilight Sparkle. "Ich denke schon... so, wie ich die Sache hier verstehe, geht die Überlagerung schrittweise vonstatten. Heißt, wenn wir versuchen, denselben Weg zurückzufahren, den wir gekommen sind, sollten wir tatsächlich nach Ponyville zurück finden - und dann hoffen, daß Twilight oder die Prinzessinnen diesen Spuk hier beenden können." "Versuchen wir es... derweil kannst du, Rainbow Dash, uns ja jetzt berichten, was du aus der Luft gesehen hast." "Bäume, die mitten in Häusern gestanden haben, Gebüsch, das in Mauern zu wachsen schien, und natürlich Menschen, denen es wohl nicht besonders gut ging... so kann man es am ehesten beschreiben." "Die Landschaft Equestrias hat sich also im Ort selber manifestiert, oder umgedreht?" "Ich... denke, so könnte man es sagen. Ich habe im Vorbeifliegen gesehen, wie Menschen verarztet wurden." "Und wie groß ist die Ausdehnung dieser Überschneidung der beiden Welten? War das zu erkennen?" "Schwer zu sagen... dazu kenne ich eure Welt zu wenig, aber ich würde vermuten, daß es eine Ponymeile in jede Richtung ist. Fast wie bei einem Kreis, und der Mittelpunkt war hier. - Wenn ich an die armen Menschen denke, daß auf einmal in ihnen unsere Bäume und Äste erschienen sind... würde denn dasselbe passieren, wenn sich Ponyville und Menschenwelt überlagern? Wenn dann auf einmal eure Bäume in Ponys auftauchen?" Ich überlegte - allein die Vorstellung reichte, um mir Übelkeit zu verursachen, zusätzlich zu dem sich bereits wieder steigernden Unwohlsein, das, bedingt durch die sich wieder stärker verbiegende Realität, je näher wir dem aktuellen Übergang kamen, an sich bereits wieder heftiger wurde. "Sehr wahrscheinlich: ja. Und ich würde lieber nicht darüber nachdenken, was mit Cloudsdale passiert... dort tauchen zwar wahrscheinlich nicht urplötzlich irgendwelche Objekte auf, dafür ist der Himmel in der Menschenwelt aber nicht leer oder nur von natürlichen Lebewesen bewohnt wie hier, sondern wird stark für den Verkehr mit Flugmaschinen aller Art genutzt, die durch Wolken ohne weiteres hindurchfliegen..." Ich brauchte nicht weiterreden - Rainbow hatte mich verstanden, was ich daran sah, wie sie schluckte und blaß wurde (zusätzlich zu der erneuten Farbverschiebung ihres Fells in Richtung eines ungesunden Staubgrau). Die Alleenstraße schien sich vor uns noch kilometerweit zu erstrecken, und in der Ferne erkannte ich bereits die Ausläufer der Großstadt, in der ich bis zu meinem Wechsel nach Equestria gelebt und gearbeitet hatte. Ich überlegte gerade, ob es möglicherweise in der Zwischenzeit einen weiteren Fortschritt der Überlagerung der beiden Welten gegeben haben mochte, als sich die direkt um uns herum befindliche Landschaft, die inzwischen kaum noch mit den normalen Sinnen eines Menschen zu erfassen war (entsprechend fuhr Donnic auch nur noch im ersten Gang und kaum in Schrittgeschwindigkeit, um Bäumen, die wie aus dem Nichts vor uns erschienen - natürlich taten sie das nicht, sondern standen bereits da, aber aus unerfindlichen Gründen erkannten wir sie teilweise erst, als sie nur noch wenige Meter entfernt waren), schlagartig veränderte - wir befanden uns wieder in Ponyville, allerdings nicht auf der kleinen Seitenstraße, sondern halb im Gelände. Sofort stand Donnic auf der Bremse, und mit einem Ruck kam das Fahrzeug zum Stehen. "Ich glaube, ich weiß jetzt, wieso der andere Spähwagen durch Scootaloos Haus durchgebrettert ist... wahrscheinlich war das keine böse Absicht, sondern es ging ihm wie uns gerade eben." "Nein, nein... ich habe es doch selber gesehen... der hätte doch noch zurück auf die Straße fahren können!", protestierte das junge Pegasuspony. "Aber wenn ich jetzt nicht sofort stehengeblieben wäre, hätten wir den Zaun und den Garten da vorne", der Soldat deutete durch die Frontscheibe auf eine vielleicht nur noch zwanzig Meter entfernte entsprechende Anlage, die ich nach kurzem Nachdenken als den Gemüsegarten von Golden Harvest erkannte, "genauso niedergemäht und umgepflügt - oh, entschuldige. Ich wollte dir nicht zu nahe treten", fügte er schnell hinzu, als er sah, wie Scootaloo unter der Wortwahl des Soldaten zusammenzuckte und ihre Augen bereits wieder wässerig wurden. "Nein, nicht weinen... wir finden eine Lösung für dich, da bin ich mir sicher." "Genau, Sugarcube - weißt ja, daß'de jederzeit bei mir un' meiner Familie auf der Farm unterkomm' kannst, un' Rainbow Dash is' auch dort", kam ihm Applebloom zu Hilfe. "Klar, wir wer'n schon 'ne Lösung für dich findn - aber jetz' müssn wir erstma' Twilight oder Klanks Wissenschaftler findn, damit der Spuk hier endlich aufhört." Damit legte Donnic den Gang wieder ein und rangierte den Wagen vorsichtig auf die Straße, um dann direkt nach Ponyville hineinzufahren - auf etwaige unerwünschte Aufmerksamkeit konnten wir in der aktuellen Lage wohl keine Rücksicht mehr nehmen. Allerdings fiel die Reaktion der Ponys, die unser Fahrzeug sahen, um einiges heftiger aus, als es zu erwarten gewesen wäre: einige Erdponys rannten panisch davon, Pegasi starteten übergangslos senkrecht in die Luft, und andere Ponys zeigten unverhohlene Gesten der Abneigung und des Unwillkommenseins. "Warte mal... ich befürchte, Scootaloo war nicht die einzige, die schlechte Erfahrungen mit deinen Kameraden gemacht hat. Halte doch bitte mal an, das werden wir gleich wissen." Donnic tat, worum ich ihn ersucht hatte, und ich stieg aus. Wie ich es bereits halbwegs erwartet hatte, wurde der Gesichtsausdruck der meisten Ponys ungläubig und schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Erstaunen, umso mehr, als mir Rainbow und Applejack folgten. Aus den Fetzen der Kommentare, die ich hörte, ging eindeutig hervor, daß die Ponys uns am allerwenigsten in diesem Wagen erwartet hatten - offenbar war meine Vermutung richtig gewesen. Ich überlegte gerade, was die richtigen Worte sein mochten, die ich an die Ponys hätte richten können, als mir Donnic zu Hilfe kam. "Wartet, das haben wir gleich... immerhin ist jedes unserer Fahrzeuge nicht umsonst mit Funk ausgerüstet. Ich weiß nicht, was für Pfeifen da drinsitzen und was die hier losgelassen haben, aber wenn es denn sein muß, werde ich wohl mal meinen Rang ausspielen müssen - das werden wir doch sehen, ob die sich einem Stabsfeldwebel widersetzen wollen." Er aktivierte das Funkgerät und begann, darauf herumzutippen und ins Mikrofon zu sprechen. Applejack hatte derweil die Initiative ergriffen, war zu einer Gruppe Ponys hinübergegangen und diskutierte erregt mit ihnen. Rainbow schüttelte neben mir den Kopf. "So hatte ich mir Besuche aus deiner Welt nicht vorgestellt. Es reicht - jetzt finde ich heraus, wo die hier rumfahren und was das soll. Wer hier meint, Ponys ärgern zu müssen, der legt sich automatisch auch mit mir an." Mit diesen Worten startete sie in den Himmel, um von hoch oben Ausschau nach dem fremden Spähwagen zu halten. Auch Applebloom und Scootaloo waren inzwischen ausgestiegen und liefen zusammen in Richtung einer Gruppe Fillys, die in ihrem Alter sein mochten - offenbar hatten sie das dringende Bedürfnis, mit ihresgleichen über das, was hier vorging, zu sprechen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, immerhin hatten die erwachsenen Ponys momentan nicht wirklich Zeit, sich um ihre jüngeren Schwestern zu kümmern. Allerdings brauchte keiner von uns den anderen Spähwagen zu finden - er beziehungsweise seine Besatzung fanden vielmehr uns. Ein Motorenröhren war zu hören, und der Wagen preschte mit entschieden zu hoher Geschwindigkeit aus einer Seitenstraße hervor - genau in Richtung der Gruppe von Fillys. Erschrocken stoben diese in alle Richtungen auseinander: junge Erdponys und Unicorns rannten, was ihre Beine hergaben, und Pegasi hoben ab und versuchten, durch die Luft zu entkommen. Ein orangenes Pony mit lilafarbiger Mähne und ebensolchem Schweif befand sich ebenfalls darunter, wie ich am Rande registrierte, aber ich konnte ihm im Moment keine weitere Beachtung schenken: ein beiges Filly mit weinroter Mähne rannte vor dem Wagen her, und es sah ganz danach aus, als würden sich der darin sitzende Fahrer einen Spaß daraus machen, das Pony vor sich herzujagen. Ein orangefarbiger Blitz schoß vom Himmel, Hufe griffen zu und zogen Applebloom nach oben, dann flog das Duo auf uns zu, während der Geländewagen reichlich rabiat gewendet wurde und ebenfalls in unsere Richtung raste. Ein vielstimmiger Aufschrei erscholl hinter uns, dann war Donnic mit einem Satz aus seinem Wagen heraus - und hielt in den Händen ein wie aus dem Nichts hineingezaubertes Sturmgewehr. Er stellte sich dem Spähwagen, der tatsächlich baugleich mit seinem eigenen war, in den Weg und legte an - und der Fahrer verstand diese Geste offenbar sehr wohl. Mit einem harten Ruck brachte er sein Gefährt zum Stehen und ließ seine Scheibe herunter. "Was'n los, Kumpel? Jetzt bleib doch locker, is' doch alles easy!" "Ich werde Ihnen helfen von wegen Kumpel und easy!", brüllte der Unteroffizier zurück. "Motor aus und aussteigen!" "Hey, jaa-jaa, is' ja gut, mach keinen Streß hier..." Immerhin kam die aus drei Soldaten, die ich selbst ohne militärische Vorkenntnisse als einfache Mannschaftsdienstgrade erkannte, der Aufforderung oder vielmehr dem Befehl nach. "So, und was jetzt, Kumpel? Ballerste uns jetzt übern Haufen?" "Für Sie immer noch Stabsfeldwebel!", antwortete Donnic hörbar verärgert, senkte aber immerhin tatsächlich die Waffe. "Zuerst mal erwarte ich eine ordentliche Meldung!" "Pfff... sind wir hier in der Kaserne? Immer dieses Dienstrang-Heraushängenlassen..." "Sie haben eine seltsame Art, mit einem vorgesetzten Dienstgrad zu sprechen, das muß ich schon sagen! Sie sollten eher froh sein, daß wir nicht in der Kaserne sind, dort würden wir uns jetzt nämlich auf andere Art weiter unterhalten! Und bekomme ich jetzt meine Meldung, oder ziehen Sie eine offizielle Befehlsverweigerung vor?!" "Na schön... Obergefreiter Fischer, Gefreiter Lehwald und Gefreiter Klaasen auf Patrouillenfahrt im Sperrgebiet." Er salutierte nachlässig. "Haben eine Art Raumanomalie gefunden und wollten diese gemäß Tagesbefehl von Oberst Klank näher untersuchen. Allerdings wurde die Umgebung immer... komischer, als wären wir auf 'nem besonders krassen Trip... oder so. Ich kann es nicht beschreiben, es war einfach so, und wir sind dann langsam weitergefahren, als wir uns... hier wiedergefunden haben... mit diesen seltsamen Kreaturen." "Mit diesen seltsamen Kreaturen", wiederholte Donnic mit gefährlich leiser Stimme. "Zwei Fragen, Obergefreiter Fischer: wo waren Sie die letzten Tage, und wo waren Sie eigentlich gestern abend?" "In meiner Kaserne in der Seenheide zur Geländeausbildung und auf der Verlegung hierher - Sir." Er betonte das letzte Wort absichtlich spöttisch - wenigstens versuchte er es, in Wirklichkeit hörte es sich eher danach an, was es wohl auch war: ein Kaschieren der Unsicherheit über eine Situation, auf die der Soldat niemals vorbereitet worden war. Jetzt war es an Donnic, verständnislos zu schauen und den Kopf zu schütteln. "Moment... Sie gehörten bisher nicht zur hiesigen Einheit, habe ich das richig verstanden? Und in dieser Nacht gab es eine Verlegung? Auf wessen Veranlassung?" "Richtig - wir waren bisher alle drei nicht hier, keine Ahnung, weshalb hier eigentlich so ein Brimborium veranstaltet wird. Gestern abend kam der Marschbefehl... auf wessen Veranlassung, haben wir noch nicht erfahren, aber heute morgen im Camp hieß es, daß der hiesige Befehlshaber, Oberst Klank, Kräfte ergänzen oder austauschen will und uns deshalb angefordert hat." "Jetzt wird mir alles klar... Klank versucht wohl, die bisherige Besatzung loszuwerden und gegen Leute zu tauschen, die die Ponys noch nicht kennen oder die nichts mit ihnen anzufangen wissen... gut, daß ich das mal erfahre." Fischer enthielt sich klugerweise eines Kommentars, zumal Donnics Worte ohnehin eher an uns und an sich selbst gerichtet waren, aber man konnte das Fragezeichen über seinem Kopf fast schon leuchten sehen. Allerdings gab der Unteroffizier ihm keine weitere Gelegenheit zum Grübeln, sondern fuhr mit seinem improvisierten Verhör fort. "Und wer gibt Ihnen das Recht, hier einfach Eigentum der einheimischen Bevölkerung zu zerstören und mit dem Spähwagen regelrecht Jagd auf diese zu machen?" "Oberst Klank natürlich! - Mit allem nötigen Respekt, Stabsfeldwebel...", scheinbar besann sich der Gefreite vor uns langsam wieder auf die militärischen Umgangsformen und darauf, wie man mit einem Vorgesetzten sprach, "kann es sein, daß Sie den aktuellen Tagesbefehl nicht kennen?" "Wann ausgegeben?" "Elf Uhr." "Verdammt... da war ich schon unterwegs, und über Funk bekomme ich ihn hier natürlich nicht. Nein, ich kenne ihn tatsächlich nicht, also bringen Sie mich auf den neuesten Stand." "Sicherung des Sperrgebietes, Ausschau nach Anomalien aller Art, bei Entdecken einer solchen Meldung per Funk und Aufklärung vor Ort. Einheimische Bevölkerung, die vom Aussehen her entfernt an Pferde erinnern soll, ist als feindlich-passiv zu betrachten und nötigenfalls mit erforderlichen Mitteln auf Distanz zu halten." "Und dazu gehört auch, ihre Behausungen absichtlich zu zerstören und Jagd auf sie mit dem Spähwagen zu machen?" Fischer zuckte gelangweilt mit den Schultern. "Etwas Schwund ist immer... wenn ich das mal so sagen darf." "Ihnen ist nicht in den Sinn gekommen, daß dieser Befehl gefährlicher Unsinn sein könnte und seine Ausführung sich daher von vornherein verbietet?" Erneutes Schulterzucken. Immerhin bequemte sich Fischer sogar noch zu einer verbalen Antwort. "Es ist wohl kaum an uns, den Befehl des Befehlshabers hier in Frage zu stellen. Und wenn dabei hier eben was zu Bruch geht oder wir ein paar von den bunten... Pferdchen hier erschreckt haben, dann ist das wohl Pech - wie gesagt: etwas Schwund ist immer." "Darüber wird im Camp noch zu sprechen sein, und ich verspreche Ihnen, daß Sie sich für Ihre Aktionen verantworten werden." Fischer zuckte erneut gleichgültig mit den Schultern. "Jedenfalls für die unnötigen und vermeidbaren Schäden, die Sie an Militäreigentum verursacht haben", er deutete auf die verbeulte vordere rechte Ecke und die zerstörten rechtsseitigen Scheinwerfer. "Freuen Sie sich schon immer mal auf die Rechnung... wie Sie selbst sagten: etwas Schwund ist immer, und sei es nur von Ihrem Sold." Donnics Stimme war so kalt, daß vermutlich selbst ein Eisbär angefangen hätte zu frieren, und die ostentativ zur Schau gestellte überhebliche Selbstsicherheit der Soldaten vor ihm schmolz zusehends dahin. "Für den Moment befehle ich Ihnen, in meiner Nähe zu bleiben, und ich raten Ihnen dringend: keine Tricks. Sie werden bemerkt haben, daß ich der Falsche für dumme Spielchen bin." Fischer schluckte sichtbar. "Sie sollten ohnehin froh sein, daß die Ponys hier offenbar bisher zu erschreckt waren und allgemein zu friedlich für sofortige Abwehr sind - im Gegensatz zu Ihnen habe ich gestern abend selbst gesehen, wozu sie durchaus in der Lage sein können, und da würde ich mir ein dermaßen unangemessenes Verhalten nicht nur gut überlegen, sondern mich stets dagegen entscheiden. Setzen Sie sich wieder in Ihren Wagen und bleiben Sie dort - Sie folgen mir, sobald ich hier fertig bin." Damit drehte er sich um und ließ die drei, deren Arroganz doch erhebliche Kratzer erlitten hatte, stehen - sie sahen sich ratlos, aber auch einigermaßen verunsichert an, um dem Befehl dann Folge zu leisten, offenbar hatten sie verstanden, daß sie sich mit diesem Soldaten besser nicht anlegten. Donnic kam kopfschüttelnd zu uns zurück. "Jetzt wird mir alles klar... Klank macht Nägel mit Köpfen, und das sogar sehr schnell. Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten... hoffentlich habe ich ihn nicht unterschätzt. Auf Besucher wie die drei kann Equestria sicher gern verzichten, aber wenigstens die werden keinen Ärger mehr machen." "Und jetzt? Mußt du auf die etwa jetzt die ganze Zeit aufpassen?" "Ich fürchte, ja... das Schlimme ist: ich kann ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen. Sie haben die verzerrte Realität genauso mitbekommen wie wir, aber wir haben so etwas gestern abend bereits gesehen und wußten wenigstens annähernd, was passiert... diese Vorbereitung hatten sie nicht. Und unvorbereitet, wie Klank sie offenbar losgelassen hat, bedeutet so etwas natürlich enormen Streß... diese aufgesetzte Coolness und Arroganz ist wahrscheinlich nur die ganz persönliche Eigenart Fischers, mit diesem Streß fertigzuwerden, ich habe so etwas bereits in diversen Kampfeinsätzen gesehen." Er seufzte und fuhr sich mit den Fingern über die geschlossenen Augenlider - zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, wirkte Donnic müde. "Was hilfts. Ich verstehe nur nicht, warum die drei hier so hausen konnten wie die Axt im Walde und nicht von der Magie der Unicorns aufgehalten wurden... das könntet ihr Twilight fragen, das wäre interessant. Ich schlage vor, daß ich mit den drei Pappnasen da zurückfahre ins Camp - aber natürlich durch das bisher vorhandene richtige Tor, das kennen wir wenigstens. Ihr hier informiert Twilight... und werdet euch wohl, bis ich zurückkomme, allein mit der Überlagerung herumplagen müssen." "Wir können dich begleiten, und Applebloom und Scootaloo holen Twilight!", erbot sich Rainbow, wurde aber von einer Stimme aus der inzwischen nähergekommenen Menge der Ponys hinter uns unterbrochen. "Es wird nicht nötig sein, mich zu holen - ich bin über das hier soeben Vorgefallene bereits im Bilde." Die Menge teilte sich, und etliche Ponys zeigten die traditionelle Grußerweisung des Respekts, die üblicherweise den Prinzessinnen vorbehalten war - was daran liegen mochte, daß eine davon sich, von uns unbemerkt, dem Geschehen genähert hatte. Prinzessin Twilight Sparkle stand, ihre Krone auf dem Kopf und ihre Flügel (Flügel?, schoß es mir durch den Kopf. Seit wann hatte sie die? Allerdings erschien mir - und den Blicken von Donnic und den anderen Ponys nach zu schließen nicht nur mir - der Moment reichlich ungünstig, um danach zu fragen) weit ausgebreitet, vor uns und musterte die Szenerie mit ernster Miene. "Twilight... Prinzessin! Seit wann bist du... seid Ihr... schon hier?" Donnic war über das plötzliche Vorhandensein der Schwingen des Alicorns und ihren nun völlig einer Herrscherin entsprechenden Auftritt, der nichts Jugendliches oder Unsicheres mehr an sich hatte, offenbar genauso verblüfft wie alle anderen ringsum. "Du kannst, genau wie ihr alle, gern weiterhin Du zu mir sagen, aber es wird unvermeidbar Zeit, daß ich meine Verantwortung als Regentin von Ponyville wahrnehme - wenn ich sehe, was hier heute vorgefallen ist, fürchte ich, daß ich ohnehin schon zu lange damit gezögert habe." Es war unverkennbar Twilight Sparkle, die da sprach, aber ihre Stimme klang kühl, unnahbar und distanziert - das Klangbild näherte sich immer weiter dem ihrer Mentorin, Celestia, an. "Und bevor es wilde Gerüchte und Spekulationen um diese Dinger hier", sie deutete mit dem Kopf auf ihre Schwingen, "gibt: ja, sie sind vorhanden, sie sind gestern abend erschienen, nachdem ich den Riß in der Barriere zwischen den Welten, durch den die Wolken mit dem unnatürlichen Regen gekommen waren, verschlossen habe, und ja, ich habe sie sowohl später am Abend als auch heute morgen versteckt - sie waren aber schon vorhanden, nur unsichtbar. Da hier aber im Moment kein Teleportieren mehr möglich ist und ich zu Huf zu langsam bin, kann ich auf derlei Empfindlichkeiten meinerseits keine Rücksicht mehr nehmen und muß mich wohl oder übel meiner Flügel bedienen." Atemlose Stille lag über dem Platz. Das Alicorn verzog keine Miene, aber sie schloß für einen Moment die Augen, seufzte unhörbar und faltete ihre Schwingen zusammen. "Es gibt Wichtigeres als mein Äußeres. Um deine Fragen zu beantworten, Donnic: ich war mit den anderen hochbegabten Unicorns beim Abstimmen und Trainieren der nötigen Zauber, damit wir das Tor verschließen und endlich wieder Ruhe hier hereinbekommen können, als ich bemerkt habe, daß etwas im Raum-Zeit-Gefüge nicht mehr stimmt - auf andere, stärkere Art als bisher. Erst war die Störung noch ein ganzes Stück entfernt, rückte aber stufenweise immer näher, und ich mußte bemerken, daß verschiedene Zauber wie eben Teleportation von einem Moment zum nächsten nicht mehr möglich waren - übrigens dürfte das auch der Grund sein, warum Celestia und Luna noch nicht längst hier sind. Dann bemerkte ich die Unruhe im Ort, ich mußte wissen, was los war, also kam ich nicht mehr länger umhin, selbst aufzusteigen und mir einen Überblick zu verschaffen, und -" "Du kannst fliegen?", krächzte Rainbow ungläubig dazwischen. Twilight blickte für einen Moment irritiert, weil sie keine Unterbrechung ihrer Rede erwartet hatte, dann lächelte sie nachsichtig. "Ach, Rainbow Dash. Ich kann es dir jetzt nicht erklären, ich verstehe es ja selber noch nicht... aber anscheinend können Alicorns instinktiv fliegen." "Pegasi eigentlich auch... aber Scootaloo -" "Ich habe es gesehen, und ich freue mich für dich, Scoots... aber nimm es mir nicht übel, wenn wir deinen Erstflug ein andermal feiern. - Jedenfalls habe ich aus der Luft gesehen, wie die Besatzung hier regelrecht Jagd auf die Ponys gemacht hat, dabei Zäune niedergefahren und Gärten verwüstet hat... nach Michaels Informationen über die Eigenarten unterschiedlicher Menschen hätte ich gewarnt sein müssen, aber ich muß sagen: ich bin entsetzt. Ich habe auch gesehen, wie Donnic diese Wahnsinnsfahrt gestoppt hat, und ich wollte hören, was weiterhin passiert - deshalb war ich so frei, kurzzeitig ein anderes Äußeres anzunehmen, damit die Aufmerksamkeit von euch dahin ging, wo sie hin sollte, und nicht auf mich, ich bin zwischen euch gelandet und habe solcherart alles gehört." Ein Raunen ging durch die Menge, aber Twilight ließ keine Unruhe aufkommen, sondern öffnete erneut ihre Flügel und hob den Kopf. "Bitte kein Durcheinander, meine lieben Ponys, das hilft uns jetzt nicht weiter. Noch kurz, warum es keine Unicornmagie gegen den Wagen aus der Menschenwelt gab: so einfach ist das mit der Magie nicht, viele Unicorns kommen nicht wirklich über einfaches Leuchten oder Levitation hinaus, und diese wird auch kaum auf ein bewegtes und derart schweres Objekt wie ein Fahrzeug aus der Menschenwelt angewendet. Unicorns mit stärkerer Magie hätten sich hier natürlich effektiver wehren können, aber erstens sind die meisten davon bei der Bibliothek und beim Trainieren ihrer jeweiligen Zauber, und zweitens kommt noch der Schreck dazu... nicht einmal ich habe, wie ich gestehen muß, sofort daran gedacht, Magie einzusetzen, um die wilde Jagd zu beenden, und Donnic ist mir zuvorgekommen." Sie sah sich um. "Am sinnvollsten wird jetzt dieses sein: Donnic fährt mit den anderen Menschen zurück in das Militärcamp - das geht nicht gegen dich persönlich, Donnic, du bist uns immer willkommen, aber wir brauchen im Moment absolut keine Unsicherheitsfaktoren, wie sie deine Kameraden leider darstellen. Applejack, du bringst Scootaloo und Applebloom zur Farm und kommst dann zur Bibliothek, wo du auch die anderen von uns antreffen wirst. Rainbow, du kommst mit mir - wir müssen den Professor der Menschen finden, der ist durchaus vernünftig. Unterwegs kannst du mir berichten, was ihr erlebt habe - ich habe das Gefühl, daß du einiges Wichtiges zu erzählen hast. Und Michael - du solltest deine Funktion als Botschafter wahrnehmen und die Ponys hier vor Ort informieren, was vorgefallen ist. Was sie jetzt brauchen, sind Erklärungen - du kannst das, ich könnte es auch, aber ich kann mich nicht zerteilen." "Dafür bin ich hier, Prinzessin." "Gut. Ich verabschiede mich dann für den Moment - Rainbow und ich enteilen." Das Alicorn breitete die Schwingen aus und hob vom Boden ab. Ihre Pegasus-Freundin ließ sich kein zweites Mal auffordern: auch sie entfaltete ihre Flügel und zischte aus dem Stand davon, einen regenbogenfarbigen Streifen in der Luft hinter sich lassend. "Rainbow Dash! Halt! Nicht ganz so schnell, ein Alicorn ist doch kein Wonderbolt, schließlich kann ich praktisch erst seit heute überhaupt fliegen!" Ich grinste in mich hinein, als ich die durch die rapide anwachsende Entfernung leiser werdenden Worte des neuerdings flugfähigen Wesens hörte. Applejack wandte sich an die beiden Fillys. "Ihr habt Twily gehört... un' ich muß sagn, sie hat recht. Hier könnt'er sowieso nischt ausrichtn, un' auf Sweet Apple Acres seid'er gut aufgehobn, dahin kommt die komische Überlagerung wohl nich' so schnell." "Aber was ist mit Sweetie Belle? Und den anderen Fillys?", protestierten die beiden. Applejack machte ein Gesicht, als hätte sie soeben jemand recht unsanft geweckt - mit einem Eimer voller Eiswasser. "Recht habt'er - das machn wir unterwegs, die andern aufsammeln. Los gehts, Ponys!" Ich wandte mich Donnic zu. Er verstand und hielt mir die Faust entgegen, und ich beantwortete den Gruß in der schon traditionell zu nennenden Weise. "Bis bald... Botschafter." Noch lange danach fragte ich mich, ob er wohl ahnte, daß dies sein letzter Besuch in Equestria und unser letztes persönliches Treffen für sehr lange Zeit gewesen war. Ich drehte mich um und wandte mich den Ponys zu, um zu tun, worum Twilight mich gebeten oder was sie mir vielmehr befohlen hatte, und brachte die Ponys auf den neuesten Stand der Entwicklungen. Ich beantwortete ihre Fragen, so gut es nur ging, versäumte aber auch nicht, auf die Gefahren durch die sich ausbreitende Überlagerung einerseits und eventuelle weitere von Klanks Streifen hinzuweisen. Was ich nicht beantworten konnte, war die wiederholt gestellte Frage, ob es nicht sicherer wäre, Ponyville zu verlassen und derweil zu Verwandten oder Freunden anderswo zu gehen - immerhin wußte ich nicht, wie die Lage abseits von Ponyville aussah. Es mochte sein, daß in anderen Orten nichts vom Ineinanderdriften der beiden Welten zu bemerken war, genausogut hielt ich es aber auch für möglich, daß es jene anderen Orte bereits nicht mehr in der altbekannten Form gab... es war mir schlicht nicht möglich, den Wesen vor mir den Rat zu geben, den sie sich von mir wünschten. Nach vielleicht einer Viertelstunde hörte ich erneut Motorengeräusche und drehte mich um - dieses Mal drohte allerdings keine Gefahr. Einer der offenen Jeeps, mit denen die Forscher aus der Menschenwelt angereist waren, kam heran, und schon von weitem sah ich, daß der Expeditionsleiter auf dem Beifahrersitz saß. Einer seiner Assistenten fuhr den Wagen. Weitere Mitfahrer waren keine zu entdecken - was daran liegen mochte, daß der Rest des Fahrzeuges buchstäblich unter wissenschaftlicher Ausrüstung verschwunden war. Twilight flog nebenher. Einige der Ponys vor mir blickten unsicher dem ankommenden Wagen entgegen und schienen eingedenk ihrer noch nicht einmal eine halbe Stunde alten Erfahrungen bereits wieder in Panik ausbrechen zu wollen. Twilight hatte offenbar diese Reaktion vorhergesehen, denn sie kam eilig herbeigeflattert und landete neben mir. "Keine Angst, meine Freunde. Dieser Mensch dort ist friedlich, er wird euch nichts tun und auch nicht absichtlich euer Eigentum beschädigen. Ich hätte ihn auch nicht unbedingt quer durch den Ort dirigiert, aber so kommen wir am schnellsten zur Überlagerung, denn da müssen wir hin, um sie zu untersuchen. Ich muß euch den Botschafter entführen, da er als einziger von uns bereits dort war. - Nein, ihr bleibt hier oder begebt euch in die andere Richtung", fuhr sie fort, als sich sofort einige Stimmen erhoben, deren Besitzer uns begleiten wollten, "es ist zu riskant, sich dieser Zone zu nähern - ich spüre mit meinen magischen Sinnen, daß ein weiterer... Fortschritt unmittelbar bevorsteht, und Rainbow Dash hat mir erzählt, wie sich das auswirken kann. Keine Widerrede, meine Ponys - Prinzessin Celestia hat mir die Verantwortung dafür übertragen, daß euch möglichst nichts geschieht, und diese Verantwortung nehme ich wahr. Lyra, Minuette, Parasol, Junebug - bringt die Gruppe am besten in die andere Richtung, falls sich die Anomalie noch weiter ausbreiten sollte, denn ich weiß nicht, wie groß das betroffene Gebiet dieses Mal sein wird. Geht am besten in Richtung von Fluttershys Cottage und zur Apple-Familie... und nehmt Mayor Mare mit, wenn ihr sie findet." Die angesprochenen Ponys nickten strammstehend - offenbar hatten sie sich mit dem Gedanken angefreundet, in dem fliederfarbenen, unverändert jedoch im Gegensatz zu den älteren Prinzessinnen nur normal ponygroßen Alicorn die rechtmäßige Regentin des Ortes zu sehen. "Michael - du solltest im Wagen mitfahren und uns am besten dahin lotsen, wo ihr vorhin wart." Ich ging wunschgemäß zu dem vollgepackten Jeep - tatsächlich war, was ich gerade eben nicht bemerkt hatte, noch ein Platz frei, und ich schwang mich darauf. "Die Hauptstraße vor, da vorne links, und dann halten wir uns Richtung Fillydelphia... ach ja, Sie wissen ja nicht, wo das ist. Ich sage an, wo wir wann abbiegen müssen." Nach kurzer Fahrt, die ich dazu genutzt hatte, den beiden Forschern meine bisherigen Beobachtungen mitzuteilen, hatten wir die Übergangszone erreicht - und auch die Wissenschaftler bemerkten, genau wie wir vorhin, die Veränderungen in der Wirklichkeit, die jedes Mal wieder dazu angetan waren, mir hämmernde Kopfschmerzen zu bescheren. Auch bei den beiden bemerkte ich die Anzeichen von Unwohlsein, aber das war auch kaum verwunderlich - in einer Umgebung, in der kaum noch etwas so war, wie wir es kannten, und die mit den normalen Sinnen wegen ihrer Fremdartigkeit einfach nicht mehr erfaßbar war, fühlte sich vermutlich niemand wirklich wohl. Twilight hatte in der Luft neben uns bereits vor einigen Minuten zu taumeln begonnen und schließlich das Fliegen eingestellt, um sich so gut wie möglich noch in den Wagen zu drängeln. Der Farbton ihres Fells wurde greller, je näher wir unserem Ziel kamen, während der vor mir sitzende Leiter leuchtende Energielinien von seinem Kopf aus auszustrahlen schien und sich die Wirklichkeit selbst um uns zu verbiegen schien. Natürlich war nichts von alledem real, wie ich genau wußte, aber meine Augen zeigten mir etwas anderes... und dagegen kam ich nicht an. Auf den letzten Metern, auf denen nur equestrianisches Gelände ohne die Überlagerung durch die Menschenwelt zu sehen war, hielten wir an und stiegen aus. "Bitte sehr... so sah es vorhin auch aus, allerdings gute hundert Meter weiter in diese Richtung." Ich deutete mit der Hand auf die Überlagerungszone. "Und so, wie es mich schon wieder dreht, wird es nicht mehr lange dauern, und die Welten driften wieder ein Stückweit mehr ineinander." "Faszinierend... absolut faszinierend... aber auch erschreckend! Wir haben hier tatsächlich so ein Raumparadoxon vor uns, vor dem ich heute früh den Oberst noch hatte warnen wollen... so etwas war bisher nur aus der Theorie bekannt. Ich muß versuchen, meine Geräte noch in Gang zu bekommen...", mit diesen Worten begann der Forscher, der sich über seine Instrumente gebeugt hatte, an diesen herumzuschalten. Verschiedenfarbige Lichter glommen auf, Skalen begannen, Werte anzuzeigen - allerdings nur für einige Sekunden. Ein irgendwie elektrisch klingendes, aber auch auf schwer zu beschreibende Weise bösartiges Summen wurde hörbar, erst schwach, dann rasch anschwellend, und wurde zwar nicht wirklich lauter, aber irgendwie intensiver und präsenter - und verschwand abrupt. Die Kontrolleuchten der Instrumente flammten grell auf, um dann - teilweise vermutlich für immer - übergangslos zu erlöschen, Zeiger von Meßskalen flogen mit einem Hieb an den Anschlag und wickelten sich teilweise auf, Sieben-Segment-Anzeigen zeigten nur noch Achten, und auf Grafikdisplays war nur noch wirres Chaos zu sehen. Ich wußte auch ohne hinzusehen, was geschehen war: der nächste Überlagerungsfortschritt hatte stattgefunden. Resignierend drehte ich mich um, um zu sehen, wieviel Land dieses Mal verschwunden oder besser ineinandergeflossen war - und war im ersten Moment verwundert, als ich sah, daß das Bild fast unverändert wirkte. Dann allerdings bemerkte ich, daß die Vorderräder des Jeeps auf dem Asphalt der Landstraße der Menschenwelt standen, während sich die Hinterräder noch auf dem typischen Boden Equestrias befanden. Dieses Mal waren nur wenige Meter Raum ineinander übergegangen, und ich versäumte es nicht, die Anwesenden darauf hinzuweisen. "Hochinteressant... offenbar gibt es keine Kontinuität und womöglich nicht einmal eine beschreibende Funktion, die diese Ereignisse darstellen könnte. Was wir hier sehen, zeigt aber, was über kurz oder lang passieren wird: die temporal simlutanen Universen gehen mit allem, was auf ihrem Boden steht, ineinander über, genau dieses Raumparadoxon wird in der theoretischen Physik beschrieben. Die unterschiedliche Materie sollte sich zwar in so einem Fall aufgrund der unterschiedlichen Grundschwingungsfrequenzen größtenteils gegenseitig zerstrahlen, aber offenbar sorgt Alfred Davings Unschärferelevanz dafür, daß genau das nicht passiert..." Die Stimme des Wissenschaftlers driftete ins Aus. "Entschuldigung, aber war das nicht Heisenberg mit der Unschärfe?", meldete ich mich zu Wort. Der Expeditionsleiter sah mich nur mitleidig an. "Immer diese Populär-Hobbywissenschaftler... ist nicht böse gemeint, aber ist doch wahr. Heisenberg beschrieb die statistischen Grundlagen der Elementarteilchenverteilung in der Quantenmechanik, Alfred Daving verfeinerte sie allerdings und beschrieb, daß alle Teilchen in jedem Universum mit einer bestimmten Grundfrequenz schwingen, und diese Grundfrequenz ist typisch für jedes einzelne Universum. Sie haben von der Theorie des allgemeinen Multiversums gehört, nehme ich an? Dann sehen Sie jedes alternierende Universum als ein sogenanntes Kontraversum an, diesen Begriff hat er geprägt. Die Grundschwingungsfrequenz ist also typisch für jedes beliebige Kontraversum, soviel ist klar. Davings Unschärferelevanz besagt nun aber, daß es Abweichungen in der Frequenz geben kann und, damit sie überhaupt bereisbar, meßbar und nachprüfbar für uns werden, sogar geben muß, weswegen bei einem hypothetischen Übereinanderlegen von unserem Universum mit einem beliebigen Kontraversum wohl nur ein kleiner Teil der Materie durch sich gegenseitig auslöschende Schwingungen verschwinden beziehungsweise zu Energie zerstrahlen würde, der andere Teil bleibt aber erhalten, und da die Materie unterschiedlich schwingt, kann entgegen dem Naturgesetz eines isolierten Universums, daß jeder Punkt im Raum nur von einer Materie gleichzeitig eingenommen werden kann, durchaus mehr Materie gleichzeitig an ein und derselben Stelle vorhanden sein. Sie können mir folgen?" "Ähm... deswegen sind im Dorf da vorne also Bäume aus Equestria in den Häusern und auch in den Menschen erschienen?" "Ganz genau. Und jetzt versuchen Sie mal, das Oberst Klank klarzumachen... ich weiß nicht, ob er es endlich glaubt, wenn er es selber sieht, ich werde gleich noch versuchen, einige Fotos zu machen. Wie Sie ja selber sehen, wäre so ein vereinigtes Universum auf Dauer schlicht unbewohnbar... es gibt ja nicht nur feste Materie, sondern auch gasförmige, und was geschehen soll, wenn sich die Atmosphären beider Universen erst vollständig vereinigt haben, wage ich mir nicht einmal vorzustellen, das ist hier ja noch nicht mal ansatzweise geschehen." "Das ist ja alles ganz interessant... aber wie werden wir diese Erscheinung jetzt wieder los?" "Mathematisch gesehen ist das sehr einfach - die Everettsche Barriere, die die Universen sauber voneinander trennt, wurde durch vieldimensionale Felder über einen sehr langen Zeitraum, wahrscheinlich Jahrzehntausende, geschwächt und schließlich durch das Freisetzen einer kritischen Energiemenge in einem bestimmten Punkt stabil und räumlich begrenzt kontrolliert durchlässig, das ist dieses sogenannte Tor, was wir schon kennen. Hier dagegen läuft der Vorgang unkontrolliert ab, ist aber innerhalb der mathematischen Dimensionen untrennbar mit dem Tor verbunden, Sie wissen ja, daß die drei Raumdimensionen längst nicht alles sind... heißt, stark vereinfacht: es müssen genau die umgekehrten Felder in der richtigen Stärke am Tor angelegt werden, dann schließt es sich, und diese Überlagerung hier wird ebenfalls wieder verschwinden, weil die Universen eben durch die Felderumkehr wieder sauber voneinander getrennt werden." "Und diese Effekte mit der verbogenen Wirklichkeit? Die gekrümmten Geraden, die falschen Farben, die nicht stimmenden Winkel?" "Existieren dann selbstredend auch nicht mehr. Hervorgerufen werden sie wohl ohnehin nur dadurch, daß sich hier zwei Universen nicht ganz sauber überlagern, und finden in viel höheren Dimensionen statt als den drei, die wir wahrzunehmen imstande sind, deshalb sieht das für uns auch alles so merkwürdig aus. Unsere Meßgeräte sind darauf auch nicht ausgelegt und durch die plötzlich auftretende Überlagerung natürlich überlastet worden, Sie haben es ja selber gesehen, und auch das werde ich Klank zeigen. Sie verstehen?" In Wahrheit hatte ich von dem, was der Forscher uns soeben lang und breit erzählt hatte, vielleicht nur ein Zehntel verstanden, aber ich tat so, als wäre mir nun alles klar, und nickte - es war sicher niemandem gedient, wenn ich mir weitere ewig lange und ausführliche Erklärungen anhörte. "Ich nehme an, die von Ihnen erwähnten Felder sind nichts anderes als die Magie der hiesigen Unicorns?" "Sehr unpräzise ausgedrückt... aber, ja, vereinfacht könnte man es so sehen, wenn auch nur ein kleiner Teil der zum Kollabieren der Barriere führenden Felder tatsächlich auf die Magie der Unicorns zurückzuführen sein dürfte, die ist einfach zu schwach, wird bei den stärkeren Exemplaren nur zu vereinzelt und punktförmig eingesetzt, aber der Faktor Zeit kommt auch noch mit in die Berechnung hinein, sowie diverse und deutlich stärkere natürliche Faktoren. Dennoch sollte ein entsprechend berechnetes konzentriertes polydimensionales Feldaufkommen am Tor die stabile Trennung wieder herbeiführen können - Prinzessin Twilight?" "Im Grunde decken sich unsere Erkenntnisse. Es ist gut, daß ich sehe, was hier geschieht... und ich fürchte, das Ineinanderdriften wird schlimmer. Ich wollte eigentlich mit den Unicorns noch weiter trainieren, aber das, was wir jetzt haben und können, wird reichen - müssen. Ich habe genug gesehen... wir fahren zurück, begeben uns zum Tor und sehen zu, daß wir die Sache hinter uns bringen." "Dann sollten sicher Celestia und Luna informiert werden, nehme ich an?" "Ist schon in Arbeit. Ich vermute, nein, ich hoffe, daß die Prinzessinnen in Canterlot sind... ich habe Rainbow dorthin geschickt, um sie zu holen. Die notwendigen unterschiedlichen Magien - oder Felder, wie ihr Menschen euch auszudrücken pflegt - habe ich selbst beisammen, ich bin mir nur nicht sicher, ob die Stärke ausreicht... wenn, dann brauche ich die volle Konzentration aller Unicorns, und womöglich zur Verstärkung noch die Magie der Prinzessinnen. Ich hoffe nur, daß das gut geht... aber etwas Besseres weiß ich auch nicht..." Ihre Stimme verlor sich. Da es dazu nichts weiter zu sagen gab und der Forscher inzwischen seine Fotos gemacht hatte (offenbar funktionierte zumindest seine digitale Spiegelreflexkamera noch; ich vermutete, weil sie im Moment des Übergangs ausgeschaltet gewesen war, hütete mich jedoch tunlichst, ihn danach zu fragen), traten wir den Rückweg zur Bibliothek an. Der Expeditionsleiter trommelte, kaum, daß wir dort angekommen waren, seine Kollegen zusammen, um ins Camp der Menschen zurückzufahren - wenn alles so klappte, wie wir alle hofften, war das ohnehin die letzte Chance, zwischen den Welten zu wechseln. Twilight versammelte die Unicorns und brachte sie auf den neuesten Stand. Vielleicht eine Stunde später bot sich am Tor ein beeindruckender Anblick: an die hundert vielfarbige Unicorns, junge wie alte, weibliche wie männliche, hatten sich auf der Wiese vor dem Tor versammelt und bereiteten sich auf ihren magischen Großeinsatz vor. Aus der Luft erklang ein machtvolles Rauschen, und richtig landete Rainbow Dash mit den beiden Prinzessinnen im Schlepptau zwischen den anderen Ponys. Da Twilight mit dem Koordinieren der einzelnen magischen Ponys beschäftigt war, beschloß ich, sie zu vertreten, und ging zu den Neuankömmlingen hinüber. Anders als noch gestern wirkten die beiden großen Alicorns frisch und ausgeruht - die Mähnen und Schweife wehten kraftvoll in einem nicht vorhandenen Wind und leuchteten intensiv, und von Müdigkeit oder Ermattung war keine Spur mehr zu entdecken. "Prinzessinnen!", begrüßte ich sie. "Ihr seht... gut aus!" Celestia neigte amüsiert den Kopf. "Danke, wir können nicht klagen. Allerdings gebührt der Dank hierfür hauptsächlich Discord - er erschien von Zeit zu Zeit, um uns... mit Energie zu versorgen, schätze ich. Ich hätte nicht gedacht, das jemals zu sagen, aber wir sind ihm wirklich zu Dank verpflichtet." "Und ihr konntet Rainbows Flugtempo von Canterlot bis hierher mithalten? Erstaunlich, finde ich." Celestias Augen blitzten belustigt auf, während ihre Schwester das Antworten übernahm. "Die Flugleistung, wohlzusagen die Flügelstärke eines ausgewachsenen Alicorns, sollte nicht zu gering geschätzt werden. Sicher wird Twilight Sparkle noch nicht mit Rainbow Dash im Wettkampfe fliegen können, aber - und möge sie das bitte nicht als Herabwürdigung sehen - meine geliebte Schwester und ich könnten mühelos die doppelte, wohl auch die dreifache Geschwindigkeit von Rainbow Dash erreichen, wenn die Umstände nicht dagegen sprächen." "Heißt das, Twily wird irgendwann schneller fliegen können als ich?", krächzte das himmelblaue Pegasuspony fassungslos. "So wird es sein - ich fürchte nur, daß du keine Gelegenheit mehr haben wirst, in einen Wettstreit mit ihr einzutreten... wenn du verstehst, was ich meine. Die Ehre, schnellste Fliegerin von Equestria zu sein, wird dir zu deinen Lebzeiten sicher erhalten bleiben - wenigstens, solange kein anderer Pegasus mit größeren Fähigkeiten als den deinigen dir nachfolgt." Rainbow blickte einigermaßen verständnislos, dann begriff sie, was Luna ihr zu sagen versucht hatte, und schluckte. "Oh. Natürlich... Unterschiedliche Lebenserwartungen von Alicorns und uns normalen Ponys... verstehe." In einer freundschaftlichen und für ein Alicorn ungewohnt persönlichen Geste legte die dunkelblaue Prinzessin der Nacht einen Flügel um das Hochgeschwindigkeitspony. "So ist nun einmal der Lauf der Dinge, welchen auch wir nicht zu beeinflussen vermögen... ich fürchte, es wird für Twilight Sparkle schwerer werden als für dich oder ihre anderen Freundinnen. Wenn ich mich erdreisten darf, euch einen Rat zu geben: macht das beste aus der Zeit, die euch miteinander vergönnt ist." "In Ordnung, everypony - wir sind fast soweit. Beginnt mit euren persönlichen Konzentrationsübungen, denn wir werden die volle Willensstärke jedes einzelnen Ponys brauchen... es kommt auf jedes einzelne Unicorn an, die Zukunft von gleich zwei Welten liegt in euren Hufen - oder besser, in euren Hörnern. Michael - ich denke, du solltest Klank oder wen auch immer in der Menschenwelt informieren, daß wir gleich beginnen werden. Ich bringe derweil die Prinzessinnen auf den neuesten Stand." Sie lief zu den beiden großen Alicorns und verneigte sich, wie sie es bisher gewohnt war. "Prinzessinnen - danke, daß ihr kommen konntet. Ich habe die Zauber für jedes einzelne Unicorn gemäß ihrem jeweiligen Spezialtalent entwickelt und mit ihnen einstudiert - aber es könnte möglich sein, daß die Gesamtstärke trotz allem nicht ausreicht. Ich möchte euch bitten, gegebenenfalls mit eurer Stärke auszuhelfen - nur allgemeiner Natur, keine Spezialanwendungen. Allerdings gibt es da eine Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet... wie soll ich es ausdrücken..." "Die umgekehrte Magie, nehme ich an." Celestia sah ihre bisherige Studentin mit ernstem Gesichtsausdruck an. "Wir wissen, was du meinst, Twilight - hoffentlich wird es nicht nötig werden, aber wie wir dir bereits einmal sagten, gibt es Zeitpunkte, an denen wir nicht umhin können, diese Magie einzusetzen. Hab keine Angst - zwar kennen wir im Moment deine Spezialzauber nicht, aber wir stehen bereit, dir zu helfen, womit wir nur können. Und wenn es diese dunkle Seite unserer Magie sein muß, dann soll es so sein - es ist richtig, diese Magie ist normalerweise verboten, und das aus gutem Grund, wie du aus deinen Studien weißt, auch kein anderes Pony und erst recht kein Unicorn soll davon erfahren. Aber manchmal können wir darauf einfach keine Rücksicht mehr nehmen - tu, was immer du für nötig hältst. Luna und ich stehen hinter dir." "Ich... danke euch... und hoffe, daß wir nicht darauf zurückgreifen müssen... ich möchte keinem Unicorn irgend etwas unterstellen, aber mindestens eines kann womöglich den Verheißungen der mit umgekehrter Magie einhergehender Macht nicht widerstehen... auch wenn sie sich gestern abend sehr verantwortungsbewußt gezeigt hat, aber sie ließ sich schon einmal von einer magischen Kraftsteigerung blenden, wie wir alle ja noch wissen." "Ich denke, wir kümmern uns um dieses Problem, wenn es eines werden sollte. Dürfte ich nun erfahren, welche Zauber du im einzelnen vor hast? Du weißt, ich vertraue dir voll und ganz, aber ich bin nun einmal die älteste Magierin hier und würde ganz gern einen Blick darüber werfen - und zwei Ponys sehen immer mehr als eines." Twilight blickte verwirrt. "Natürlich, gern, Hoheit -" "Bitte... nenn mich einfach Celestia. Wir sind hier doch unter Kollegen, da braucht es keine unnötige Etikette - jetzt nicht." "Danke, Celestia - ich würde... dich? - Also, ich würde dich ja gern einweihen, aber die Zauber sind so komplex, daß ich noch eine weitere Stunde reden müßte, mindestens - und ich wollte die Unicorns nicht so lange warten lassen, derweil ist der Zeitpunkt ihrer größten Leistungsfähigkeit wohl überschritten." Das weiße Alicorn blinzelte, nun eindeutig amüsiert. "Aber Twilight. Wir sind alle drei Alicorns, schon vergessen? Wir sind untereinander nicht auf das gesprochene Wort angewiesen... du verstehst..." Das Horn des großen Wesens begann, schwach zu leuchten, ebenso wie das Lunas. Twilight sah sie für einen Moment fragend an, dann kam entweder die Botschaft an, oder sie begriff, worauf Celestia hinaus wollte, und auch ihr Horn begann leicht zu schimmern, als sie in die für Außenstehende stumme telepathische Kommunikation einstieg. Ich begab mich durch etliche bunte Unicorns hindurch zu meinem Schreibtisch, denn es wurde wohl wirklich höchste Zeit, die Menschen über den bevorstehenden Tor-Verschlußversuch zu informieren. Das Notebook lief noch immer im Standby-Betrieb vor sich hin, und ich aktivierte es und versuchte, die Kommunikationsprogramme zu starten - nur um festzustellen, daß nach wie vor keine Datenverbindung bestand, offenbar hatte sich Donnic dieses Problems noch nicht annehmen können. Ich ließ von dem elektronischen Gerät ab und griff zum Telefonhörer, und entweder wurde ich beobachtet, oder mein Anruf war erwartet worden: die Verbindung stand, noch ehe ich den Hörer richtig am Ohr hatte. "Militärcamp Omega am multiversalen polydimensionalen Übergang, Befehlshaber Oberst Klank am Apparat!", schnarrte mir eine bekannte, aber nicht wirklich angenehme Stimme entgegen. "Wer spricht?" "Der Botschafter der zwei Welten in Equestria!" "Soo-soo, sieh an, sieh an. So hört man sich wieder... Botschafter. Nun, wie botschaftert es sich denn immer so ohne Datenverbindung, häh?" "Sparen Sie sich Ihre Häme, Klank. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, brauchen wir hier bald keine Datenleitung mehr. Wir planen, in den nächsten Minuten einen Versuch zum Verschluß des Tores zu unternehmen, und wenn er gelingt, sind unsere Welten danach wieder so sauber getrennt wie zuvor - und wir sind Sie los." Den letzten Halbsatz konnte ich mir nicht verkneifen, allerdings tat mir Klank nicht den Gefallen, darauf einzugehen. "Ach. Waren die Welten, wie Sie sie nennen, denn vorher sauber getrennt? Ich glaube nicht... immerhin konnte dieses weiße Pferdchen ja schon immer mal zu uns kommen, nicht wahr?" "Weißes Pferdchen...? Ich kann Ihnen nicht folgen." "Jetzt stellen Sie sich doch nicht blöder, als Sie sind!", blaffte der Offizier - in einer Lautstärke, daß ich den Hörer unwillkürlich ein Stück vom Ohr weg hielt. "Ja, bei Ihnen da drüben heißt sie wohl anders, Celestia... für mich ist es ein weißes Pferd mit einem Horn am Schädel! Und daß sie seit Jahrhunderten uns immer mal wieder besuchen kommt, weiß ich, weil mein Ururgroßonkel mütterlicherseits sie vor knapp zweihundertfünfzig Jahren gesehen hat, von ihr fasziniert war, wenn er nicht vielleicht sogar mit ihr gesprochen hat,und sie anschließend gezeichnet hat! Warten Sie, ich schicke Ihnen ein Foto des Gemäldes, um Ihre eklatante Bildungslücke wenigstens einmal zu schließen... kommt. Sehen Sie's?" Ich sah auf den Bildschirm des Notebooks - tatsächlich war eine neue Mail mit einem Grafik-Dateianhang eingetroffen, bevor die Verbindung selbstredend wieder getrennt worden war. Ich öffnete den Anhang und sah eine Reproduktion eines Gemäldes, auf dem tatsächlich ein weißes Pferd mit Horn am Kopf zu sehen war. Das vermeintliche Fabelwesen war von der Seite dargestellt und sah nach hinten. Mit etwas Phantasie konnte man es tatsächlich für Celestia halten - allerdings fehlten dafür die Flügel, die vielfarbige magische wehende Mähne, das Cutiemark und sämtliche Schmuckstücke wie etwa Hufschuhe, Brustkette oder die Stirnenkrone. "Interessant... dieses Bild kannte ich tatsächlich noch nicht. Allerdings sieht unsere Celestia hier doch noch um einiges anders aus -" "Natürlich tut sie das!", fiel mir Klank ins Wort. "Was meinen Sie, was passiert wäre, wenn mein Ururgroßonkel sie in ihrer tatsächlichen Erscheinungsform gezeichnet hätte?! Er wäre entweder als Ketzer oder als Geistesgestörter im Kerker gelandet!" "Das mag ja alles sein - trotzdem verstehe ich nicht, was die hiesige Regentin mit der aktuellen Lage zu tun hat." "So, das verstehen Sie nicht?! Hätte ich mir denken können. Vielleicht ist Ihre geschätzte Prinzessin ja mitschuldig an der aktuellen Lage?! So, wie ich den Eierkopp vorhin verstanden habe, hat sie mit ihrer sogenannten Magie heftige vieldimensionale Felder erzeugt, die die Barriere zwischen den Universen wohl doch einigermaßen geschwächt hat. Und was meinen Sie, wieviel Spaß es macht, wenn man sein Leben lang damit aufgezogen wird, daß ein Vorfahr von einem ein Märchenpferdchen gemalt hat und man deswegen als Spinner oder Weichei hingestellt wird?" Ich schüttelte den Kopf. "Zum einen hätte Ihr Ururgroßonkel sie ja nicht malen müssen, das war wohl seine Entscheidung - und zum anderen können Sie nichts dafür, was er vor Jahrhunderten gemalt hat. Den Zusammenhang zur aktuellen Lage sehe ich nach wie vor nicht." "Aber ich... und das reicht schon. - Sie wollen jetzt also die Universen wieder trennen? Dann sollten Sie es richtig machen und so, daß in Zukunft keine Märchenwesen mehr hindurch können und hier die Leute verrückt machen - oder Sie lassen es ganz bleiben. Wäre sogar noch besser." "Wie bitte?" "Sie haben mich schon verstanden! Ich sagte doch bereits, daß man die Lage auch anderweitig nutzen könnte, um eben zum Beispiel saubere und dauerhafte Energie zu gewinnen!" "Aus den Unicorns, ich weiß. - Aber falls Sie nicht auf dem aktuellen Stand sind, was die Überlagerung angeht -" "Halten Sie mich für bescheuert?!" Erneut schrie Klank so heftig ins Telefon, daß ich den Hörer nun auf Armeslänge von mir hielt. "Natürlich weiß ich, was rund um dieses Kuhdorf vorgefallen ist! Aber glauben Sie, ein paar Bäume auf einer Landstraße oder meinetwegen auch in Häusern wären Grund genug, auf diese Chance zu verzichten? Wozu gibt es schließlich Kettensägen?" "Falls Ihre Kettensägen überhaupt wirken! Sie reden von Materie aus einem anderen Universum, es ist nicht gesagt, daß die sich mit irdischen Sägen so einfach wegsensen läßt! Vielleicht sollten Sie mal mit Ihrem wissenschaftlichen Expeditionsleiter und Berater sprechen und ihm zur Abwechslung auch mal zuhören!" "Pah, mit diesem Befehlsverweigerer - sollte die Energiegewinnung aus der sogenannten Magie erforschen, und was tut er? Gurkt in der Weltgeschichte umher! Er war schon bei mir, so ist es ja nicht... aber mit dem befasse ich mich später, und wenn ich mit ihm fertig bin, wird er froh sein, wenn er noch als Altpapierverwalter das Archiv seiner Universität wird bearbeiten dürfen." "Ach, so sehen Sie das, Herr Oberst... und was ist mit den Menschen, die es erwischt hat und in deren Körpern Äste und Zweige erschienen sind? Auch egal?" "Paar Kollateralschäden gibt es immer", erwiderte Klank in hörbar gelangweiltem Ton. "Das bekommen wir schon in den Griff... und früher oder später werden auch ein paar Ihrer geliebten bunten Pferdchen in unserer gemeinsamen Welt stehen, womöglich festgehalten durch... Dinge, die bei uns eben dort stehen, wo die bei Ihnen gerade sind. Ausgleichende Gerechtigkeit, sozusagen." Er gähnte demonstrativ. "Und ich verrate Ihnen sogar nochwas: Sie können Ihr famoses Tor hier jetzt bewachen, wie Sie nur wollen, nur für den Fall, daß Ihr Versuch nicht klappt. Ich habe Truppenteile an den anderen Übergang, den Sie ja bereits kennengelernt haben, verlegt... ich kann also jederzeit zu Ihnen herein, und Sie können nichts dagegen tun. Also sollten Sie mir wohl besser keinen Anlaß geben, Ihnen netten Besuch zu schicken, finden Sie nicht?" Ein eiskalter Schrecken erfaßte mich - allerdings wohl nicht aus dem Grund, den Klank sich erhofft hatte. "Wissen Sie, wo Sie Ihre Leute da hingeschickt haben? Sie haben recht, ich war dort... aber wenn Sie nur einmal Ihrem wissenschaftlichen Leiter zugehört hätten, wüßten Sie, daß es dort keiner lange aushält - und da helfen auch keine gepanzerten Fahrzeuge. Ich glaube nicht, daß Ihre Männer es lange aushalten, in dieser Umgebung auszuharren - und zu welchen Amokläufen der dadurch entstehende Streß führen kann, haben wir vorhin bereits bei einer Spähwagenbesatzung gesehen." "Wozu gibt es denn Anti-Kinetose-Medikamente? Natürlich habe ich meinen Männern, die ich für diese Mission auserkoren habe, über ihre Verpflegung genug von dem Zeug eingeflößt, daß sie jetzt wahrscheinlich sogar eine zweistündige Achterbahnfahrt auf den wildesten Rollercoastern unserer Welt überstehen würden, ohne deswegen gleich zu kotzen, und sie würden nebenher sogar noch die Zeitung lesen können. Sie sehen, ich habe an alles gedacht." Die Selbstzufriedenheit in Klanks Stimme war nicht zu überhören, und natürlich ging er mit keiner Silbe auf den bereits erfolgten unerwünschten und unangenehmen Besuch seiner Soldaten in Ponyville ein. "Und Sie meinen, das hilft gegen Veränderungen in der Wirklichkeit selbst?" "Aber selbstverständlich. Ich habe Ihnen doch schon mal gesagt, Sie sollen sich nicht meinen Kopf zerbrechen... ich bin schließlich nicht umsonst Oberst, Sie Zivilist. Man merkt doch wirklich immer wieder, daß Sie nie beim Militär waren, sonst würden Sie nicht so dämlich daherfragen oder so blöd diskutieren." "Ihnen ist nicht zu helfen, Klank." "Oberst Klank für Sie, immer noch!!" "Meinetwegen auch das... Oberst." Ich konnte es mir nicht verkneifen, das Wort wie eine Beleidigung zu betonen. "Sie haben leider mit einer Sache recht: wir können nicht mehr alle denkbaren Übergänge bewachen. Sie aber genauswenig, Herr Oberst - und ich möchte mit niemandem tauschen, der einem der Alicorns begegnet, wenn diese ihre volle Stärke und Verteidigungskraft ausspielen, oder auch nur einem der begabten Unicorns. Wozu zum Beispiel Trixie in der Lage ist, habe ich gestern selbst gesehen und gespürt... Sie mögen sich auf Ihre Panzer und Raketen verlassen, die Wesen hier sind aber auch nicht so schutzlos, wie Sie zu glauben scheinen." "Werden wir ja sehen, ich gehe dieser Konfrontation jedenfalls bestimmt nicht freiwillig aus dem Weg. - Aber damit Sie Ihren Willen bekommen - und nebenbei auch unsere Regierung, die ist auch schon hibbelig, jedenfalls, soweit diese Sesselfurzer überhaupt kapieren, was hier im Moment geschieht - versuchen Sie meinetwegen mit Ihrer tollen... Magie, den Übergang hier zuzubekommen, damit habe ich auch meinen guten Willen zur Zusammenarbeit ausreichend demonstriert." Ein Rascheln erklang im Hintergrund, und ich konnte regelrecht hören, wie er sich in seinem Stuhl drohend nach vorn beugte, vermutlich auf den Monitor zu, auf dem ich zweifelsohne zu sehen sein mußte. "Aber ich warne Sie: sobald eines Ihrer Pferdchen hier herüber kommt, werte ich das als Angriff einer feindlichen Macht, und ich habe den Feuerbefehl bereits gegeben. Und verlassen Sie sich übrigens auch nicht darauf, daß die Soldaten hier ja gestern da drüben waren und jetzt gut Freund mit den possierlichen Tierchen sind: wie Sie bereits mitbekommen haben, habe ich einen guten Teil von Holzbergs Spaßmachertruppe gegen zuverlässige Leute und echte Soldaten austauschen lassen und bin immer noch dabei." Ich wollte zu einer weiteren geharnischten Antwort ansetzen, als ich eine sachte Berührung auf meiner Schulter spürte. Irritiert sah ich hinter mich - und direkt in die Augen von Prinzessin Celestia, die sich unbemerkt genähert und mich mit ihrem Vorderhuf angetippt hatte. In ihren großen violetten Augen stand eine unbestimmbare Trauer zu lesen, und sie schüttelte nur langsam den Kopf. Ich verstand die unausgesprochene Botschaft: offenbar hatte sie alles mit angehört (ich erinnerte mich, daß sie erwähnt hatte, daß Alicorns über ein herausragendes Gehör verfügten, welches wesentlich leistungsfähiger war als das normaler Ponys oder Menschen) und war zu dem Schluß gekommen, daß jede weitere Diskussion mit dem Oberst sinnlos war. Ich atmete tief aus, schloß für einen Moment die Augen und atmete wieder ein. "Dann wäre wohl alles gesagt - Herr Oberst Klank." Ohne auf seine Antwort zu warten, legte ich den Hörer auf. "Du kannst die Menschen nicht ändern... es hätte keinen Sinn gehabt, weiter zu streiten. Und ich sehe spätestens jetzt, daß du deine eigene Rasse durchaus objektiv eingeschätzt hast, als ich dich hierher geholt habe." "Du hast recht... leider. Aber der Typ ist wirklich das Allerletzte... droht der doch ganz offen damit, eventuell herüberkommende Ponys einfach abzuknallen!" Erst jetzt, da ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir ihre volle Tragweite bewußt, und eine Mischung aus Wut und Empörung kochte in mir hoch. Erneut schüttelte Celestia den Kopf. "Nein... rege dich nicht auf, es hat keinen Zweck. Solange Klank sich nur auf das Gebiet der Menschenwelt bezieht, besteht kein Grund zur Sorge für uns - ich wüßte nicht, daß irgendein Pony vor hätte, das Tor zu durchschreiten. Wenn du jetzt in Wut gerätst, hat er sein Ziel erreicht." Verblüfft hielt ich inne - das Alicorn hatte recht. "So gesehen... tatsächlich... aber woher weißt du das...?" Sie blinzelte, nun wieder sichtlich amüsiert. "Ich bin jetzt immerhin schon fast fünftausend Jahre alt... man lernt die Eigenarten intelligenter oder auch weniger intelligenter Lebewesen doch einigermaßen kennen in einer so langen Zeit. Und nun gehen wir der Magie besser aus dem Weg... ich darf empfehlen, daß du hinübergehst zu Rainbow Dash", sie neigte den Kopf, und tatsächlich sah ich das blaue Fliegerpony am Rand der Wiese stehen, "und den versammelten Magiern das Feld überläßt." Da dies sicher richtig war, tat ich, was sie gesagt hatte. Celestia nahm, nachdem sie Shining Armor einen Wink gegeben hatte, woraufhin dieser seinen Schutzschildzauber beendet und sich samt seiner Garden in eine sichere Entfernung zurückgezogen hatte, wieder einen Platz in der Mitte der versammelten Unicorns ein, direkt neben ihrer Schwester und ihrer bisherigen Studentin, während ich mich neben Rainbow stellte - und es dauerte nur einen Augenblick, bis sie sich eng an mich drückte. Ich ging in die Hocke und legte meinen Arm über ihre Mähne. "Jetzt wirds ernst, so, wie es aussieht... ich habe noch nie so viel magische Kraft auf einem Haufen versammelt gesehen, obwohl ich ja schon immer hier lebe. Schon irgendwie... beeindruckend", kommentierte sie, und es gehörte nicht viel Phantasie dazu, aus ihrer Stimme wenn schon nicht Angst, so doch gehörigen Respekt herauszuhören. "Ich hoffe, es geht gut... Twilight hat sich noch nie einer so schwierigen Aufgabe stellen müssen, von der so viel abhing wie jetzt." "Ich bin einfach einmal guten Mutes... immerhin sind Celestia und Luna ja auch noch zur Unterstützung da." Dann war es soweit. Twilight entfaltete ihre Flügel und stieg einige Meter in die Luft, und obwohl kein Laut zu hören war, verstanden sich die magischen Wesen offenbar auch ohne Worte. Alle schlossen die Augen. Der Kristall in Twilights Krone begann zu leuchten, genau wie ihr Horn, das von einer stärker werdenden magischen Aura eingehüllt wurde. Dann erschien wieder der mir bereits von gestern bekannte stabile Lichtbogen innerhalb der Krone (ich bezweifelte, daß es sich wirklich um einen Lichtbogen im irdischen Sinne handelte, aber es beschrieb zumindest hinreichend das Aussehen der Erscheinung). Auch die Hörner sämtlicher anderer Unicorns begannen erst schwach, dann stärker in ihren jeweiligen Farben zu schimmern und zu leuchten, um dann Strahlen aus Magie zu dem fliederfarbenen Alicorn zu schicken. Diese riß mit einem Ruck ihre Augen, die, wie ich es bereits gewohnt war, nur noch grell leuchtende Öffnungen im Kopf ohne sichtbare Sehorgane mehr waren, auf, dann schien sie die Kraft der Unicorns zu bündeln - und ein erst nur bleistiftdünner, dann aber rasch dicker werdender Strahl schoß auf das Tor zu, ein Strahl, der nach vielleicht einer halben Minute einen Durchmesser von gut einem halben Meter erreicht haben mochte und in allen nur vorstellbaren (und auch einigen eben nicht vorstellbaren) Farben leuchtete. Die Energie schoß auf den Übergang zwischen beiden Welten zu und hinein - zunächst, ohne daß irgend etwas Sichtbares passierte, der Strahl schien an der Grenze einfach zu verschwinden. Auch auf der Menschenseite wurde genau beobachtet, was geschah, und ich sah, wie die Soldaten - egal, ob es sich um Holzbergs oder Klanks Leute handelte, was man von außen ohnehin nicht feststellen konnte - fasziniert und ungläubig auf das Schauspiel starrten. Einige waren hinter Absperrungen in Deckung gegangen - zwar glaubte ich nicht, daß ihnen diese Deckung, sollte die Magie doch durch das Tor hindurchschießen, viel nützen würde, aber offenbar fühlten sie sich dort sicherer. Ich wandte meinen Blick wieder zu der Ansammlung aus magischen Wesen: auch Celestia und Luna hatten sich mit ihren Kräften beteiligt und wirkten wie jedes andere Unicorn mit, nur mit dem Unterschied, daß ihre Magie offenbar fehlerkorrigierend wirkte, denn die Strahlen, die ihre Hörner verließen, veränderten ständig ihre Farbe - von pastellbeige über das gesamte Spektrum bis hin zu giftgrün, grellviolett und tiefschwarz war bei den beiden Alicorns alles vertreten. Ich sah wieder zum Tor - und tatsächlich zeigte der magische Großeinsatz Wirkung! Langsam, aber sicher und immer noch schnell genug, daß man dabei zusehen konnte, verkleinerte sich die Öffnung zwischen den Universen. Das bizarre Gebilde vor uns schrumpfte Meter um Meter, und Stück für Stück kam wieder die Wiese von Applejacks Farm, die hier bis zur Verlagerung des Tors gewesen war, zum Vorschein. Der Übergang zwischen den Welten wurde zusehends kleiner, maß noch zwanzig Meter, jetzt noch zehn, und schrumpfte weiter - noch fünf Meter, noch vier. Noch immer schoß der vielfarbige Strahl aus magischer Energie in die Öffnung, die nun auch kaum noch zwei Meter hoch war, und sowohl Rainbow neben mir als auch ich warteten mit angehaltenem Atem, daß sie komplett verschwinden würde - der Erfolg war zum Greifen nah. In einem Roman wäre wohl auch genau das geschehen - aber dummerweise befanden wir uns nicht in einer erfundenen Geschichte. Das Tor war bei vielleicht drei Metern Weite und einer Höhe, die nur noch etwa mannshoch war, angekommen, als etwas geschah... der Strahl verlor an Stärke und Leuchtkraft, wurde unstet und begann zu flackern, und ich sah, wie sich die Gesichter der Alicorns verzerrten, als hätten sie Schmerzen. Das Tor verkleinerte sich nicht noch weiter, wurde aber wenigstens auch nicht wieder größer. Celestia, deren Gesicht inzwischen fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt war, löste ihre Verbindung zur gesammelten Magie und feuerte einen Strahl aus gestaltgewordener grüner Schwärze ab, aber es half nichts - und dann sah ich auch den Grund, weswegen der Vorgang ins Stocken geraten war und nun, da das wohlausgewogene Gleichgewicht der magischen Wesen aus dem Gleichgewicht geraten war, immer mehr Unicorns ihre Verbindung zu Twilights Magie trennten, ihre Augen wieder öffneten und sich verwirrt umsahen, als wären sie soeben aus einem langen, tiefen Traum erwacht. Ein himmelblaues Pony mit hellblauer Mähne und violetten Augen hatte sich offenbar als erstes aus der gesammelten Magie gelöst und war einige Schritte auf das Tor zugaloppiert. Mit einem eindeutig spöttischen Lächeln blickte sie sich noch einmal um, grüßte höhnisch mit dem Huf - und dann wandte sich Trixie um und rannte, bevor ein anderes Pony hätte eingreifen können, direkt in die Menschenwelt hinüber! "Trixie! Nicht! Du weißt nicht, worauf du dich da einläßt!", schrie ich in ihre Richtung, aber es war zu spät. Das magische Pony, das die meisten bisher nur als Bühnen- und Showmagierin gekannt hatten, erreichte das Militärcamp und bäumte sich stolz auf, als würde sie einen ihrer Showauftritte eröffnen. Sofort wurden Gewehre auf sie angelegt - was sie allerdings nicht im mindesten zu irritieren schien. Dann zündete sie eine ihrer Rauchbomben, so daß die direkte Sicht für einen Moment versperrt war - als wir durch die kleine verbliebene Öffnung zwischen den Welten wieder sehen konnten, was geschah, lag sie reglos am Boden, was die Soldaten allerdings nicht daran hinderte, weiterhin ihre Waffen auf sie gerichtet zu halten. Ein anderer Soldat hatte sich mit einem abgeschossenen Gewehr, dessen Lauf noch rauchte, dem Pony genähert, kniete neben ihr nieder, untersuchte sie scheinbar flüchtig, rief dann zwei oder drei seiner Kameraden herbei, und sie griffen zu und trugen das blaue Unicorn weg, aus unserem Blickfeld heraus. Ich glaubte, wieder einer verzerrten Wahrnehmung durch die Überlagerung der Welten zum Opfer gefallen zu sein, und offenbar ging es den anderen Ponys einschließlich der Prinzessinnen nicht anders, wie mir ein Blick in ihre schockierten Gesichter sagte. Aber was wir gesehen hatten, war real gewesen. Das Erschütternde war, daß wir den Soldaten, der mit noch rauchendem Gewehr auf die am Boden liegende Trixie zugegangen war, persönlich kannten. "D - Donnic...?", fragte Rainbow neben mir mit fast unhörbar leiser, aber heftig zitternder Stimme, um dann abrupt den Blick abzuwenden und sich an mich zu werfen, wobei sie mich mit ihren Flügeln umklammerte. "Warum?", schluchzte sie haltlos. "Warum von allen Menschen gerade Donnic?"